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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Stadtmauern sprangen förmlich in ihrem Sichtfeld heran. Sie konzentrierte sich auf die hohen, ringförmigen Mauern des Nordhafens, der flussaufwärts in die Strömungen hineinragte. Auf den Wehrgängen, die den Hafen umrundeten, bewegten sich Menschen zielstrebig, aber aus dieser Entfernung konnte sie kaum die Männer von den Frauen unterscheiden. Trotzdem war sie froh, dass sie nicht ihre Stola, mit den sieben Farbstreifen trug und dass ihr Gesicht tief im Schatten der Kapuze lag, nur für den Fall, dass dort unten jemand ein besseres Fernrohr als sie hatte. Die breite Öffnung des von Menschenhand errichteten Hafens wurde von einer massiven Eisenkette blockiert, die mehrere Fuß über dem Wasser gespannt war. Winzige Punkte auf dem Wasser, Vögel, die vor dem Hafen nach Beutefischen tauchten, verliehen der Kette einen Maßstab. Ein schrittlanges Glied hätte zwei Männer benötigt, um hochgehoben werden zu können. Ein Ruderboot hätte vielleicht unter der Barriere hindurchschlüpfen können, aber kein Schiff von welcher Größe auch immer würde dort einlaufen, es sei denn, die Weiße Burg erlaubte es. Natürlich war die Kette nur dazu gedacht, die Feinde fern zu halten.
    »Da sind sie, Mutter«, murmelte Lord Gareth, und sie senkte das Fernrohr. Ihr General war ein stämmiger Mann mit einem einfachen Brustharnisch über einem schmucklosen braunen Mantel; es gab weder eine Spur von Gold noch irgendwelche Verzierungen. Das Gesicht hinter den Stangen des Helmvisiers war offen und von den Elementen gezeichnet, und die Jahre hatten ihm eine seltsame Art von vertraueneinflößender Ruhe verliehen. Sollte sich die Grube des Verderbens vor ihm auftun, würde er seine Angst verdrängen und alles Nötige tun. Und andere Männer würden ihm folgen. Er hatte auf einem Schlachtfeld nach dem anderen bewiesen, dass sein Weg der Weg zum Sieg war. Ein guter Mann, der ihr da folgte. Ihr Blick folgte der Hand mit dem Panzerhandschuh, die flussaufwärts zeigte.
    Gerade bogen fünf, sechs - nein, sieben - Flussschiffe um eine Landspitze und schnitten Bahnen in den Erinin. Sie waren groß, was die Schiffe anging, die diesen Fluss befuhren; Dreimaster, deren Dreieckssegel sich wölbten, und ihre langen Ruder schnitten hart in das blaugrüne Wasser, um noch für etwas zusätzliche Fahrt zu sorgen. Alles an diesem Dreimaster kündete von dem Verlangen nach Schnelligkeit, dem Verlangen, Tar Valon jetzt zu erreichen! Der Fluss war hier tief genug, dass die Schiffe an einigen Stellen auf Rufweite an den Ufern vorbeifahren konnten, aber diese hier segelten fast in einer Reihe in der Mitte des Erinin, so gut das den Steuermännern gelang. Matrosen, die sich oben an den Masten festklammerten, beobachteten die Ufer, und sie hielten nicht nach Untiefen Ausschau.
    Tatsächlich hatten sie nichts zu befürchten, solange sie außer Bogenschussweite blieben. Gewiss, von ihrem Standpunkt hätte Egwene jedes Einzelne dieser Schiffe in Brand stecken oder einfach Löcher in ihre Rümpfe schneiden und sie versenken können. Eine Arbeit von wenigen Augenblicken. Aber das würde unweigerlich bedeuten, dass alle an Bord ertrinken würden. Die Strömungen waren stark, das Wasser eiskalt, und die Strecke zum Ufer lang - jedenfalls für jene, die schwimmen konnten. Selbst nur ein Tod würde die Macht für sie zu einer Waffe werden lassen. Sie versuchte so zu leben, als wäre sie bereits durch die Drei Eide gebunden, und die Eide beschützten jene auf den Schiffen vor ihr und anderen Schwestern. Eine Schwester, die auf den Eidstab geschworen hatte, würde nicht dazu imstande sein, diese Gewebe zu benutzen, sie möglicherweise nicht einmal erschaffen können. Falls sie sich nicht selbst davon überzeugen konnte, dass diese Schiffe eine unmittelbare Gefahr für sie darstellten. Aber offensichtlich glaubten weder die Kapitäne noch die Mannschaften daran.
    Als die Flussschiffe näher kamen, hallten aus der Ferne dünne Rufe über das Wasser. Die Ausgucke auf den Masten zeigten auf sie und Gareth, und es wurde schnell ersichtlich, dass man sie für eine Aes Sedai mit ihrem Behüter hielt. Oder die Kapitäne waren zumindest nicht bereit, das Risiko einzugehen, dass sie etwas anderes war. Einen Augenblick später vergrößerte sich die Zahl der Ruderschläge. Nur um einen Bruchteil, aber die Ruderer strengten sich an, diesen Bruchteil zu erreichen. Eine Frau auf dem Quarterdeck des Führungsschiffs - vermutlich der Kapitän - winkte mit den Armen, als würde sie eine

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