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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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gesehen. »Das könnte dir einmal sehr nützlich sein. Von mir wird es keiner erfahren.«
    »Danke.« Er deutete auf den Bogengang. »Möchtest du mit mir essen?«
    »Ich würde gern.« Leyladin lächelte. »Ein andermal. Ich habe meinem Vater versprochen, heute mit der Familie zu Abend zu essen. Es ist sein Geburtstag.«
    »Dann wünsche ich einen guten Appetit.« Cerryl erwiderte ihr Lächeln. »Mit Sicherheit schmeckt es besser als das Essen in den Hallen.« Er hielt inne. »Du bist nicht verpflichtet, die Mahlzeiten hier einzunehmen?«
    »Nein. Und ich schlafe auch zu Hause. Ich kann ohnehin nie ein vollwertiges Mitglied der Gilde werden, nicht als Graue oder Schwarze.«
    »Oh …«
    »So wie alles hat auch dies seine Vor- und Nachteile.« Sie nickte. »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    Cerryl sah zu, wie Leyladins grün gekleidete Gestalt im Bogengang verschwand, der zum südlichen Teil der Hauptstraße führte. Warum hatte das Glas sie zu ihm getragen, vor so vielen Jahren schon? Er wurde von ihr angezogen wie Metall von einem Magneteisen und auch jetzt wusste er immer noch nicht genau, warum. Es war keine körperliche Anziehung. Nicht nur … jedenfalls …
    Er blickte ihr noch nach, als sie schon lange in die Straße eingebogen war. Dann drehte er sich um und schlug den Weg zum Speisesaal ein. Seine Oberschenkel schmerzten immer noch, Rücken und Kopf ebenfalls.
    Und morgen schon wieder so ein Ritt? Cerryl zuckte zusammen.

 
LXXXIV
     
    M ehrere große Wassertropfen fielen aus dem Gewölbe des Wassertunnels auf Cerryls ohnehin schon feuchtes Haar und rannen ihm über Stirn und Augen. Er wischte sie mit dem Ärmel weg und beobachtete dabei Leyladins Handbewegung.
    »Hier in dieser Fuge ist etwas von dem dunklen Chaos«, flüsterte Leyladin.
    Cerryl betrachtete die glatte Steinwand des Tunnels, das feuchte Grau neben einer Linie dunklen Grüns.
    Er schleuderte einen zischenden Feuerstoß auf den Schleim, der den Mörtel bedeckte; einen Feuerstoß deswegen, weil er in Jesleks Gegenwart die Feuerlanzen nicht benutzen wollte – oder wenn andere zugegen waren, die dem Obermagier von dieser Fähigkeit berichten konnten. Asche schwirrte durch die feuchte Luft des Wassertunnels. Leyladin und Cerryl mussten husten.
    Im Licht der Bronzelampen, die die Lanzenreiter trugen, kam die ursprüngliche Oberfläche des Mörtels zu Tage: gelb geworden mit der Zeit und mit einem langen Riss darin, der noch immer dunkel aussah.
    »Da ist noch mehr …«
    »Ich weiß«, meinte Cerryl müde. »Ich kann es deutlich sehen.« Er musste sich nicht umsehen, denn er fühlte Jesleks Gegenwart mit jedem Funken Chaos, den er sammelte, um das Bauchfluss erzeugende Chaos zu zerstören. Es lauerte in allen vermoderten Ritzen des bröckelnden Tunnels aus Granit. Und weil Cerryl nicht preisgeben wollte, dass er Chaos zu Lichtlanzen formen konnte, musste er die schwere Arbeit der Feuerstöße auf sich nehmen. Dennoch teilte er Leyladins Meinung, dass er nichts enthüllen sollte, so lange es nicht unbedingt notwendig war.
    Nach einem tiefen Atemzug gelang es Cerryl, einen weiteren Feuerstoß in einem flachen Bogen gegen den Mörtel zu werfen. Diesmal verschwanden die Dunkelheit und das schädliche Chaos in der herumwirbelnden weißen Asche.
    Cerryl musste noch einmal tief Luft holen, er lehnte sich gegen die Wand und versuchte nicht zu laut zu keuchen.
    »Kochar, siehst du, wie Cerryl es macht? Das Nächste, was Leyladin findet, wirst du entfernen.« Jesleks Stimme klang scharf und kalt. »Bleib zurück.«
    Wieder loderte eine Feuerwand den Tunnel entlang und reinigte den Großteil der Granitoberfläche, nur die rauen Stellen blieben von Jesleks Feuerstoß unberührt.
    Cerryl hustete, als sich die Asche und der weiße Feuerstaub senkten. Auch die trockenere Luft, die durch die Belüftungsöffnung hereinströmte, verschaffte ihm keine Erleichterung. Einige Lanzenreiter folgten der Gruppe nämlich oberhalb des Tunnels, um die jeweiligen Belüftungsschächte zu öffnen.
    »Hier.« Leyladin hatte ein halbes Dutzend Schritte weiter – gefolgt von einem großen Lanzenreiter mit einer Bronzelampe – wieder eine Stelle gefunden. Sie trat zurück.
    Kochar warf einen schwachen Feuerball auf die dunkle Stelle an der Seitenwand.
    »Noch einen, bitte«, bat Leyladin.
    »Beeil dich, Kochar«, rief Jeslek ungeduldig. »Wir müssen heute fertig werden. Die Wasserspeicher sind fast leer, wir müssen den Tunnel heute wieder öffnen.«
    »… versuch es ja

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