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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ignorierte, außerdem wäre es wie eine auf dem Zelt gehisste Flagge gewesen, die allen verkündete, dass es möglicherweise etwas Interessantes zu belauschen gab. »Siuan, würdet Ihr uns bitte Tee bringen? Ich bin sicher, wir könnten alle eine heiße Tasse vertragen.«
    Maigan hob eine langfingrige Hand, als Siuan zum Eingang ging. »Ich habe in meinem Zelt einen Krug geminzten Honig«, sagte sie in majestätischem Tonfall. »Holt ihn. Und bedient Euch nicht selbst. Ich weiß noch, wie gern Ihr genascht habt. Beeilt Euch jetzt.« Maigan war eine Verbündete gewesen. Jetzt war sie eine der vielen Schwestern, die Siuan für die Spaltung der Weißen Burg verantwortlich machten.
    »Wie Ihr befehlt, Maigan«, erwiderte Siuan in demütigem Tonfall und beugte sogar leicht die Knie, bevor sie hinauseilte. Und sie beeilte sich tatsächlich. Maigan hatte den gleichen hohen Rang wie Myrelle oder Morvrin, und es gab keine Befehle oder Treueide, um sie hier zu beschützen. Die Frau mit dem langen Gesicht nickte knapp und zufrieden. Siuan hatte betteln müssen, um wieder in die Blaue Ajah aufgenommen zu werden, und Gerüchten zufolge hatte Maigan am hartnäckigsten auf dem Betteln bestanden.
    Morvrin entschuldigte sich und ging, vielleicht wollte sie Siuan aus irgendeinem Grund einholen, aber Myrelle nahm sich einen Hocker und fing mit Maigan einen Wettstreit an: Wer konnte die andere überzeugender ignorieren? Egwene konnte ihre gegenseitige Abneigung nicht begreifen. Manchmal konnten Menschen einander eben nicht ausstehen. Auf jeden Fall kam hier keine Unterhaltung zustande. Egwene nutzte die Gelegenheit, um die Berichte in Siuans Mappe durchzublättern, aber sie konnte sich nicht auf die Gerüchte aus Illian und die Andeutungen aus Cairhien konzentrieren. Es schien nichts auf die Geschichte hinzudeuten, die laut Theodrin die Gelben Sitzenden in helle Aufregung versetzt hatte. Hätte Siuan etwas gewusst, hätte sie es gesagt.
    Maigan und Myrelle starrten sie an, als gäbe es auf der Welt nichts Interessanteres, als dabei zuzusehen, wie sie die Seiten umblätterte. Sie hätte beide fortgeschickt, aber sie wollte wissen, was Myrelle über den Tag gedacht hatte, an dem Shadar Logoth vom Erdboden verschwunden war. Und sie konnte nicht eine wegschicken und die andere dabehalten. Sie sollten beide verflucht sein!
    Als Siuan mit einem Holztablett zurückkehrte, auf dem eine silberne Teekanne und Porzellantassen standen - und Maigans weißer Honigtopf -, folgte ihr ein Soldat in Rüstung ins Zeltinnere, ein junger Schienarer, der sein Haar bis auf einen Schopf abrasiert hatte. Jung und doch nicht jung. Ragans dunkle Wange wies eine wulstige weiße Narbe von einem Pfeilschuss auf, und sein Gesicht war auf die Weise hart, wie es nur das Gesicht eines Mannes sein konnte, der jede Stunde mit dem Tod lebte. Während Siuan die Teetassen verteilte, verbeugte er sich; mit der einen Hand hielt er einen mit einem Mondemblem versehenen Helm gegen die Hüfte gestemmt, die andere lag auf dem Schwertgriff.
    »Es ist meine Ehre zu dienen, Mutter«, sagte er förmlich.
    »Lord Bryne schickt mich. Er lässt Euch ausrichten, dass es den Anschein hat, dass die Stoßtrupps in der Nacht auf diese Flussseite übergesetzt haben. Mit Aes Sedai. Lord Bryne verdoppelt die Patrouillen. Er rät, dass die Schwestern in der Nähe des Lagers bleiben. Um Zwischenfälle zu vermeiden.«
    »Darf ich mich entschuldigen, Mutter?«, fragte Siuan mit dem leicht verlegenen Tonfall einer Frau, die plötzlich das dringende Bedürfnis verspürte, sich auf den Abort zu begeben.
    »Ja, ja«, sagte Egwene so ungeduldig, wie sie es zustande brachte, und wartete kaum, bis Siuan aus dem Zelt gestürmt war, bevor sie weitersprach. »Sagt Lord Bryne, dass Aes Sedai gehen, wohin sie wollen und wann sie wollen.« Sie ließ den Mund zuschnappen, bevor sie »Ragan« sagen konnte, aber das ließ sie nur ernster aussehen. Zumindest hoffte sie das.
    »Ich werde es ihm ausrichten, Mutter«, erwiderte er und machte erneut eine Verbeugung. »Herz und Seele dienen Euch.«
    Maigan lächelte schmal, als er ging. Sie verabscheute Soldaten - ihrer Ansicht nach waren Behüter gut und notwendig, Soldaten machten aber aus allem einen Schlamassel, den andere wieder in Ordnung bringen mussten -, und sie unterstützte alles, das auf Meinungsverschiedenheiten zwischen Egwene und Gareth Bryne hindeutete. Aber vielleicht war es besser, wenn man sagte, was Lelaine unterstützte. In dieser Hinsicht war

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