Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
Vom Netzwerk:
erschöpft und verbrannt von der sengenden Sonne denke ich: Einmal und nie wieder! Ich bewundere die Menschen, die dies Tag für Tag, ja ihr ganzes Leben lang betreiben. Bei der Manyatta werde ich freudig von der Mama, dem älteren Bruder und dessen Frau empfangen. Am Gespräch zwischen ihnen merke ich, daß ich an Ansehen gewonnen habe. Sie sind stolz, daß ich das geschafft habe. Zum ersten Mal schlafe ich tief und fest bis spät in den Morgen.
    Mit einem frischen Baumwollrock krieche ich aus der Manyatta. Die Mama staunt und fragt, wie viele ich denn besitze. Ich zeige vier Finger, und sie meint, ob ich ihr nicht einen abtreten könne. Sie besitzt nur den, den sie schon seit Jahren trägt. Den Löchern und dem Schmutz nach ist das leicht zu glauben. Nur sind ihr meine viel zu lang und zu eng. Ich verspreche ihr, einen von der nächsten Safari mitzubringen. Für Schweizer Verhältnisse besitze ich wirklich nicht mehr viele Kleider, aber hier kommt man sich mit vier Röcken und etwa zehn T-Shirts fast unverschämt vor.
    Heute will ich meine Wäsche im spärlichen Flußwasser waschen. Deshalb gehen wir in einen Shop und kaufen Omo. Dieses einzige Waschmittel, das man in Kenia kaufen kann, wird auch zur Körperpflege und zum Haarewaschen benutzt. Es ist nicht einfach, mit wenig Wasser und viel Sand die Kleider zu waschen. Lketinga hilft mir sogar, wobei er von den anwesenden Mädchen und Frauen kichernd beobachtet wird. Dafür, daß er sich meinetwegen bloßstellt, liebe ich ihn noch mehr. Männer verrichten nahezu keine Arbeit, schon gar nicht Frauenarbeit, wie Wasser holen, Brennholz suchen oder eben Kleiderwaschen. Nur ihren eigenen Kanga waschen sie meistens selbst.
    Am Nachmittag beschließe ich, bei der »pompösen« Mission vorbeizuschauen, um mich vorzustellen. Ein grimmig bis erstaunt aussehender Missionspater öffnet die Türe. »Yes?« Ich krame mein bestes Englisch hervor, um zu erklären, daß ich hier in Barsaloi bleiben möchte und mit einem Samburu-Mann zusammenlebe. Etwas abweisend schaut er mich an und sagt mit italienischem Akzent: »Yes, and now?« Ich frage ihn, ob es möglich sei, ab und zu mit ihm nach Maralal zu fahren, um Eßwaren zu besorgen. Kühl erwidert er, daß er nie im voraus wisse, wann er Maralal aufsuche. Abgesehen davon sei er zuständig, kranke Menschen zu transportieren, aber nicht dafür, Einkaufsmöglichkeiten zu bieten. Er streckt mir seine Hand entgegen und verabschiedet mich kühl mit den Worten: »I’m Pater Giuliani, arrivederci.«
    Benommen von dieser Abfuhr stehe ich vor der geschlossenen Tür und versuche, meine erste Begegnung mit einem Missionar zu verdauen. Wut steigt in mir auf, und ich schäme mich, weiß zu sein. Langsam gehe ich zurück zur Manyatta und zu meinem armen Volk, das bereit ist, das wenige mit mir zu teilen, obwohl ich für sie völlig fremd bin.
    Meine Erlebnisse erzähle ich Lketinga. Er lacht und meint, diese zwei Missionare seien nicht gut. Der zweite, Pater Roberto, sei aber entgegenkommender. Ihre Vorgänger hätten sie besser unterstützt und in einer solchen Hungersnot immer wieder Maismehl verteilt. Diese hier würden zu lange warten. Die Abfuhr des Paters stimmt mich traurig. Anscheinend kann ich auf eine Mitfahrgelegenheit nicht hoffen. Und betteln will ich nicht.
    Die Tage verstreichen in gleichmäßigem Rhythmus. Die einzige Abwechslung sind die verschiedenen Besucher in der Manyatta. Mal sind es Alte, mal Krieger derselben Altersgruppe, wobei ich meist stundenlang zuhören muß, um wenigstens ab und zu ein Wort zu verstehen.

Der Landrover
    Nach vierzehn Tagen wird mir klar, daß ich nicht länger mit dem einseitigen Essen auskommen kann, obwohl ich täglich eine europäische Vitamintablette zu mir nehme. Einige Kilo habe ich schon verloren, was ich an den weiter werdenden Röcken bemerke. Ich will bleiben, das steht fest, aber nicht verhungern. Auch fehlt mir Toilettenpapier, und die Papiertaschentücher schwinden ebenfalls. Mit der Steinputzmethode der Samburus kann ich mich beim besten Willen nicht anfreunden, obwohl sie umweltfreundlicher ist als mein weißes Papier hinter den Büschen.
    Bald steht mein Entschluß fest. Ein Auto muß her. Natürlich nur ein Landrover, alles andere ist hier unbrauchbar. Ich bespreche dies mit Lketinga, und er wiederum redet mit Mama, der dieser Gedanke absurd vorkommt. Ein Auto, da ist man jemand von einem anderen Stern mit viel, viel Geld. Sie ist noch nie in einem Auto mitgefahren. Und die Leute,

Weitere Kostenlose Bücher