Die weiße Frau von Devils Rock
Arzt denken, der ihr in diesen schlimmen Stunden der einzige Vertraute gewesen war.
Trauer war in ihrem Herzen, denn nicht einmal in dieser Zeit hatte sie auf ihren Ehemann zählen können. Wären sie nur nie nach Schottland gekommen. Ashton war seitdem nicht mehr der Mann, den sie einst aus Liebe geheiratet hatte.
Tränen verschleierten ihren Blick, und als sie die Tür leise ins Schloss fallen hörte, begann sie zu schluchzen. Eine immer intensiver werdende Sehnsucht nach Marvin ergriff sie, die sie sich nicht erklären konnte.
Ashton blieb einen Moment lang vor der Türe stehen. Was war nur geschehen, dass er fluchtartig das Haus verlassen mußte? Wenn er zurück dachte, gähnte da ein großes schwarzes Loch in seiner Erinnerung.
Die Dunkelheit, die ihn umgab, empfand er als angenehm. Er atmete tief die kühle Nachtluft ein, die nach nasser Erde und Moder roch. Er fühlte sich wie betrunken, schwankte ein wenig und versuchte verzweifelt, auf den Beinen zu bleiben.
Endlich hatte er sich ein wenig erholt. Der Schatten vor sein en Augen erhellte sich. Mit schweren Schritten schleppte er sich auf den Hügel zu, den er als Ziel gewählt hatte. Warum gerade diesen Hügel, das wusste er nicht. Der Weg war nicht sehr steil, und doch kostete es Ashton fast übermenschliche Kraft, ihn zu gehen. Etwas war da, das ihn magisch anzog, auch wenn er es nicht in Worte fassen konnte.
"Peter…"
Der Mann blieb stehen. Er lauschte auf die Stimme, die ihm fremd war und doch so vertraut. Sie rief Gefühle in ihm wach, die er gar nicht kannte. Liebe war dabei und Verzweiflung über eine Schuld, die er auf sich geladen hatte.
Ashton verstand es nicht. Sein Atem ging schwer und der Druck auf seine Kehle verstärkte sich zusehends. Er hatte das Gefühl, plötzlich keine Luft mehr zu bekommen. Sein Herz raste. Er blieb stehen und versuchte, tief zu atmen, bis ihm besser wurde.
Nach einer Zeit hatte sich sein Herzschlag beruhigt. Seine Beine spürten wieder festen Boden und er konnte seinen Weg fortsetzen. Da war sie wieder, diese Stimme, süß und lockend, ernst und drohend zugleich. Es war eine Frauenstimme, das konnte er deutlich erkennen, aber sie gehörte nicht Charlene.
"Serena, ich komme."
Ashton erschrak. Die Worte, laut hinausgeschrieen, hatte er gesagt, er selbst. Er konnte sie noch in seinem Innern nachhallen hören. Serena – wer war Serena?
Wieder verharrte er mitten in der Bewegung. Sein Gefühl sagte ihm, dass er zurückgehen sollte. Doch die Sehnsucht, die sein Inneres erfüllte, zwang ihn zum Weitergehen, obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte.
Dann hatte er den Hügel erklommen. Zufrieden schaute er sich um. Ihm war zumute, als hätte er eine große Aufgabe mit Erfolg geschafft. Er wusste nicht, weshalb ihm das so wichtig war, aber er akzeptierte es einfach.
Die Wolken hatten sich etwas verzogen und gaben einen ebenmäßig dunklen Nachthimmel frei. Ein leichter Wind kam auf und zupfte an seiner weiten Jacke, die seinen mageren Körper locker umgab.
Ashton hob sein erhitztes Gesicht zum Himmel und starrte blicklos ins Leere. Er atmete schwer. Seine Lippen formten Worte, die niemand hören konnte.
Auf einmal kam Leben in den Mann. Zuerst zuckte er erschrocken zusammen, und dann lief er los, auf der anderen Seite des Hügels wieder hinunter. Dort vorne war die dunkle S ilhouette des Waldes, davor das graue Gestein von Devils Rock, zu erkennen, der sich drohend gegen den grauen Himmelhintergrund abhob.
"Serena!"
Sein Schrei durchschnitt die Stille der Nacht. Er war wie von Sinnen. "Serena! Wo bist du, Serena." Er rannte und rannte, bis er den Waldrand erreicht hatte. Vor dem Gerippe eines toten Baumes blieb er abrupt stehen. Er zitterte am ganzen Körper. Mit beiden Armen umschlang er den nassen Stamm und hielt sich wie ein Ertrinkender daran fest. "Serena…", wimmerte er nur immer wieder. "Serena…"
Zusammengekauert kniete er jetzt vor dem Baum und hielt sich mit beiden Händen den Kopf fest, den er auf dem nassen Boden aufgestützt hatte. So konnte er auch nicht die Frau sehen, die langsam aber zielstrebig auf ihn zukam. Sie ging nicht, sie schwebte nur wenig über dem Boden, aber ihre Füße berührten ihn nicht. Dann stand sie neben ihm und starrte eine ganze Zeitlang auf ihn herab. "Peter", sagte sie leise und es klang wie der Hauch des Windes.
Der Mann hielt inne und nahm die Hände von seinem Kopf. Langsam drehte
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