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Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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Der gellende Schrei einer Frau holte ihn in die Gegenwart zurück. Er kannte diese Stimme, die da so gnadenlos an sein Ohr drang. Sie zerriss seine Gedanken und ließ seine Hände zittern. Er taumelte.
       "Nicht, Ashton, was machst du denn da?" Zwei Hände packten seine Beine und hielten ihn fest. So gelang es ihm, das Gleichgewicht wiederzufinden und nicht von dem Felsbrocken zu stürzen, was unweigerlich sein Tod gewesen wäre.
       Mühsam kletterte er hinunter und stand vor der Frau, die ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrte.
       "Ich weiß nicht, was…", stammelte er.
       "Warum tust du so etwas, Ashton?" Sie war den Tränen nahe. "Was ist nur passiert mit uns. Ich konnte nicht einschlafen und hatte auf einmal das Gefühl, du brauchst mich. Dann bin ich aufgestanden und dir gefolgt."
       "Du hast mir das Leben gerettet."
       "Warum wolltest du sterben?"
    Er schaute zu dem toten Baum und sah den Galgenstrick, der noch immer hin und her baumelte. "Um Himmels willen, was hab ich getan?", fragte Ashton entsetzt. "Wo kommt dieser Strick her? Es ist nicht meiner." Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
       "Warum, Darling, warum nur." Charlene brach in haltloses Schluchzen aus. "Du liebst mich nicht mehr. Sag es doch, dann trennen wir uns. Ich bin mit allem einverstanden, nur bitte bleib am Leben."
       Liebevoll nahm Ashton seine Frau in die Arme. Auch er war sehr verzweifelt, doch noch mehr verwirrt. "Ich wollte mich nicht wirklich umbringen", murmelte er und schüttelte den Kopf. "Wer hat hier den Strick aufgehangen? Ich war es jedenfalls nicht."
       "Ach Ashton, sag doch wenigstens die Wahrheit. Was ist nur los mit dir? Hast du Probleme, die du mit mir nicht besprechen willst? Dann rede mit Marvin oder mit Laird Ian. Das sind beide sehr vernünftigen Männer."
       "Wenn ich Probleme habe, dann bespreche ich die mit meiner Frau", fuhr der Mann zornig auf. "Ich weiß nicht, welcher Teufel mir ins Ohr geflüstert hat, dass ich mich an diesem unseligen Strick aufhängen soll. Es war wie ein Zwang. Ich war nicht mehr ich, als ich auf diesen Felsen geklettert bin."
       "Sag mir doch die Wahrheit", bettelte Charlene verzweifelt, denn sie glaubte ihm nicht. "Ich bin ja bereit, alles zu tun, damit du glücklich bist."
       "Ich wollte mich nicht umbringen, wie oft soll ich das denn noch sagen?" Er war so zornig, dass seine Hände ihre Oberarme ziemlich kräftig anpackten, bis sie vor Schmerz aufschrie.
       "Dann erklär mir, was das alles zu bedeuten hat. Seit wir hier sind, bist du ein anderer Mensch. Ich kenne dich nicht wieder." Charlene hatte mit Schluchzen aufgehört. Langsam begann sie zu akzeptieren, dass es hier um etwas ganz anderes ging als um einen Selbstmordversuch.
       "Ich weiß es nicht." Ashton ließ sie abrupt los und drehte sich um, starrte zu dem dunklen Wald, der sich wie eine Mauer in nicht allzu großer Entfernung erhob.
       "Lass uns nach Hause fahren. Vielleicht wird dann wieder alles so, wie es ganz früher war, ehe diese seltsamen Vorfälle unser Leben zerstörten. Ich will nach London zurück. Bitte, Ashton, lass es uns noch einmal versuchen." Charlene war inzwischen alles Recht, wenn nur wieder Ruhe in ihr Leben einkehrte. Lieber würde sie jede Nacht an Christinas Bett wachen, bis der Alptraum vorbei war, als dieses Grauen immer wieder zu erleben, das ihr hier geboten wurde.
       "Da war die Frau."
       "Welche Frau?"
       "Eine wunderschöne Frau, die sagte…" Wieder schüttelte er den Kopf. "Serena."
       Charlene erstarrte. "Wer ist Serena? Liebst du eine andere?" Sie hatte das Gefühl, als müsse sich gleich der Boden unter ihren Füßen auftun. "Rede mit mir, Ashton. Oder bin ich dir das nicht mehr wert?"
       Der Mann kam zu ihr zurück. Bruchstücke seiner Unterhaltung mit dieser Frau fielen ihm wieder ein, aber sie waren so zusammenhanglos, dass er sie nicht mal weitergeben konnte. "Ich liebe dich, Charlene, das ist alles, was ich dir im Moment sagen kann. Aber ich weiß, dass es da noch diese Frau gibt. Ich kenne sie, aber ich weiß nicht, wer sie ist und in welcher Verbindung sie zu mir steht."
       "Serena." Charlene schluckte die aufsteigenden Tränen tapfer hinunter. "Du liebst sie. Mehr als mich. Sag es mir, damit ich mich an diesen Gedanken gewöhnen kann."
       "Sie war mir wahrscheinlich einmal wichtig, aber ich kann mich nicht erinnern", antwortete er und verzog gequält das Gesicht. "Lass mich nachdenken, ich bin sicher, es fällt

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