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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gehört, in denen Männer, die sich fünf oder zehn Jahre als Soldaten verdungen hatten, mit genügend Gold nach Hause kamen, um ein bequemes Leben zu führen, Geschichten von ganz gewöhnlichen Männern, die zu Generälen oder Lords aufstiegen. Für einen armen Mann, hatte Gareth schlicht gesagt, der eine Pike entlangstarrte, konnte es eine bessere Aussicht sein als das Hinterteil des Zugpferds, das einem anderen Mann gehörte. Selbst wenn es wahrscheinlicher war, dass er durch eine Pike starb, statt Ruhm und Reichtum zu ernten. Eine bittere Betrachtungsweise, aber sie vermutete, dass die meisten der Männer auf den Schiffen es genauso sahen. Und genauso hatte sie ihr Heer zusammenbekommen. Für jeden Mann, der die Usurpatorin vom Amyrlin-Sitz gezerrt sehen wollte, für jeden Mann, der überhaupt wusste, wer Elaida war, hatten zehn wenn nicht sogar hundert des Soldes wegen angeheuert. Einige der Männer auf dem Schiff hoben die Hände, um den Wächtern auf den Hafenwällen zu zeigen, dass sie keine Waffen hielten.
    »Nein«, sagte sie, und Lord Gareth seufzte. Seine Stimme blieb ruhig, aber seine Worte waren kaum tröstlich, als er sprach.
    »Mutter, so lange die Häfen offen bleiben, wird Tar Valon besser versorgt sein, als wir es sind, und statt vom Hunger geschwächt zu werden, wird die Burgwache größer und stärker. Ich bezweifle sehr, dass Elaida Chubain einen Ausfall auf unsere Truppen erlauben wird, so sehr ich mir das auch wünschen würde. Jeder Tag, den Ihr abwartet, wird die Schlachterrechnung, die früher oder später bezahlt werden muss, nur noch erhöhen. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es am Ende zu einem Sturmangriff kommen wird, und das hat sich auch nicht geändert, aber alles andere schon. Lasst die Schwestern mich und meine Männer im Inneren der Stadtmauern absetzen, und ich kann Tar Valon erobern. Es wird nicht sauber sein. Das ist es nie. Aber ich kann die Stadt für Euch nehmen. Und es werden weniger sterben, als wenn Ihr es hinauszögert.«
    Ihr Magen zog sich so fest zusammen, dass sie kaum Luft bekam. Schritt für Schritt führte sie die Novizinnenübungen durch, um den Knoten zu lösen. Das Ufer hält den Fluss, führt ihn, ohne ihn zu kontrollieren. In ihr breitete sich Ruhe aus.
    Zu viele Leute waren Zeuge von der Benutzung von Wegetoren geworden, und in gewisser Weise repräsentierte Gareth die schlimmsten von ihnen. Sein Geschäft war der Krieg, und darin war er sehr gut. Sobald ihm klar geworden war, dass mehr als nur eine kleine Gruppe ein Wegetor passieren konnte, hatte er die Konsequenzen erkannt. Selbst die großen Mauern von Tar Valon, die jenseits der Reichweite eines jeden Belagerungskatapults lagen, das nicht auf einer Barke schwamm, und die mit der Macht verstärkt werden konnten, bis nicht einmal das größte Katapult ihnen etwas anhaben konnte, hätten genauso gut aus Papier bestehen können, wenn sie gegen ein Heer antraten, das das Schnelle Reisen beherrschte. Aber ob nun Gareth Bryne es begriffen hatte oder nicht, andere Männer würden die Idee aufgreifen. Die Asha'man hatten es anscheinend bereits getan. Der Krieg war schon immer hässlich gewesen, jetzt würde er noch hässlicher werden.
    »Nein«, beharrte sie. »Ich weiß, dass Menschen sterben werden, bevor das hier vorbei ist.« Das Licht sollte ihr beistehen, sie brauchte nur die Augen zu schließen, um sie sterben zu sehen. Aber noch mehr Menschen würden sterben, wenn sie die falschen Entscheidungen traf, und nicht nur hier an diesem Ort. »Aber ich muss die Burg am Leben erhalten - für Tarmon Gai'don, um zwischen der Welt und den Asha'man zu stehen, und die Burg wird sterben, wenn es so weit kommt, dass sich Schwestern in den Straßen von Tar Valon gegenseitig umbringen.« Das war schon einmal geschehen. Es durfte kein zweites Mal passieren. »Wenn die Weiße Burg stirbt, stirbt die Hoffnung. Ich sollte Euch das nicht noch einmal erklären müssen.«
    Daishar warf schnaubend den Kopf hoch und machte einen Satz, als hätte er ihre Gereiztheit gespürt, aber sie zügelte ihn energisch und schob das Fernrohr in das Lederfutteral, das am Sattel hing. Die Vögel flogen davon, als die dicke Kette, die den Nordhafen blockierte, sich senkte. Sie würde weiter unter der Oberfläche versunken sein, bevor das erste Schiff die Hafenmündung erreichte. Wie lange war es her, dass sie Tar Valon auf der gleichen Route erreicht hatte? Es schien jenseits ihres Erinnerungsvermögens zu liegen. In einem anderen, längst

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