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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Broka soll ich außerdem noch Anatomiezeichnungen machen und überdies muss ich morgen zu Esaak und weiß genau, dass ich noch nicht genügend in seinem Buch gelesen habe.«
    »Er gehört zu der barschen Sorte«, sagte Faltar. »Hör ihm einfach nur gut zu. Am Ende wird er dir schon sagen, was er will – nachdem er dir erklärt hat, was für Taugenichtse wir alle sind und wie wenig wir die Mathematik zu schätzen wissen.«
    Cerryl seufzte.
    »Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mit mir zum Marktplatz kommst.« Faltar lächelte. »Du siehst ganz so aus, als könntest du etwas Abwechslung brauchen.«
    »Aber ich habe noch so viel zu tun.«
    »Ein Gang zum Markt wird dir gut tun«, beharrte der ältere Schüler. »Außerdem kannst du die Feder kaum noch richtig halten. Du brauchst frische Luft. Heute Abend, wenn die Händler zu Hause sind, kannst du mit freiem Kopf wieder über deiner Karte brüten.«
    Cerryl schüttelte die Hand. »Also gut, ich gehe mit dir. Aber ich kaufe nichts.«
    »Hast du denn gar kein Geld?«
    »Nur wenig. Sterol schickt nur ab und zu eine kleine Börse«, flunkerte Cerryl, er wollte nicht ausposaunen, dass Sterol mehr als nur mäßig großzügig war, es könnten schließlich Kesrik oder seine Freunde mithören.
    »Aha …« Faltar nickte, seine Augen blickten immer wieder zur Tür. »Tja, das sollte er aber als Erzmagier. Er ist doch für dich verantwortlich.«
    War er das? Cerryl fühlte sich bei den Magiern mehr als Waise als je zuvor. Er erhielt zwar das Geld, aber Sterol selbst bekam er nie zu Gesicht. Hör auf damit, dir selbst Leid zu tun. Es wird dir nicht weiterhelfen. »Nur für einen kurzen Spaziergang, nicht länger.«
    »Wir müssen ohnehin zum Abendmahl wieder zurück sein«, bemerkte Faltar. »Auch wenn ich etwas Schmackhafteres auf dem Markt finde.«
    »Also gut.« Cerryl stellte die Tinte in das Fach, das Derka ihm überlassen hatte, zusammen mit der Feder und dem Ständer. Das eingelassene Tintenfass auf dem Schreibtisch konnte er auch später noch sauber machen. Das Pergament hängte er in der Bibliothek über einen der dafür vorgesehenen Holzständer zum Trocknen.
    »Du wirst dich nachher besser fühlen.«
    »Sicher.« Cerryl wusch sich rasch die Hände und war froh darüber, dass er nicht mehr derjenige war, der die Waschschüsseln reinigen musste. Zusammen mit Faltar ging er hinaus auf den Flur.
    Sie nickten Lyasa zu, als sie ihnen entgegenkam, die schwarzhaarige Schülerin grüßte zwar zurück, aber ihre olivbraunen Augen schienen ganz woanders zu sein.
    Der Hof war menschenleer und der leichte Wind besprühte die zwei Schüler mit Spritzwasser vom Springbrunnen. Die Abkühlung tat Cerryl gut. Er befühlte seine Stirn, aber sie fühlte sich nicht wärmer an, nicht wärmer als gewöhnlich.
    Im Hauptflur des Vordergebäudes waren sie allein, bis sie die Eingangshalle erreichten, wo Cerryls Augen von einer schlanken rothaarigen Gestalt in Weiß angezogen wurden. Sie lief die Stufen hinauf geradewegs zum Eingang des Turmes. Hinter ihr blieb nur ein leicht blumiger Sandelholzduft zurück.
    »Kennst du Anya?«, fragte Faltar.
    »Nicht richtig. Sie hat mich einmal auf der Straße aufgehalten und ist danach einmal in Tellis’ Geschäft gewesen.«
    »Sie hat wahrscheinlich gespürt, dass du die Macht besitzt. Das gehört zu den Aufgaben, für die Sterol sie einsetzt. Ich würde eine der anderen Aufgaben vorziehen.« Faltar grinste. »Eine besonders.«
    Cerryl unterdrückte ein Schaudern. »Ist das nicht gefährlich? Für sie, meine ich? Ein Kind von Weißen Eltern?«
    »Ich bin mir sicher, dass Anya schon dafür sorgt, dass sie kein Kind bekommt. Natürlich hätte ich nichts dagegen, es einmal zu probieren.«
    »Du denkst wohl nur an das Eine.«
    »Das Eine würde ich schon von ihr wollen.«
    »Genug …« Cerryl schüttelte den Kopf und schritt durch den Bogengang die Stufen hinunter zur Straße.
    »Ich hätte wirklich nichts dagegen. Du solltest einmal …«
    »Hör auf!« Cerryl ermahnte seinen Mitschüler halb schroff, halb lachend.
    »Was ist mit Lyasa?«
    Cerryl rollte die Augen.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich von dieser von der Dunkelheit verdammten Karte ablenken werde.«
    »Das ist dir gelungen. Da kannst du sicher sein.«
    Cerryl blickte zurück auf den Turm und die Gildehallen der Magier, die daran angrenzten. Es handelte sich um einige schlichte weiße Häuser ohne jegliche Verzierung; dahinter erstreckten sich noch weitere steinerne Gebäude:

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