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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Größe einteilt und Symbole benutzt, um eine große Anzahl darzustellen, wie zum Beispiel zehn Stein, aber als es darum ging, wie solche Zahlen berechnet werden und dass für ›nichts‹ ein Symbol stehen muss …«
    »Warum sollte es keine Zahl für ›nichts‹ geben? Ist es nicht auch wichtig zu wissen, was man nicht hat?«
    Das hatte Cerryl nicht gemeint. »Doch, schon, Ser. Ich dachte nur …«
    »Was hast du gedacht? Mathematik ist gleichbedeutend mit Genauigkeit und kein unklares Gefasel über ein paar Stein oder einige Züge. Wie gefiele es dir, wenn ein Lanzenspäher dir berichten würde, dass eine Streitmacht von einigen Zügen Soldaten angreift?«
    »Ich würde es genauer wissen wollen.«
    »Das will ich dir auch geraten haben.« Esaak seufzte noch einmal, diesmal noch lauter und dramatischer, und strich seine Robe glatt. »Ihr seid alle gleich. Alle glaubt ihr, wir lehren euch, weil wir euch etwas schulden.
    Achttage, Jahreszeiten, ja ganze Jahre habe ich damit verbracht, Wissen in leere Köpfe einzutrichtern und einzuhämmern. Für was? Damit ihr hinausgehen könnt und euren Verstand einem falschen Ordnungs-Magier von der Schwarzen Insel vor die Füße werft? Damit ihr ein Schiff überladen und es auf hoher See versenken könnt?« Esaak atmete geräuschvoll aus.
    Cerryl wartete, wusste nicht, was er sagen sollte, oder ob er es überhaupt wagen sollte, etwas zu sagen.
    »Alle erkennt ihr den Wert des Lernens, wenn es um die Reinigung der Kanäle mit Feuer geht; oder wenn ihr euch an jeden Knochen im Leib erinnern sollt, um sie besser zerstören zu können; oder wenn ihr Karten zeichnen müsst für den Tag, wenn ihr das erste Mal die Lanzenreiter in die Schlacht führt … Aber was steckt hinter all dem? Mathematik! Berechnungen! Zahlen!«
    Cerryl konnte nur noch hinausschleichen, als Esaak mit seinen Ausführungen fertig war. Der Magier hatte jedoch so lange geredet, bis Cerryl schließlich verstanden hatte, dass ein Symbol in einer Berechnung nichts anderes war als ein Platzhalter. Das alles ergab nun plötzlich einen Sinn, aber wie schon so oft machte sich keiner die Mühe, es zu erklären.
    Da war noch eine Frage, die Esaak aufgeworfen und nicht beantwortet hatte: Was taten all die Magier, außer den Magierschülern das Leben schwer zu machen? Wenn Jeslek als Beispiel gelten konnte, dann verbrachten sie nicht sehr viel Zeit mit ihren Schülern; nur so viel, dass sie ihnen lästige Arbeiten aufhalsen und sich später über die Ergebnisse beschweren konnten. Die Magier kamen und gingen, so wie viele Kutschen und Wagen auch, und Cerryl hatte schon Gespräche mitgehört, in denen über verschiedene Herrscher, Soldaten und sogar Kanäle geredet wurde. Jeslek hatte vom Regieren gesprochen, das nicht gleichzeitig herrschen bedeutete, sondern führen; was er jedoch damit gemeint hatte, hatte er wieder einmal nicht verraten.
    Cerryl war schwindelig. Er hatte schon viel gelernt, aber nichts davon beantwortete die Frage, was die Weißen Magier wirklich taten. Jeder redete nur um den heißen Brei herum, ohne irgendetwas genau zu erklären.
    Langsam ging er zurück zum Studiersaal, doch als ihm einfiel, dass er zu Eliasar musste, fing er an zu rennen. Er warf nur das Buch in seine Zelle und rannte in den Saal.
    Der bullige Magier erhob sich vom Ecktisch und sah den völlig aufgelösten Cerryl an. »Beruhig dich, Junge. Wo warst du?«
    »Bei Esaak … Mathematik …«
    »Benutzt er immer noch dieses dumme Beispiel mit ›einigen Zügen‹ Lanzenreitern?«
    »So etwas Ähnliches war es, Ser.«
    »Ich gehe mit dir hinaus in die Waffenkammer, Junge, und dort werde ich dir zeigen, warum das ein dummes Beispiel ist.« Eliasar drehte sich um und marschierte zum hinteren Flur.
    Cerryl musste beinahe rennen, um mit den schnellen Schritten des gar nicht so sportlich aussehenden Eliasar mithalten zu können.
    »Der alte Esaak hat in einem Punkt durchaus Recht: Zahlen und Rechnungen sind wichtig, aber in einem Kampf – ha! Da nützen sie einem nichts!« Eliasar betrat den hinteren Hof und schritt an sechs berittenen Lanzenreitern vorbei, ohne sie auch nur anzusehen.
    Cerryl machte einen ein klein wenig größeren Bogen um die Reiter als der Magier.
    »Hör mir zu: Man muss immer genau wissen, wie viele Pferde man mit auf einen Ritt nach – sagen wir Spidlar – nimmt. Spidlar taugt als gutes Beispiel. Wir werden in Kürze dort kämpfen, wenn ich richtig liege mit meinen Vermutungen. Wie viel Futter braucht ein Ross? Wie

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