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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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der neuen Stiefel und er folgte Dylert schlurfend über die drei Stufen, die steiler geworden zu sein schienen, hin zur Tür in der Mitte der Veranda.
    Dylert gab Cerryl ein Zeichen, dass er hineingehen sollte. Die Küche erstreckte sich fast über die ganze Frontseite. Auf der linken Seite stand der Herd – aus gelben Ziegeln gemauert – mit zwei Feuerstellen und drei Backröhren. In einigem Abstand davon hatte man zwei lange Arbeitstische aufgestellt. Zwei große Küchenschränke standen an der Wand. Eine schmale Kommode mit vielen Schubladen befand sich zwischen den Schränken.
    Am rechten Ende der Küche stand ein langer Schragentisch mit einer Bank links und rechts und je einem Lehnstuhl an den schmalen Seiten.
    Eine Frau, die sich über eine große Holzschüssel auf dem Arbeitstisch gebeugt hatte, fuhr auf und lächelte. Sie tauchte die Hände in den Wascheimer und wischte sie sich anschließend an einem grauen Tuch ab. Ihr braunes Haar hatte sie zu einem Knoten zusammengebunden, aus dem viele kleine Strähnchen widerspenstig herausstanden.
    »Dyella, das ist Cerryl, der Junge, der bei seinem Onkel Syodor aufgewachsen ist. Ich habe dir doch von ihm erzählt.« Dylert klopfte Cerryl auf die Schulter. »Dyella … sie kocht so gut, dass ich eigentlich doppelt so dick sein müsste.«
    »Wie soll das gehen?«, erwiderte die schmalgesichtige und schwarzäugige Frau. »Du hältst nie lange genug still, da kann das gute Essen nirgendwo ansetzen.« Sie warf einen Blick auf Cerryl. »Blass ist er. Und du hast ihn schon durch die ganze Mühle gescheucht, Dylert, wo er doch kaum angekommen ist.« Sie nahm ein Messer und ging zu einem der langen Tische. Als sie zurückkam, drückte sie Cerryl eine dicke Scheibe Brot in die Hand. »Hier. Iss das, damit dich Dylert nicht gleich vom Fußboden kratzen muss.«
    »Danke, Herrin.«
    »Sag nicht Herrin zu mir. Ich heiße Dyella, ein für allemal, Dyella.«
    »Danke, Dyella.«
    »Höflicher kleiner Kerl.« Dyella sah Dylert an. »Wolldecken.«
    »Oh …« Dylert nickte und verließ eilig die große Küche.
    Cerryl vertilgte das Brot langsam, er fühlte, wie die Kraft in seinen Körper zurückkehrte und sich sein Hörvermögen besserte.
    »Merk dir eines, versuch nicht mit Dylert Schritt zu halten. Niemand, den ich kenne, vermag das. Tu einfach dein Bestes, Junge, dann wirst du besser als die meisten anderen sein. Noch etwas Brot?«
    »Äh …«
    »Du brauchst dich nicht zu schämen. Du bist den ganzen Weg von den Minen bis hierher gelaufen und ich wette, du hast seit Sonnenaufgang keinen Happen gegessen.« Dyella steckte ihm noch eine Scheibe zu. »Warum isst du dein Brot nicht auf der Veranda? Dylert holt dir Decken und ich muss das Abendbrot vorbereiten.«
    »Danke.«
    Dyella lächelte, als sie ihm die Tür aufhielt.
    Cerryl setzte sich auf die Bank und aß langsam; er musste beides, das Brot und den ereignisreichen Tag, erst einmal verdauen.

 
V
     
    M ehrere Kiefernstämme lagen auf dem dreiachsigen Langholzwagen. Die sechs Zugpferde standen mit dem Gesicht nach Süden, ihr Atem stieg an dem kalten Nachmittag in Wolken auf. Der Lastenkarren, der von den Ochsen gezogen wurde, stand vor der offenen Tür der Mühle mit der Ladefläche zum Langholzwagen. Die Ladefläche des Ochsenwagens lag fast eine Elle tiefer als die des Dreiachsers.
    Mit dem Besen in der Hand stellte sich Cerryl weit genug von der Tür weg, sodass er den Kutschern und Verladern nicht im Weg stand.
    »Der erste Stamm, Viental«, rief Brental.
    »Der erste kommt.« Ein Ende des großen Stammes, dessen Umfang mehr als zwei Ellen betrug, bewegte Viental halb ziehend, halb hebend vom Ende des Langholzwagens auf den ochsengezogenen Lastenkarren. Dann ging er zum vorderen Ende des Dreiachsers, wo er zusammen mit Brental das gewichtigere Ende des Stammes packte und auf den Karren schob.
    Der Lastenkarren ächzte unter dem Gewicht des Kiefernstamms. Cerryl sah, wie sich die hintere Achse ganz leicht durchbog; jemand mit weniger empfindlichen Augen und Sinnen hätte das gar nicht wahrgenommen.
    Brental legte die Holzkeile auf der Seite, an der Cerryl stand, zurecht und schlug sie mit einem langstieliger Hammer in die richtige Lage. Dann ging er um die Ochsen herum, stellte sich zwischen die Ladeflächen der beiden Wagen und platzierte den vorderen Keil. Der Rotschopf musste noch einmal um den Wagen herumgehen, um den hinteren Keil anzubringen.
    Dann ließ Viental den Stamm los.
    Brental hob seinen Stock auf.

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