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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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…«
    Cerryl empfand beinahe Mitleid mit dem Rotschopf.
    Am Ende des Arbeitstages, als Cerryl aus dem Tunneleingang in die Spätnachmittagssonne trat, in den Staub und die Hitze, hatte das Mitleid schon erheblich abgenommen, denn Kochar hatte im Laufe des Nachmittags seine Fähigkeit, Chaos heraufzubeschwören, fast vollständig verloren; und so hatte sich Cerryl allen groben Stellen und Rissen widmen müssen.
    Hitzeschlieren waberten über der Straße. Langsam hievte sich Cerryl in den Sattel des Braunen und versuchte nicht zu stöhnen. Leyladin und Jeslek schwangen sich anmutig auf ihre Rösser, auch Kochar und den zehn Weißen Lanzenreitern schien es keine Mühe zu bereiten.
    Der Sattel war immer noch hart, als Cerryl krampfhaft versuchte, während des Ritts zurück nach Fairhaven nicht zu heftig auf und ab zu federn. Auch an der Lockerheit seiner Finger musste er noch arbeiten. Wenn er nicht daran dachte, verkrampften sie sich um die Lederzügel, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    Im Westen brannte die Sonne über den diesigen Hügeln, richtige Hitzewellen stiegen aus dem weißen Granit der Straße. Schweiß sickerte durch den Stoff von Cerryls Tunika nach außen und er wünschte sich fast zurück in die Feuchte und Kühle des Wassertunnels.
    Als die Gruppe vor den Ställen ankam, war Cerryl völlig durchnässt. Jeslek, Kochar und Leyladin stiegen schon ab, während Cerryl sein Pferd noch gar nicht richtig zum Stehen gebracht hatte.
    Cerryl schwang das Bein über den Sattel und wäre beinahe mit dem Stiefel daran hängen geblieben. Schwankend stand er auf den harten Steinen des Innenhofes, seine Hand griff nach dem Braunen, um sich daran festzuhalten.
    Jeslek stellte sich vor die drei hin, schaute einen nach dem anderen an, bis sein Blick schließlich an Cerryl hängen blieb. »Für diese Jahreszeit ist die Arbeit im Tunnel abgeschlossen. Ich erwarte dich und Kochar morgen nach dem Frühstück bei mir.« Kein Schimmer eines Lächelns zeigte sich auf seinem Gesicht, als er sich umdrehte und den Weg in die Richtung der Hallen einschlug.
    Kochar sah dem Obermagier erst eine Zeit lang nach und stapfte dann hinterher. Cerryl atmete tief durch und suchte nach Leyladin, doch auch sie war bereits verschwunden. Mit einem Schulterzucken machte er sich auf den Weg zu seiner Zelle und anschließend in die Badekammer.
    Cerryls Magen knurrte böse, als er endlich im Speisesaal eintraf, kurz nachdem der letzte Glockenschlag ertönt war. Kochar hatte seinen Teller bereits gefüllt und ging gerade zu dem Ecktisch, an dem Bealtur und Heralt zusammen aßen. Der Rothaarige setzte sich zu ihnen.
    Cerryl trug sein Tablett vorsichtig von der Anrichte zu einem der leeren runden Tische und setzte sich. Ungläubig starrte er auf seinen Teller, auf dem sich angeblich Lamm mit Zitronensahnesoße befinden sollte, und dann durch den Saal; seine Muskeln schmerzten von den Ritten zum Wassertunnel und zurück. Drei Tage lang war er durch die glitschigen Tunnel gekrochen und ständig hatte ihm Jeslek über die Schulter geblickt. Je mehr er sich in Jesleks Nähe aufhielt, desto weniger traute er dem Obermagier, obwohl sich Jeslek freundlich und umgänglich gegeben hatte.
    »Ist es gestattet, Ser Magier?«
    Cerryl blickte auf, als er die warme Stimme hörte, und erkannte das rotblonde Haar und die grüne Tunika. Er sprang auf. »Natürlich.«
    »Setz dich ruhig«, meinte Leyladin. »Wenn du auch so erschöpft bist wie ich, musst du nicht vor anderen Leuten aufspringen.«
    Leyladin und Lyasa setzten sich auf die andere Seite des Tisches.
    Cerryl ließ sich ebenfalls nieder und kratzte sich geistesabwesend am Kinn.
    »Ich glaube, du würdest besser aussehen, wenn du den Versuch aufgeben würdest, dir einen Bart wachsen zu lassen.«
    Cerryl zwinkerte und starrte Leyladin an.
    »Du bist wie die anderen jungen Magier, alle wollen sich einen Bart wachsen lassen, um älter zu wirken.«
    Cerryls Unterkiefer fiel nach unten.
    »Du würdest ohne viel besser aussehen«, fuhr sie fort und brach sich einen Kanten von dem frischen Schwarzbrot ab.
    »Ich kann kein Eisen in meiner Nähe ertragen«, erwiderte Cerryl. »Geschweige denn eine scharfe Eisenklinge.«
    »Das geht vielen Weißen so. Dafür gibt es verschiedene Abhilfen. Ich bin sicher, du wirst eine davon finden. Außerdem wirst du noch früh genug alt und gelehrt aussehen.« Leyladins Augen funkelten und sie senkte die Stimme. »Es ist immer besser, unterschätzt zu werden, wenn man noch nicht so

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