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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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beherrscht. Die Unterhaltung findet auf Italienisch statt, da auch er Italiener ist. Nach schrecklichen 36 Stunden ist auch ihr Mädchen durch Glockengeburt auf der Welt.
    An diesem Abend, die Besuchszeit ist gerade vorbei, erscheint mein Darling. Am Morgen hat er über Radiocall von der Geburt unserer Tochter erfahren und sich sofort zu Fuß auf den Weg nach Wamba gemacht. Er hat sich besonders schön bemalt und frisiert und begrüßt mich freudig. Er hat Fleisch und ein wunderschönes Kleid für mich dabei. Sofort möchte er Napirai sehen, doch die Schwestern wehren ab und vertrösten ihn auf morgen. Obwohl er enttäuscht ist, strahlt er mich stolz und glücklich an, was mich wieder hoffen läßt. Als er das Spital verlassen muß, beschließt er, in Wamba zu übernachten, um zur ersten Besuchszeit hier zu sein. Mit kleinen Geschenken beladen kommt er ins Zimmer, als ich gerade Napirai stille. Selig nimmt er seine Tochter in die Arme und trägt sie in die Sonne. Sie schaut ihn neugierig an, und er kann gar nicht mehr von ihr lassen. Schon lange habe ich ihn nicht mehr so fröhlich erlebt. Ich bin gerührt und weiß, jetzt wird alles wieder gut.
    Die ersten Tage mit dem Baby sind anstrengend. Ich bin immer noch recht schwach, habe zu wenig Gewicht, und die genähte Scheide schmerzt sehr beim Sitzen. Nachts weckt mich mein Mädchen zwei- bis dreimal, entweder um an die Brust zu kommen oder um gewickelt zu werden. Schläft sie endlich einmal, schreit sicher das Kind von Sophia. Hier benützt man Stoffwindeln, und gewaschen werden die Babys in kleinen Waschbecken. Mit dem Wickeln bin ich noch nicht so vertraut. Meine gestrickten Sachen ziehe ich ihr nicht an, aus lauter Angst, ich könnte ihr dabei die Ärmchen oder Beinchen verletzen. So liegt sie bis auf die Windeln nackt in einer Babydecke. Während mein Mann uns betrachtet, stellt er zufrieden fest: »She is looking like me!«
    Er besucht uns täglich, doch wird er allmählich ungeduldig und möchte mit seiner Familie nach Hause gehen. Aber ich bin noch zu schwach und habe ein wenig Sorge, mit dem Baby auf mich allein gestellt zu sein. Windeln waschen, kochen, Holz suchen und vielleicht wieder im Shop mithelfen, erscheint mir fast unmöglich. Der Shop ist seit drei Wochen geschlossen, da nur noch Maismehl übrig ist und der Boy nicht mehr zuverlässig zu sein schien, wie mir Lketinga mitteilt. Außerdem besteht keine Fahrmöglichkeit, da er zu Fuß hier ist, denn mit unserem Wagen gab es wieder einmal Probleme. Diesmal sei es die Gangschaltung, hat Giuliani festgestellt. Also muß er zuerst nach Hause, um uns mit dem Landrover abzuholen, falls er repariert ist.
    Das gibt mir die Möglichkeit, sicherer zu werden. Auch die Ärztin ist froh, daß ich noch ein paar Tage bleibe. Sophia hingegen verläßt am fünften Tag nach der Niederkunft das Spital und kehrt nach Maralal zurück. Drei Tage später kommt mein Mann mit dem reparierten Wagen. Ohne Pater Giuliani wären wir wirklich hilflos. Ich will nun auch fort von Wamba, denn seit Sophia gegangen ist, habe ich schon die zweite Samburu-Mutter im Zimmer. Die erste, eine alt aussehende, ausgemergelte Frau, die ihr zehntes Kind als Frühgeburt hier bekommen hat, ist in derselben Nacht an Schwäche und Anämie gestorben. Es war einfach nicht möglich, in so kurzer Zeit die Familie der Frau zu benachrichtigen, damit ein geeigneter Blutspender gefunden werden konnte. Die Aufregung dieser Nacht hat mich Kraft gekostet, so daß ich nur noch weg will.
    Stolz steht der frische Papa mit seiner Tochter auf dem Arm bei der Rezeption, während ich die Rechnung bezahle. Die 22 Tage inklusive Geburt kosten lediglich 80 Franken, ich kann es kaum glauben. Für den flying doctor hingegen muß ich tiefer in die Tasche greifen und 800 Franken bezahlen. Doch was ist das schon gegen unser beider Leben!
    Seit langem sitze ich wieder einmal am Steuer, und mein Mann hält Napirai. Aber schon nach den ersten hundert Metern schreit das Baby wegen des gräßlichen Lärms, den der Wagen macht. Lketinga versucht, es mit Singen zu beruhigen, doch es nützt nichts. Nun fährt mein Mann, und ich halte Napirai an die Brust, so gut es geht. Jedenfalls erreichen wir Maralal, bevor es Abend ist. Ich muß noch Windeln, einige Kleidchen und Babydecken besorgen. Auch Lebensmittel wollen wir einkaufen, da es in Barsaloi seit Wochen nichts gibt. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als ins Lodging zu gehen. Um nur ein Dutzend Windeln zu finden, laufe ich durch

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