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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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von Interesse sein könnte? Verdächtige Kontakte, zum Beispiel?«, fragte Lydia.
    »Nichts dergleichen. Scheint alles harmloser Teenagerkram zu sein.«
    »Gut.« Sie überlegte kurz. »Versuch herauszufinden, ob es diese Leonie Schwarz tatsächlich gibt. Aber verschwende nicht zu viel Zeit damit. Ich fürchte, das ist eine Sackgasse.«
    »Das denke ich auch.« Schmiedel verzog das Gesicht. »Zu schade. Dann bleibt uns also nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass die beiden Vermissten bald gefunden werden? Das kann doch wohl nicht sein! Was, wenn sie sich längst ins Ausland abgesetzt haben und einfach nicht wieder auftauchen?«
    Chris zuckte unwillkürlich zusammen. Schmiedels Worte hatten ihn getroffen wie ein elektrischer Schlag. »Sie werden wieder auftauchen, verlass dich drauf«, sagte er rasch.
    Schmiedel verschränkte die Arme. »Was macht dich da so sicher? Kommt doch vor, dass Leute verschwinden und man nie wieder von ihnen hört.«
    Chris brach der Schweiß aus. Aus unerfindlichen Gründen musste er an die Weihnachtsfeier mit Sonjas Familie denken, und er hatte das Gefühl, als drücke ihm jemand die Luft ab. Er öffnete den oberen Knopf seines Hemdes. Am liebsten wäre er hinausgestürmt. Wie durch dichten Nebel nahm er wahr, wie Lydia neben ihm leise stöhnte.
    Abrupt erhob sie sich. »Ja. Das kommt vor. Aber nicht in diesem Fall. Das garantiere ich euch. Und wenn ich persönlich jeden Stein umdrehen muss.« Sie nahm ihre Unterlagen vom Tisch. »Jeder macht da weiter, wo er unterbrochen hat. Und ich möchte, dass ihr alles gebt. Dieser Schwarzbach ist womöglich im Begriff durchzudrehen. Seine Frau ist tot, vielleicht sogar von seiner Hand gestorben, sein Leben geht gerade den Bach hinunter. Ich fürchte, wir haben ihn mit unserer Fahndung noch zusätzlich in die Enge getrieben. Lange hält der das nicht durch. Das Mädchen, das bei ihm ist, egal ob Leonie oder Toni, ist in höchster Gefahr.«
    Das leise Singen der Gleise riss ihn aus seiner Erstarrung. Olaf Schwarzbach packte Leonie am Arm. »Mach schon, beeil dich.«
    Grelle Scheinwerfer kamen näher, in ihrem Licht tanzten Schneeflocken. Ein starker Luftzug erfasste sie, als die Waggons an ihnen vorbeirasten. Leonies Haar wirbelte um ihren Kopf, sie klammerte sich bibbernd an seinen Arm. Sie fror, obwohl ihre Stirn glühte. Sie hatte Fieber bekommen über Nacht. Dabei hatte sie mehrere Schichten Kleidung übereinander getragen und war in die Decke eingehüllt gewesen, die Olaf von zu Hause mitgebracht hatte. Zwischendurch hatte er immer wieder den Motor angestellt, um das Auto aufzuheizen, aber die Wärme war jedes Mal innerhalb von wenigen Minuten entwichen. Egal. Dort, wo sie hingingen, gab es keine Kälte, keinen Schnee und keine Polizei. Dort gab es nichts mehr. Nur Frieden.
    »Ich will nach Hause«, sagte Leonie leise. »Bitte.«
    »Bald«, antwortete Schwarzbach.
    »Ich kann nicht mehr«, jammerte sie. »Meine Füße tun weh. Ich friere.«
    »Du schaffst das.« Er zog an ihrem Arm. »Es ist nicht mehr weit.«
    Sie hatten das Auto auf einem Wanderparkplatz abgestellt. Zu viel Ballast.
    Leonie blieb stehen und hielt sich an ihm fest. »Bitte! Bitte lass mich nach Hause gehen.«
    »Ich sagte doch, dass es nicht mehr weit ist!« Ungeduldig zerrte er sie weiter. Ihr Gejammer machte ihn wütend. Was hatte er nicht alles für dieses Kind getan! Nächte durchwacht, spezielle Schonkost zubereitet, ihr am Bett stundenlang Geschichten vorgelesen, bis ihm selbst die Augen vor Erschöpfung zufielen. Und nicht ein bisschen Dankbarkeit brachte sie ihm entgegen.
    Die Gleise machten eine Biegung. Sehr gut, darauf hatte er gewartet. Auch wenn es dunkel war und schneite, wollte er auf keinen Fall riskieren, dass dem Lokführer Zeit blieb zu bremsen. Er hatte nur diesen einen Versuch, es musste auf Anhieb klappen.
    »Mir ist so kalt«, sagte Leonie leise.
    Er nahm ihre eisigen Finger. »Komm, du kannst die Hände in meine Jackentasche stecken.«
    Sie gehorchte dankbar. Eine Weile liefen sie schweigend weiter. Leonie stolperte unbeholfen neben ihm her. Doch wenigstens war sie still.
    Stille, das war genau das, wonach er sich am meisten sehnte. Endlich Stille. So wie die Stille, die plötzlich ins Haus eingezogen war, nachdem Melanie die Tabletten genommen hatte. Es war nicht seine Schuld gewesen, sie hatte es freiwillig getan. Als er ins Badezimmer gestürmt war, hatte sie vor dem Waschbecken gestanden, die Packungen in der Hand. Ihre Finger zuckten, ihr

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