Die Weiße Rose
des Münchner Kreises waren Harald Dohrn und sein Schwager Hans Quecke. Nachdem die ›Freiheitsaktion‹, die in den letzten Kriegswochen des Frühjahres 1945 unter Führung von Rechtsanwalt Dr. Gerngroß in Erscheinung trat, die Besetzung des Münchner Rundfunks durch die Widerstandsleute bekanntgegeben hatte, versuchten die beiden, ihre Mitarbeit in den Dienst der ›Freiheitsaktion‹ zu stellen. Sie wurden dabei entdeckt und in einem Wald nahe bei München von SS -Leuten erschossen. Nur einige hundert Meter entfernt von den Gräbern der ersten Opfer Sophie und Hans Scholl und Christoph Probst findet man sie begraben.
Im Sommer 1943 , vor allem aber im Spätherbst und im Dezember 1943 wurde ein weiterer Komplex eines Widerstandskreises aufgedeckt, der später unter dem Namen ›Hamburger Zweig der Weißen Rose‹ in die Geschichte des Deutschen Widerstandes eingegangen ist. Es war, ähnlich wie in München, ein Kreis von Studenten und Intellektuellen, der nach Angaben Überlebender etwa 50 Personen umfaßt haben muß. Acht Menschen, vorwiegend Studenten, die den aktiven Kern dieses Kreises bildeten, oder die ihn auch nur tangierten, fanden dabei den Tod:
Hans Konrad Leipelt, stud. rer. nat.
geboren am 18 . 7 . 1921
enthauptet am 29 . 1 . 1945 im Gefängnis München-Stadelheim
Gretha Rothe, cand. med.
geboren am 13 . 6 . 1919
gestorben am 15 . 4 . 1945 im Krankenhaus Leipzig-Dösen an den Folgen ihrer Haft
Reinhold Meyer, stud. phil.
geboren am 18 . 7 . 1920
umgekommen am 12 . 11 . 1944 im Gefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel
Frederick Geussenhainer, cand. med.
geboren am 24 . 4 . 1912
umgekommen im April 1945 im KZ Mauthausen
Katharina Leipelt, Mutter von Hans Konrad, Dr. rer. nat.
geboren am 28 . 5 . 1893
in den Tod getrieben am 9 . 1 . 1944 im Gefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel
Elisabeth Lange
geboren am 7 . 7 . 1900
in den Tod getrieben am 28 . 1 . 1944 im Gefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel
Curt Ledien, Dr. jur.
geboren am 5 . 6 . 1893
gehenkt am 23 . 4 . 1945 im KZ Neuengamme
Margarethe Mrosek
geboren am 25 . 12 . 1902
gehenkt am 21 . 4 . 1945 im KZ Neuengamme
In einem Bericht von Ilse Jacob wird die Hamburger Gruppe in folgender Weise dargestellt: »Der Hamburger Kreis ›Weiße Rose‹ hatte sich unter der Wirkung der ersten Münchner Flugblätter zusammengefunden. Die einzelnen Mitglieder kannten sich zunächst kaum, häufig trafen sie sich erst im Gefängnis oder im Konzentrationslager. Die Bemühungen, die Arbeit der einzelnen Kreise innerhalb der Hamburger Gruppe zu koordinieren, gingen vor allem von Albert Suhr und Heinz Kucharski aus, die zum Beispiel auch geplant hatten, einen Sender einzurichten. Die Mitglieder des Kreises trafen sich später regelmäßig zu Diskussionsabenden in zwei Hamburger Buchhandlungen, vor allem bei der des bekannten Buchhändlers Felix Jud.
In der Hamburger Gruppe gab es einige Siebzehnjährige, die noch zur Schule gingen oder im Arbeits- oder Kriegshilfsdienst standen. Sie waren durch nationalsozialistische Schulen und Jugendorganisationen erzogen worden. Ihr Widerstand begann, wie Thorsten Müller, einer von ihnen schreibt, mit dem Widerspruch. Sie gingen ihren Neigungen und Interessen nach und dachten oder taten Dinge, die in Cambridge und Basel das Selbstverständlichste von der Welt gewesen wären – in Deutschland wurden sie zu einem ›hochpolitischen Konflikt, zu einer von Geheimer Staatspolizei und Volksgerichtshof mit Eifer bearbeiteten Hochverratssache‹.«
In einem 1969 erschienenen Buch von Ursel Hochmuth/Gertrud Meyer unter dem Titel ›Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933 – 1945 ‹ wird der Hamburger Zweig der Weißen Rose eingehend behandelt.
Die Verbindung zwischen dem Münchner und dem Hamburger Kreis hatte sich durch die Hamburger Medizinstudentin Traute Lafrenz ergeben, die seit 1941 in München studierte und mit Alexander Schmorell und Hans und Sophie Scholl eng befreundet war. Sie übergab die im Sommer 1942 entstandenen Flugblätter der Weißen Rose im Herbst ihren Hamburger Kommilitonen Gretha Rothe, Heinz Kucharski und Karl Ludwig Schneider. Kurze Zeit nach der Vollstreckung der ersten Todesurteile sorgte der Chemiestudent Hans Konrad Leipelt dafür, daß die Flugblätter der Weißen Rose weitere Verbreitung fanden. Außerdem organisierte er eine Hilfsaktion für die mittellose Witwe Professor Hubers und ihre beiden Kinder, denen der NS -Staat die Pension
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