Die weiße Schmuggler-Jacht
kommt’s dann noch
schlimmer“, nickte Gaby. Sie ahnte nicht, wie recht sie damit hatte. Immerhin
fiel ihr ein, weshalb Rhodos heute schon einmal im Gespräch gewesen war. Sie
erzählte Karl von Kathrin und Dietmar Uhl, den Hoteldieben, die wahrscheinlich
auch Rauschgift schmuggelten und...
„Karl, mich trifft der Donner! Mein
Papi hat gesagt, auch die Uhls fliegen übermorgen. Nach Rhodos. Wie wir!“
„Wußte ich’s doch“, ächzte er. „Es wird
bestimmt ein Jahrhundert-Sommer für uns. Aber kein friedlicher. Komm, wir
fahren zu Willi. Er weiß noch nichts von seinem Glück.“
Bevor sie sich auf den Weg machten,
lief Gaby in den Laden hinunter und erzählte ihrer Mutter, was Karl eingefädelt
hatte. Frau Glockner freute sich. Aber sie war auch besorgt, rief Karls Eltern
an und erkundigte sich nach Onkel Roswell und Tante Susanne. Dann telefonierte
sie mit dem Kommissar. Danach stand Gabys Reise nichts mehr im Weg.
Sie fuhren zu Klößchen, zur vornehmen
Villa der Sauerlichs.
Ihr dicker TKKG-Freund war gerade aus
dem Kino zurück. Schokolade füllte seinen Mund von einem Backenzahn zum andern.
In seinem Zimmer, wo es so tadellos
ordentlich war wie auf einem Müllplatz, nisteten sie sich ein, und Karl ließ
die sensationelle Neuigkeit raus.
„Ahhh!“ ächzte Klößchen. „Das ist
besser als Marbella. Viel besser. Sozusagen unheimlich stark. Ich komme mit
euch mit — nicht mit meinen Eltern. Und wenn ich schwimmen müßte — nach Rhodos.
Wie weit ist das eigentlich?“
„Zum Schwimmen zu weit“, lachte Karl. „Du
wärst wochenlang unterwegs, und die Haie würden an dir knabbern. Aber ob deine Eltern
dich loslassen?“
„Sie müssen. Sonst nörgele ich ihnen
die Ohren voll, daß der Urlaub zur Hölle wird. Laßt mich mal machen. So, jetzt
rase ich in die Küche und sage es. Damit Mutter mein Einzelzimmer gleich wieder
abbestellt.“
Er fetzte hinaus — mit ungewöhnlicher
Geschwindigkeit.
Gaby und Karl warteten. Über eine
Viertelstunde verging. Anscheinend war die Sache nicht so einfach — und in der
vollautomatischen Sauerlichschen Küche wogte der Kampf hin und her. Behauptung
gegen Behauptung. Erna Sauerlich focht für den Zusammenhalt der Familie — wenigstens
während der Urlaubstage. Klößchen kämpfte für den interessanteren Teil: für das
Abenteuer mit seinen Freunden.
Als er zurückkam, mischte sich ein
Fingerhut voll Trauer in den Zehn-Liter-Eimer seiner Freude.
„Ich darf mit. Gott sei Dank! Sonst
wäre ich — ehrlich! — in Hungerstreik getreten. Jedenfalls in einen gemäßigten,
indem ich mich nur von Schokolade ernährt hätte. Ist nicht nötig. Aber Mutter
hat mindestens zehn Tränen in die fast fertige Spinatsuppe geweint. Weil... Sie
sieht mich ja wirklich selten. Aber so ist das Leben nun mal. Und man muß seine
Eltern rechtzeitig abnabeln, ihnen klarmachen, daß man nicht ein Leben lang bei
ihnen hocken kann — damit sie erwachsen und selbständig werden. Habe ich recht?“
„Ich weiß nicht, wie du deine Eltern
erziehst“, kicherte Gaby. „Aber da sie sich sehr gut entwickeln, hast du
sicherlich das richtige Gespür für sie. Also ist die Sache gebongt, was dich
betrifft. Jetzt müssen wir Tarzan verständigen. Wahnsinn! — was ich für
Herzklopfen habe.“
„Wir rufen an“, meinte Klößchen. „Tarzans
Nummer habe ich.“ Nebenan, im Arbeitszimmer seines Vaters, stand ein Telefon.
Gaby wählte. Aber in weiter Ferne, am
anderen Ende der Leitung, hob niemand ab.
Sie versuchte es wieder und wieder.
Vergeblich. Sie ging zu den Jungs zurück.
„Ist keiner da. Dann rufe ich heute
abend von zu Hause an. Packst du schon, Willi?“
„Selbstverständlich.“
Sein Koffer lag aufgeklappt auf dem
Bett, und er warf hinein, was ihm für Rhodos nützlich erschien.
„Ein funkelnagelneuer Koffer“, erklärte
er stolz. „Und ganz aus gelbem Leder, wir ihr seht. Gelb ist eine günstige
Farbe für Hitze. In Schwarz und Dunkelbraun, zum Beispiel, schwitzt man
gewaltig. Gelb weist die Sonne ab — fast so gut wie weiß.“
„Und wieso ist das günstig?“ fragte
Gaby. „Willst du dich in den Koffer legen?“
„Natürlich nicht.“ Er dachte nach. „Auf
jeden Fall ist es günstig für meine Klamotten. Hemden und Unterhosen bleiben
kühl. Ein Riesenvorteil unter tropischer Sonne.“
„Wenn er jetzt schon so wirr redet“,
Karl grinste Gaby an. „Wie wird das erst, wenn er seinen Sonnenstich hat.“
„Da hoffst du vergeblich“, rief
Klößchen. „Ich
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