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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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»Du weißt weder, wo Tellura noch wo Quessa liegt, stimmt’s?«
    »Ja, Ser.«
    »Du warst ein Schreiberlehrling?«
    »Ja, Ser.«
    Jeslek nickte. »Gut. Wir könnten eine neue Karte von Candar gebrauchen – eine gute Karte. Du hast zwei Achttage Zeit, um eine genau Karte von Ostcandar anzufertigen. Sie muss die Lage der Orte Tellura, Quessa und all der anderen wichtigen Städte östlich der Westhörner zeigen. Besorg dir das Pergament, wo immer du willst.« Er nestelte an seiner Börse herum und warf Cerryl zwei Goldstücke zu. »Wenn du noch mehr brauchst, komm zu mir. Wenn etwas übrig bleibt, bringst du es zurück. Du kannst gleich gehen und damit anfangen. Ein Weißer Magier, der keine Geographiekenntnisse besitzt, ist nicht von großem Nutzen für uns.«
    Cerryl steckte rasch die Goldstücke in seine Börse.
    »Geh.« Jeslek hielt inne. »Ich erlaube dir nicht, ein Glas zu benutzen. Auch darfst du keinen vollwertigen Magier fragen.«
    »Ja, Ser.«
    »Zwei Achttage, aber vernachlässige deine anderen Studien nicht.« Jesleks gelbe Augen funkelten.
    Cerryl verbeugte sich, wobei er den Glanz in Kesriks Augen bemerkte, und verließ schnell den Raum. Er nickte den Wächtern draußen zu. »Guten Tag.«
    »Guten Tag, junger Ser.«
    Geistesabwesend ging Cerryl die Treppe hinunter und in die Bibliothek, wo alle Bücher und Karten aufbewahrt wurden. Cerryl wusste bereits, dass er Quessa auf keiner Karte finden würde. Jeslek hätte eine solche Karte nicht verlangt, wenn es sie schon geben würde.
    Jeslek hätte Cerryl nun wirklich nicht die – im Vergleich zu Kesrik – lästigere Aufgabe übertragen müssen. Warum hatte er auf einer vollständigen Karte bestanden? Handelte es sich um eine neue Prüfung? Oder wollte er Cerryl nur aus dem Weg haben?
    Cerryl fühlte, dass etwas nicht stimmte, doch er konnte nicht erklären, warum, wie bei so vielen anderen Dingen auch. Er presste die Lippen aufeinander und ging einfach weiter. Es war ohnehin egal. Dann zeichnete er eben diese Karte.

 
LIII
     
    D as trübe Licht des Herbstnachmittags verlieh dem Arbeitszimmer eine fast neblige Stimmung. Cerryl wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und atmete tief ein. Er schaute auf die Karte vor sich und dann auf seine Hand. Sie zitterte.
    Vorsichtig stellte er die Feder in den Halter und schüttelte die Hand aus, dann massierte er sie mit der anderen, während er prüfend seine Arbeit betrachtete.
    Die Umrisse und Grenzen der einzelnen Länder waren auf der Karte zu sehen, die Osthörner und Westhörner und die Flüsse und Küstenlinien. Einige wenige Punkte markierten größere und kleinere Städte, die meisten Orte mussten jedoch noch eingezeichnet werden, und dafür blieb Cerryl weniger als ein Achttag Zeit.
    »Arbeitest du noch immer an der Karte?« Faltar stand in der Tür des kleinen Arbeitszimmers, das an die Bibliothek angrenzte. Cerryl hatte nicht einmal von der Existenz dieses Raumes gewusst, bis er einen Arbeitstisch gesucht hatte, auf dem er seine Karte entwerfen konnte. »Derka hat mich einmal eine Karte von Lydiar und Hydlen zeichnen lassen.«
    Cerryl sah auf. »Ist sie irgendwo verfügbar, sodass ich sie mir ansehen kann?«
    »In den Ständern.«
    »Die neue mit der purpurroten Tinte?«
    Faltar nickte.
    »Es ist eine gute Karte.«
    »Hat Derka auch gesagt.«
    Cerryl grinste. »Ich habe sie schon abgezeichnet. Zum größten Teil wenigstens. Nur die Namen der Städte fehlen noch.« Er verkorkte die Tintenflasche und streckte sich, seine Rückenmuskeln waren völlig verspannt.
    »Du nimmst schwarze Tinte?« Faltar starrte auf Cerryls Pergament.
    »Ja, die kann ich selber herstellen.«
    »Ich wünschte, ich könnte das auch. Ich habe ein altes Rezept aus den alchemistischen Schriftrollen genommen. Schwarz hätte besser ausgesehen.« Faltars Augen wanderten von der Tür zu Cerryl.
    »Wenn du wieder welche brauchst, zeige ich dir, wie es geht.« Cerryl hörte nicht auf, seine schmerzende Hand zu massieren.
    »Ist es dir gelungen, die Lage der Städte zu bestimmen?« Faltar sah wieder auf die Karte.
    »Bei Tellura bin ich mir ziemlich sicher. Aber ich habe keine Ahnung, wo Quessa liegt. Keiner, den ich fragen darf, weiß es, und Kesrik will ich nicht fragen.«
    »Warum solltest du auch«, Faltar lächelte grimmig, »du könntest seiner Antwort ohnehin nicht trauen.«
    Der Jüngere der beiden Magierschüler nickte kurz und starrte dann wieder auf die Karte. »Es gibt noch so viel zu tun auf dieser Karte … Für

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