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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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langsam gehen wird.« Er hustete. »Dyella hat auch gesagt, dass das Dach des Hühnerstalls durchhängt, und ich spüre es in meinen Knochen, dass es noch mehr Schnee geben wird. Ich möchte, dass du das in Ordnung bringst, bevor du in die Säge gehst.«
    »Ja, Ser.«
    »Habe ein Paar alte Handschuhe.« Dylert deutete mit dem Kopf auf den kleinen Tisch neben der Tür zur Veranda. »Du wirst sie brauchen, damit dir die Finger nicht einfrieren.« Er hustete noch einmal. »Am besten behältst du sie, bis es wieder wärmer wird.«
    »Danke, Ser.« Cerryl nickte und lächelte, um damit seine Freude darüber auszudrücken. »Danke.«
    »Ich kann doch deine Hände nicht einfrieren lassen. Bei der Dunkelheit, das ist ein kalter Winter. Der kälteste seit Jahren.«
    »Der kälteste überhaupt«, fügte Dyella hinzu.
    Cerryl stand auf und nickte Dylert und Dyella zu. »Danke. Der Haferbrei war gut.«
    »Damit du was auf die Knochen bekommst«, sagte Dyella.
    Nachdem er sich die Handschuhe übergestreift hatte und zur Tür hinaus auf die Veranda getreten war, ging er vorsichtig die Stufen hinunter. Als er mit den Stiefeln sicher auf dem fest getrampelten Schnee stand, warf er einen Blick zur Mühle hinüber. Eine dicke Rauchfahne stieg aus dem Kamin.
    Zumindest in der Mühle würde es wärmer als in seiner Kammer sein. Er stapfte zum Hühnerstall und bemerkte, wie viel wärmer seine Hände blieben, wenn er die schweren Lederhandschuhe trug, Handschuhe, die groß genug waren für einen erwachsenen Mann.
    Aber noch bevor er das Hühnerhaus erreicht hatte, schienen seine Zehen wie eingefroren zu sein, so zusammengequetscht wurden sie in den Stiefeln. Der Weg führte direkt zum Eingang des Hühnerstalls, das Dach jedoch neigte sich nach links. Cerryl kämpfte sich durch den knietiefen Schnee um den Stall zur linken Seite herum, wo er die untere Dachkante des Schrägdaches gerade bequem erreichen konnte.
    Cerryl streckte sich und wollte den Schnee abwischen, aber die pulvrigen Flocken wirbelten durch die Luft und nebelten Gesicht und Haare ein und fanden schließlich durch den Kragen den Weg in seine Jacke.
    Cerryl schüttelte den Schnee aus Gesicht und Haaren und fegte noch einmal mit dem Arm übers Dach. Wieder wirbelten die Flocken umher und das Wasser rann in Jacke und Hemd. Grimmig schlug er nun auf den Schnee ein und noch mehr Schnee verteilte sich um ihn herum und gelangte in Nase und Mund.
    Er trat zurück und bemerkte, wie die Feuchtigkeit seinen Rücken hinablief und wie seine Zehen taub wurden. Er betrachtete den Schnee, der außerhalb seiner Reichweite lag.
    »Hier! Nimm das«, rief Brental und reichte Cerryl eine kleine Stange, insgesamt etwa sechs Ellen lang.
    »Danke, Brental.« Cerryl blickte die Stange dankbar an.
    »Du musst dich nicht bedanken. Damit wirst du eher fertig sein. Papa sagt, die Sägegrube kann noch warten. Er wollte es dir noch sagen, aber Mama hat Angst um die Hühner, wenn das Dach zusammenbricht.« Der rothaarige junge Mann grinste. »Ich kehre jetzt das Schuppendach.«
    »Viel Glück.«
    »Wenn du größer bist, kannst du mir dabei helfen.« Brental lachte. »Klopf dir den Schnee ab, bevor du in die Mühle gehst. Es ist ganz schön warm drinnen und nasse Kleider sind unangenehm.«
    Cerryl nickte. Nein … nasse Kleider wollte er nicht. Er nahm die dünne Stange aus Kiefernholz fest in die Hand und kehrte damit den Rest des Schnees vom Dach des Hühnerstalls.

 
VII
     
    C erryl lag auf dem Rücken. Er hatte die schweren, groben Decken bis übers Kinn gezogen und starrte durch die Dunkelheit auf die breiten Deckenbohlen über ihm. Er konnte die schweren Balken, die auf diesen Bohlen lagerten, nicht sehen, aber er fühlte sie deutlich – ganz hinten im Gestell für die fertigen Balken befanden sich die Eichenhölzer. Mehr als zweihundert Balken lagen über Cerryls Schlafstatt aufgeschichtet, das Holz konnte dort oben in Ruhe trocknen und auf einen Käufer warten.
    Sogar über den Kammern seiner Arbeiter hatte Dylert einen Lagerplatz eingerichtet, am liebsten hätte er wohl auch die Kammern selbst als Holzlager benutzt. Cerryl runzelte die Stirn und dachte über die drei Männer nach – seinen Vater, seinen Onkel und Dylert. Einer hatte versagt und war gestorben; der Zweite hatte versagt und lebte noch; nur der Dritte war erfolgreich. Was war Glück? Ordnung? Oder hatte das Chaos seinen Vater vernichtet und Onkel Syodor zum Krüppel gemacht?
    Ihm fielen die Worte ein, die Syodor eines Nachts zu

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