Die Weisse Massai
ich und sage nichts dazu.
Nach der ersten Nacht beschließen wir, ein Bett zu kaufen. In der vergangenen Nacht konnte ich kein Auge schließen, denn Priscilla und ich teilten uns ein schmales Bett, während Esther an der anderen Seite auf dem zweiten Bett schlief. Da Priscilla recht voluminös ist, habe ich kaum Platz und muß mich am Bettrand festhalten, um nicht dauernd auf sie zu rutschen.
Also fahren wir nach Ukunda und laufen bei 40 Grad im Schatten von einem Händler zum nächsten. Der erste hat kein Doppelbett, könnte dies jedoch in drei Tagen herstellen. Ich aber möchte jetzt eines. Beim nächsten finden wir ein wunderschön geschnitztes Bett für etwa achtzig Franken. Ich will es sofort kaufen, doch Priscilla meint entrüstet: »Too much!« Ich glaube, mich verhört zu haben. Für dieses Geld ein so schönes Doppelbett und handgefertigt! Aber Priscilla marschiert weiter. »Come, Corinne, too much!« So geht es den halben Nachmittag, bis ich endlich für sechzig Franken eines kaufen kann. Der Handwerker zerlegt es, und wir transportieren alles zur Hauptstraße. Priscilla besorgt noch eine Schaumstoffmatratze, und nach einer Stunde Warten in brütender Hitze an der staubigen Straße fahren wir mit einem Matatu wieder bis zum Hotel, wo alles abgeladen wird. Jetzt stehen wir da mit den Einzelteilen, die natürlich schwer sind, da alles aus massivem Holz besteht.
Ratlos schauen wir uns um, als drei Massai vom Strand kommen. Priscilla spricht mit ihnen, und sofort helfen uns die sonst arbeitsscheuen Krieger, mein neues Doppelbett ins Village zu tragen. Ich muß mir das Lachen verkneifen, denn das Ganze sieht wirklich komisch aus. Als wir endlich beim Häuschen ankommen, will ich mich sofort an die Arbeit machen und das Bett zusammenschrauben, habe aber keine Chance, denn jeder der Massai will dies für mich erledigen. Inzwischen sind es bereits sechs Männer, die sich an meinem Bett zu schaffen machen.
Spät abends können wir uns erschöpft auf den Bettrand setzen. Für alle Helfer gibt es Tee, und es wird wieder einmal in der mir unverständlichen Massai-Sprache gesprochen. Von den Kriegern werde ich abwechselnd gemustert, und ab und zu verstehe ich den Namen Lketinga. Nach etwa einer Stunde verlassen uns alle, wir Frauen machen uns bereit zum Schlafen. Das heißt notdürftiges Waschen außerhalb des Häuschens, was sehr gut geht, weil es stockdunkel ist und wir sicher nicht beobachtet werden. Auch das letzte Wasserlösen findet etwas abseits der Hütte statt, denn im Dunkeln geht man nicht mehr die Hühnerleiter hoch. Erschöpft sinke ich in einen herrlichen Schlaf im neuen Bett. Von Priscilla spüre ich diesmal nichts, da das Bett breit genug ist. Allerdings ist kaum mehr Platz in der Hütte, und wenn Besuch kommt, sitzt nun jeder auf der Bettkante.
Die Tage vergehen wie im Fluge, und ich werde von Priscilla und Esther verwöhnt. Die eine kocht, die andere schleppt Wasser und wäscht sogar meine Kleider. Wenn ich protestiere, heißt es, für mich sei es zu heiß, um zu arbeiten. So verbringe ich die meiste Zeit am Strand und warte immer noch auf ein Zeichen von Lketinga. Abends besuchen uns häufig Massai-Krieger, wir spielen Karten oder versuchen, Geschichten zu erzählen. Mit der Zeit merke ich wohl, daß der eine oder andere Interesse an mir zeigt, aber ich habe keine Lust darauf einzugehen, da für mich nur der eine Mann in Frage kommt. Keiner ist nur halb so schön und elegant wie mein »Halbgott«, für den ich alles aufgegeben habe. Nachdem die Krieger mein Desinteresse bemerken, höre ich weitere Gerüchte über Lketinga. Anscheinend wissen alle, daß ich immer noch auf ihn warte.
Als ich wieder einmal einem die angebotene Freundschaft, sprich Liebschaft, höflich, aber bestimmt abschlage, meint er nur: »Wieso wartest du auf diesen Massai, obwohl jeder weiß, daß er mit deinem Geld, das du ihm für den Paß gegeben hast, nach Watamu Malindi gereist ist und mit afrikanischen Girls alles versoffen hat?« Dann steht er auf und sagt, ich solle mir sein Angebot nochmal überlegen. Ärgerlich fordere ich ihn auf, sich nicht mehr blicken zu lassen. Trotzdem fühle ich mich sehr einsam und verraten. Was ist, wenn es wirklich stimmt? Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf, und letzten Endes weiß ich mit Gewißheit nur, daß ich das nicht glauben will. Ich könnte zum Inder nach Mombasa fahren, aber irgendwie bringe ich den Mut dazu nicht auf, denn eine Blamage wäre für mich kaum erträglich.
Weitere Kostenlose Bücher