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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Läden. Er setzte den Hut fester auf und rannte los. Die Würfel rollten schneller.
    Mit Tuchballen voll gestopfte Regale säumten die Wände des Ladens vom Boden bis zur Decke; noch mehr Ware stapelte sich auf langen Tischen. Die Ladenbesitzerin war eine dürre Frau mit einer großen Warze auf dem Kinn, ihre Helferin war schlank und hübsch und schaute wütend drein. Mat kam gerade rechtzeitig in den Verkaufsraum geschossen, um zu hören, wie die Besitzerin sagte: »Zum letzten Mal, wenn ihr mir nicht sagt, was ihr hier wollt, lasse ich Nelsa die Stadtwächter holen.« Tuon und Selucia gingen mit noch immer hochgeschlagenen Kapuzen langsam eine Wand voller Stoffballen ab und blieben stehen, um ein Gewebe anzufassen, aber keine von ihnen schenkte der Besitzerin irgendwelche Beachtung.
    »Sie gehören zu mir«, stieß Mat atemlos hervor. Er zupfte den Geldbeutel aus der Tasche und warf ihn auf den nächsten freien Tisch. Das Klirren, das er bei seiner Landung machte, zauberte ein breites Lächeln auf das schmale Gesicht der Besitzerin. »Gebt ihnen, was immer sie wollen«, sagte er. Dann wandte er sich Tuon zu und fügte fest hinzu: »Wenn Ihr etwas kaufen wollt, dann hier. Ich hatte heute Morgen mehr Bewegung, als ich wollte.«
    Falls möglich, hätte er die Worte in dem Moment, in dem sie seinen Mund verließen, wieder zurückgenommen. Sprach man so zu einer Frau, dann sprang sie einem ins Gesicht wie die Flamme von einem von Aludras Feuerstöcken, jedes Mal. Aber Tuons große Augen schauten aus dem Schutz der Kapuze zu ihm hoch. Und ihre vollen Lippen wölbten sich zu einem leichten Lächeln. Es war ein persönliches Lächeln, allein für sie selbst bestimmt, nicht für ihn. Das Licht allein wusste, was es bedeuten sollte. Er hasste es, wenn Frauen das taten. Wenigstens hatten die Würfel nicht angehalten. Das musste doch ein gutes Zeichen sein, oder?
    Tuon brauchte keine Worte, um ihre Auswahl zu treffen, stumm deutete sie auf einen Ballen nach dem anderen und zeigte mit ihren kleinen dunklen Händen, wie viel die Besitzerin mit ihrer Schere abschneiden sollte. Die Frau machte die Arbeit selbst, statt sie an ihre Helferin zu delegieren, und unter diesen Umständen war das auch sicher angebracht. Rote Seide in vielen verschiedenen Farbtönen wurde von der langen, scharfen Schere abgeschnitten, und grüne Seide in ein paar Schattierungen und mehr Arten blauer Seide, als Mat sie für möglich gehalten hätte. Tuon wählte feines Leinen in verschiedenen Stärken und Bahnen heller Wolle - darüber besprach sie sich mit Selucia in gedämpftem Flüsterton -, aber in der Hauptsache nahm sie Seide. Mat bekam wesentlich weniger von seinem Geldbeutel zurück als erwartet.
    Nachdem der ganze Stoff zusammengefaltet und ordentlich verschnürt war, um dann in eine große Bahn aus grobem Leinen gepackt zu werden - die kostete nichts, vielen herzlichen Dank -, war er ein Bündel so dick wie das Gepäck eines Hausierers. Es überraschte Mat nicht im Mindesten, dass man von ihm erwartete, das Bündel auf den Schultern zu tragen, während er in der einen Hand noch seinen Hut halten musste. Da zog man seine besten Sachen an, kaufte einer Frau Seide, und sie fand trotzdem eine Möglichkeit, einen schuften zu lassen! Vielleicht ließ sie ihn auf diese Weise für seine harschen Worte bezahlen.
    Er zog viele Blicke starrender Narren auf sich, als er die Stadt im Schlepptau der beiden Frauen verließ. Sie rauschten so zufrieden daher wie Katzen, die an der Sahne genascht hatten. Selbst in ihre Umhänge gehüllt, sagte ihre Haltung alles. Die Sonne stand immer noch nicht im Zenit, aber die Schlange der Leute, die in die Vorstellung wollten, reichte bis fast zur Stadt. Die meisten zeigten auf ihn, als wäre er ein geschminkter Spaßmacher. Einer der großen Pferdeknechte, die die Münzenkiste bewachten, zeigte ein zahnlückiges Grinsen und öffnete den Mund, aber Mat warf ihm einen strengen Blick zu, und der Bursche entschied sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf die Münzen zu richten, die von den Städtern in den Glaskrug wanderten. Mat glaubte, noch nie so erleichtert gewesen zu sein, wieder in Lucas Zirkus zu sein.
    Mat und die beiden Frauen standen noch keine drei Schritte im Eingang, als Juilin angelaufen kam, wunderbarerweise einmal ohne Thera oder seine rote Mütze. Das Gesicht des Diebefängers hätte aus uralter Eiche geschnitzt sein können. Er musterte die Leute, die an ihnen vorbei zu den Vorstellungen strömten, und hielt die

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