Die Weisse Massai
was werden die Leute sagen? Nein, glücklich ist Mama nicht gerade, aber sie versteht mein und unser aller Problem, das Essen.
Der Gedanke, einen Landrover zu haben und unabhängig zu sein, beflügelt mich mächtig. Da aber mein Geld in Mombasa ist, bedeutet das für mich, noch einmal die lange Reise anzutreten. Ich muß meine Mutter bitten, den Geldnachschub von meinem Schweizer Konto zur Mombasa-Barclays-Bank zu veranlassen. Ich überlege hin und her und hoffe, daß Lketinga mich begleitet, weil ich keine Ahnung habe, woher ich ein Auto bekommen soll. Autohändler wie bei uns in der Schweiz sind mir nicht aufgefallen. Wie man Papiere und Nummernschilder erhält, ist mir ebenso unklar. Eines weiß ich jedoch: Ich werde mit einem Auto wiederkommen.
Noch einmal trete ich den unangenehmen Gang zur Mission an. Diesmal öffnet Pater Roberto. Ich berichte von meinem Vorhaben und bitte um die nächste Mitfahrgelegenheit nach Maralal. Höflich erwidert er, ich solle in zwei Tagen wiederkommen, dann fahre er vielleicht hinunter.
Vor der Abfahrt erklärt mir Lketinga, daß er nicht mitkommt. Er wolle Mombasa nie mehr sehen. Ich bin enttäuscht, und doch verstehe ich ihn nach allem, was passiert ist. Wir reden die halbe Nacht, und ich spüre seine Angst, ich könnte nicht mehr wiederkommen. Auch Mama ist dieser Meinung. Immer wieder verspreche ich, in spätestens einer Woche wieder hier zu sein. Am Morgen ist die Stimmung gedrückt. Mir fällt es schwer, fröhlich zu sein.
Eine Stunde später sitze ich neben Roberto, und wir fahren einen mir unbekannten neuen Weg nach Baragoi im Turkana-Gebiet und erst dann in Richtung Maralal. Diese Straße ist nicht so gebirgig, und den Vierradantrieb benötigen wir fast nie. Dafür gibt es viele kleine, spitze Steine, die Platten verursachen können, und die Strecke ist doppelt so lang, also fast vier Stunden bis Maralal. Kurz nach vierzehn Uhr treffen wir dort ein. Ich bedanke mich höflich und gehe ins Lodging, um meine Tasche abzustellen. Die Nacht werde ich dort verbringen, weil der Bus erst um sechs Uhr morgens fährt. Zum Zeitvertreib schlendere ich durch Maralal, als ich plötzlich meinen Namen höre. Erstaunt drehe ich mich um und erblicke zu meiner Freude meinen Retter Tom. Es tut gut, ein bekanntes Gesicht unter den vielen mich dauernd musternden Gesichtern zu entdecken.
Ich erzähle ihm von meinem Vorhaben. Er gibt mir zu verstehen, daß es schwer werden wird, weil in Kenia nicht viele gebrauchte Autos angeboten werden. Er werde sich aber umhören. Vor zwei Monaten habe jemand in Maralal versucht, seinen Landrover zu verkaufen. Vielleicht sei der noch zu haben. Wir verabreden uns für neunzehn Uhr in meinem Lodging.
Das wäre das beste, was mir passieren könnte! Tatsächlich erscheint Tom bereits eine halbe Stunde früher und meint, wir müßten sofort diesen Landrover anschauen. Erwartungsvoll gehe ich mit ihm. Der Landrover ist zwar schon alt, aber genau das, was ich gesucht habe. Ich verhandle mit dem fetten Besitzer, der dem Kikuyu-Stamm angehört. Nach langem Hin und Her einigen wir uns auf 2.500 Franken. Ich kann es kaum glauben, versuche aber cool zu bleiben, als wir per Handschlag das Geschäft besiegeln. Ich erkläre ihm, daß das Geld in Mombasa sei und ich in vier Tagen wieder zurückkäme, um das Auto zu bezahlen. Er dürfe es um keinen Preis weitergeben, ich würde mich darauf verlassen. Anzahlen will ich nicht, da der Verkäufer nicht sehr vertrauenswürdig wirkt. Mit einem Grinsen versichert er mir, noch vier Tage zu warten. Mein Retter und ich verlassen den Kikuyu und gehen essen. Glücklich darüber, einige Sorgen weniger zu haben, verspreche ich ihm, ihn und seine Frau einmal auf eine Safari einzuladen.
Die Reise nach Mombasa verläuft ohne Schwierigkeiten. Priscilla freut sich riesig, als ich im Village auftauche. Wir erzählen uns viel. Über meine Mitteilung jedoch, daß ich mein Häuschen hier auflösen und für immer zu den Samburus ziehen will, ist sie traurig und auch etwas besorgt. Alles, was ich nicht mitnehmen kann, schenke ich ihr, sogar mein wunderbares Bett.
Bereits am nächsten Morgen fahre ich nach Mombasa. Dort hebe ich den nötigen Geldbetrag ab, was nicht einfach ist. So ein Bankgeschäft erfordert viel Geduld. Nach fast zwei Stunden bin ich im Besitz eine großen Menge von Geldscheinen, die ich an mir zu verstecken versuche. Auch der Banker meint, ich solle bloß aufpassen, das sei ein Riesenvermögen hier, und für so viel Geld sei
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