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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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»Kosciuszko«, die da heranzog.
    »Winken!« Kolberg zog sein Jackett aus und schwenkte es. Yen band das Handtuch, das er um den Kopf geschlungen hatte, an ein Ruder, und Judith griff sich einen Fetzen Segeltuch und lief auf das Vorderdeck, um dem Frachter Zeichen zu geben. Sie fuhren mit voll gesetztem Segel auf das weiße Schiff zu.
     
    *
    Josef Koslowski hatte den Rudergänger bereits abgelöst. Der Kapitän stand neben ihm, das Glas an den Augen. »Es sind vier Leute«, sagte er. »Eine Frau, zwei Männer und ein Kind. Also haben sie es doch geschafft!«
    Die Dschunke kam jetzt immer schneller heran. Koslowski ließ die Maschinen der »Kosciuszko« auf halbe Fahrt gehen, und als er die Leute an Deck des kleinen Fahrzeuges mit bloßem Auge erkennen konnte, stoppte er das Schiff.
    Yens Boot glitt von backbord heran. Es war Koslowski nicht entgangen, daß an der Steuerbordseite ein flaches, schnelles Motorboot aufgetaucht war, das mit schäumender Bugwelle näher kam. Auch der Kapitän hatte es entdeckt und richtete sein Glas darauf.
    »Polizeiboot?« fragte der Steuermann.
    Der Kapitän nickte. Sein Gesicht war ernst. Er merkte, daß der Erste Steuermann auf ein Wort von ihm wartete und sagte: »Keine Sorge, Josef. Ich gehe zum Fallreep. Sieh zu, daß du den Kahn beim Ablegen nicht umwirfst.«
    Er war schon an der Tür, als Koslowski ihm nachrief: »Und die Polizei?«
    Der Kapitän erwiderte nur: »Ich mache das schon.«
    Der Rudergänger postierte sich neben Koslowski und ließ dessen Hände nicht aus den Augen.
    Der Matrose Novik stand mit zwei anderen am Fallreep, als der Kapitän kam. Unten schaukelte die Dschunke. Novik beobachtete kopfschüttelnd, wie die drei Flüchtlinge den alten Chinesen umarmten, der neben dem Ruder hockte. Er konnte genau sehen, daß die Hände des Alten mit einem Strick zusammengebunden waren. Der Teufel sollte sich da auskennen. Novik meldete pflichteifrig: »Fallreep ausgefahren!« Aber der Kapitän war jetzt nicht an Meldungen interessiert. Er nickte nur kurz, beugte sich über die Reling und rief hinunter: »Schnell, schnell! Kommen Sie schnell!« Er verwünschte sich selbst, weil ihm keine anderen deutschen Worte einfielen. Doch sein Zuruf genügte.
    Fred Kolberg winkte dem alten Yen ein letztes Mal zu. Die Polizei würde dem Chinesen keinen Vorwurf machen können, denn er konnte sich darauf berufen, daß der Flüchtling ihn zu der Fahrt gezwungen hatte. Wenn Kolberg das Boot verlassen hatte, würde der Fischer sich mit den beiden Polizisten unter Deck verständigen, sie bitten, die Luke aufzubrechen und ihm die Fesseln abzunehmen. Yen war froh, daß die Flucht des Piloten trotz aller Hindernisse doch geglückt war. Er würde diesen Mann sicher nie wiedersehen, aber das besagte nichts. Er hatte ihm geholfen. Immer und überall auf der Welt würde es Menschen geben, die in Not gerieten, weil sie andere nicht in Not bringen wollten. Es war eine menschliche Pflicht, ihnen beizustehen, auch wenn das mit Schwierigkeiten und Gefahren verbunden war.
    Kolberg hob seinen Jungen auf die erste Sprosse des Fallreeps. Bert kletterte geschwind aufwärts, bis die Matrosen ihm ihre Hände entgegenstreckten und ihn über die Reling zogen. Judith folgte ihm. Der Matrose Novik streifte sich betont auffällig die Jackenärmel hoch, als die Frau heraufkletterte. Er hob sie an Deck und überließ es einem anderen, sich Fred Kolbergs anzunehmen. Der Kapitän beobachtete es, aber er sah im gleichen Augenblick, daß Josef Koslowski ihm von der Brücke her ein Zeichen gab, das zur Eile aufforderte.
    »Fallreep einziehen«, ordnete er an, nachdem Kolberg auf dem Schiff war. Er wußte, daß sie es in wenigen Minuten wieder ausfahren würden. Während die Matrosen an die Arbeit gingen, streckte der Kapitän die Hand aus, um zuerst die Frau, dann den Jungen und zuletzt Kolberg zu begrüßen. Er sagte, die Worte mühsam zusammensuchend: »Ich begrüße Sie auf der ,Kosciuszko‘; Sie befinden sich auf polnischem Hoheitsgebiet. Kommen Sie mit mir.«
    Die Maschinen liefen wieder an, das Schiff nahm Fahrt auf. Es ließ die Dschunke zurück. Aber das Polizeiboot war bereits auf wenige hundert Meter herangekommen. Der Kapitän sah, wie es einen weiten Bogen beschrieb und auf die Dschunke zuhielt. Er beeilte sich, die drei Flüchtlinge unter Deck zu bringen. Als er die Kabinentür für sie öffnete, wandte er sich um und sagte etwas hilflos: »Hier ... ist Ihre Kabine. Leider ist mein Deutsch nicht gut. Sprechen

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