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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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vor der Dämmerung noch kein direktes Licht darauf fiel.
    Die Rauchfahne aus dem Kamin des Wohnhauses stieg dick und weiß durch die windstille Luft hinauf zum Himmel, der vor Sonnenaufgang dunkelgrün und blau leuchtete. Aus dem Kamin am anderen Ende des Hauses traten kleinere Rauchwolken; dabei musste es sich wohl um den Abzug aus dem Schlafgemach des Sägemeisters handeln.
    Cerryl rutschte mit einem Fuß auf dem fest getretenen Schnee aus und stolperte. Schlingernd versuchte er das Gleichgewicht wiederzuerlangen und gleichzeitig die Ziegelsteine nicht fallen zu lassen. Vorsichtig setzte er seinen Weg fort, die Augen immer auf den eisigen und rutschigen Weg gerichtet und die Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Sogar die Verandastufen waren rutschig, eine dünne Schicht Schnee bedeckte das Eis.
    Cerryl klopfte sich auf den Verandabohlen den Schnee von den Stiefeln und griff dann nach der Schuhbürste. Seine Zehen stießen bereits vorn gegen das Leder. Er brauchte neue Stiefel, aber die neun Kupferlinge, die er schon gespart hatte, würden dafür nicht reichen.
    Eingepackt in eine schwere Lederjacke und dicke Lederhose, öffnete Erhana die Tür. »Beeil dich! Das Frühstück ist fertig und du hast noch viel Arbeit vor dir, sagt Papa.«
    Cerryl ging in die Küche und Erhana schloss die Tür. Einen Augenblick lang stand er nur da und ließ die Wärme seinen Körper durchdringen. Dann ging er zum Herd und legte die Ziegel neben die, die Rinfur mitgebracht hatte. »Danke«, sagte er und nickte Dyella zu.
    »Ist schon gut«, antwortete die Frau des Sägemeisters mit einem Lächeln. »Wenn das so weitergeht, müsst ihr alle in der Küche schlafen.«
    Cerryl setzte sich auf die Mitte der Bank rechts neben Rinfur. Viental war wieder einmal bei seiner ›Schwester‹. Dylert saß am Ende des Tisches und löffelte seinen Haferschleim. Neben ihm saß Erhana, die ihre Lederjacke anbehalten hatte.
    Dyella schöpfte dampfenden Haferschleim in die angeschlagene Schüssel, die vor Cerryl stand. »War dein Onkel einmal da? Vor dem Schnee, meine ich?«, fragte sie freundlich. »Oder deine Tante?«
    »Tante Nall schaute vorbei, als sie im Herbst von Shandreths Weinberg zurückkam.« Cerryl trank einen Schluck aus seiner schäbigen Tasse. »Onkel Syodor habe ich vor einem Achttag gesehen, bevor es anfing zu schneien. Er hatte Zylerant geholfen, eine Scheune zu bauen.« Rasch schluckte er einen Löffel Haferschleim herunter – die Wärme tat ihm gut – und biss in das warme Brötchen, das neben seiner Schüssel gelegen hatte. Er behielt das Brötchen in der Hand und wärmte sich damit die kalten Finger.
    »Sie besuchen dich öfter als so manch andere Eltern ihre Kinder«, bemerkte Dyella und verabreichte Cerryl noch eine Portion von dem heißen Haferschleim.
    »Sie waren immer gut zu mir«, erwiderte Cerryl. »So gut, wie es ihnen möglich war.« Er schien den Blick, den Dylert Erhana zuwarf, nicht zu bemerken, und auch Dyella zog die Augenbrauen hoch, als sie den Sägemeister ansah. Stattdessen konzentrierte sich Cerryl aufs Essen, und noch bevor er den letzten Rest Haferschleim gegessen hatte, füllte Dyella seinen Napf zum dritten Mal.
    »Das wirst du heute brauchen können. Sonst müsste ich ihn wegwerfen. Habe vergessen, dass Viental nicht da ist.«
    »Danke, Dyella.« Cerryl lächelte.
    Rinfur räusperte sich. »Ich sehe nach den Pferden, Ser. Sollen sie heute mehr Futter bekommen?«
    »Nur eine halbe Tasse mehr«, ordnete Dylert an. »Weiß nicht, wann ich wieder ein Fass bekomme. Nicht bei diesem Wetter. Man kommt ja kaum bis zur Straße, außer mit einem Schlitten, und mit dem können wir nicht viel transportieren.«
    »Eine halbe Tasse für jeden, ist gut.« Der Fuhrmann stand auf, streckte sich und knöpfte sich dann die Jacke zu. Er stapfte zur Küchentür hinaus auf die Veranda.
    Erhana schüttelte es trotz der dicken Jacke, als der eisige Lufthauch sie streifte. »Kalt draußen.«
    »Sei dankbar, dass du nur Wasser holen musst, Kind«, sagte Dyella.
    »Muss ich noch mehr holen?«
    »Wenn du essen willst, muss ich kochen«, meinte ihre Mutter.
    »Mutter …«
    Cerryl verbarg ein Grinsen, indem er auf seinen Napf hinabblickte.
    »Erhana – kein Wort mehr.«
    Cerryl aß langsam seine dritte Portion Haferschleim und hob sich das Brötchen bis zum Schluss auf, doch auch der letzte Bissen war bald verschlungen.
    »Cerryl?«, sagte Dylert.
    »Ja, Ser?«
    »Heute kannst du die Sägegrube sauber machen, weil ohnehin alles

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