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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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wir wieder öffnen. Im Moment jedoch sehe ich keine Möglichkeit, wieder zu arbeiten. Ich müßte dazu nach Maralal und einen Laster organisieren. Mit unserem Wagen aber habe ich zu große Angst, mit dem Baby irgendwo steckenzubleiben. Die Gangschaltung ist nur notdürftig gerichtet, das Zündschloß völlig verwürgt und manches andere reparaturbedürftig.
    Eines Tages kommt der Mini-Chief zu uns und beklagt sich über den Hunger der Leute. Er weiß, daß noch einige Maismehlsäcke im Shop sind und bittet uns, wenigstens diese zu verkaufen. Widerwillig gehe ich in den Shop, um die Säcke zu zählen. Mein Mann kommt mit. Als wir jedoch den ersten Sack öffnen, wird mir fast übel. Obenauf kriechen fette, weiße Maden, dazwischen tummeln sich kleine, schwarze Käfer. Wir öffnen die anderen Säcke, und überall bietet sich das gleiche Bild. Der Chief stochert im Sack herum und meint, nach der oberen Schicht würde es besser. Doch ich weigere mich, dieses Zeug unter die Leute zu bringen.
    Inzwischen scheint es sich in Windeseile herumgesprochen zu haben, daß wir noch Maismehl besitzen. Immer mehr Frauen stehen im Shop und sind bereit, auch dieses zu kaufen. Wir besprechen die Lage, und ich biete an, alles zu verschenken. Das lehnt der Mini-Chief ab und sagt, das würde in kurzer Zeit zu Mord und Totschlag führen, wir sollen zu einem billigeren Preis verkaufen. Mittlerweile stehen fünfzig oder mehr Personen im und vor dem Shop und halten ihre Säcke und Tüten auf. Ich aber kann nicht in diese Säcke greifen, da es mich vor dem Gekrabbel der Maden graust. Schließlich habe ich auch noch Napirai auf dem Arm. Ich gehe los, um zu Hause bei Mama nach dem älteren Bruder zu suchen. Er ist da und kommt mit zum Shop. Napirai gebe ich Mama. Wir kommen gerade noch rechtzeitig. Der Chief hindert die Leute daran, den Laden zu stürmen, während Lketinga verkauft. Jede Person darf nur maximal drei Kilogramm kaufen. Ich lege die Kilosteine auf die Waage und kassiere. Die beiden Männer füllen das unappetitliche Maismehl ab. Wir arbeiten wie verrückt und sind froh, daß der Chief einigermaßen Ordnung hält. Gegen 20 Uhr sind alle Säcke verkauft, und wir sind völlig erledigt. Aber endlich ist wieder etwas Geld in der Kasse.
    Der Verkauf und die Einsicht in die Notwendigkeit unseres Shops beschäftigen mich am Ende dieses Tages sehr. Doch viel Zeit bleibt mir nicht, ich muß zu meinem Baby nach Hause. Voller Sorge eile ich im Dunkeln zu den Manyattas. Mein Kind hat schon mehr als sechs Stunden keine Brust mehr gehabt, und ich erwarte, eine völlig aufgelöste Tochter vorzufinden. Als ich mich der Manyatta nähere, vernehme ich keinen Laut von ihr, dafür singt Mama. Ich krieche hinein und sehe verblüfft, wie mein Mädchen an der großen, langen, schwarzen Brust der Mama saugt. Bei diesem Anblick kann ich nur staunen. Mama lacht, während sie mir mein nacktes Baby entgegenstreckt. Als Napirai meine Stimme hört, schreit sie gleich los, um sich aber sofort wieder an meiner Brust festzusaugen. Ich bin immer noch sprachlos, daß Mama sie mit ihrer leeren Brust so lange beruhigen konnte.
    Kurze Zeit später erscheint mein Mann, und ich erzähle ihm davon. Er lacht und meint, das sei normal hier. Auch Saguna sei zu ihr gekommen, schon als kleines Baby, weil das hier so üblich sei. Das erste Mädchen der Söhne bekommt die Mama als spätere Haushaltshilfe. Sie zieht es praktisch von Geburt an mit ihrer Brust und Kuhmilch auf. Ich betrachte mein Mädchen. Obwohl es vor Dreck steht und nach Rauch riecht, bin ich sehr zufrieden und mir dennoch gewiß, mein Kind niemals irgend jemandem zu überlassen.
    Wir trinken Chai bei Mama und gehen dann zurück in unser Haus. Stolz trägt Lketinga Napirai. Vor der Tür wartet der Chief. Natürlich muß ich ihm nochmals Chai kochen, obwohl ich keine Lust dazu habe. Plötzlich steht Lketinga auf, holt aus der Geldschachtel 200 Schillinge und gibt das Geld dem Chief. Ich weiß nicht wofür, doch halte ich den Mund. Nachdem er gegangen ist, erfahre ich, daß er das Geld für seine Sicherheitshilfe im Shop verlangt hat. Mich ärgert das, da er uns wieder hereingelegt hat. Er wollte ja unbedingt, daß wir verkaufen, und es war seine Pflicht, als Chief für Ordnung zu sorgen, dafür wird er vom Staat bezahlt. All dies versuche ich Lketinga schonend beizubringen und stelle erfreut fest, daß er sich diesmal selber ärgert und mir zustimmt.
    Der Shop bleibt weiterhin geschlossen. Der Bursche, der mit

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