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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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bis zur Besprechung, könntest du bitte nachfragen, ob es von der Fahndung etwas Neues gibt? Ich mache dem LKA noch mal Beine. Und dann rufe ich die Lahnstein wegen der Narbe an.«
    Chris hängte seine Jacke auf. »Geht klar.«
    Eine Viertelstunde später nahm Chris seine Notizen und folgte Lydia auf den Korridor. Im Besprechungsraum herrschte verschlafene Stille. Wirtz blätterte in einer Akte, Schmiedel tippte eine SMS in sein Handy, und Meier verteilte gähnend Kaffeebecher. Köster und Hackmann starrten mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin. Lediglich Ruth Wiechert zappelte voller Tatendrang auf ihrem Stuhl herum.
    »Was ist denn das für ein verschlafener Haufen?« Lydia knallte die Tür hinter sich zu und setzte sich.
    »Dir auch einen schönen guten Morgen, Chefin«, erwiderte Schmiedel, ohne von seinem Handy aufzublicken.
    Ruth Wiechert meldete sich. »Ich hätte da was. Soll ich anfangen?«
    Chris nahm schnell einen Schluck Kaffee, um seinen Ärger herunterzuspülen. Diese Wiechert war eine Nervensäge. Und unsäglich naiv.
    Lydia schien das nicht zu stören. Sie setzte sich und nickte ihr zu. »Gern. Schieß los.«
    »Ich habe gestern Nachmittag mit Antonia Bruckmanns Kinderarzt aus Münster telefoniert. Er kannte das Mädchen von Geburt an und hat mir etwas sehr Bemerkenswertes erzählt. Sie war in den ersten Lebensmonaten sehr häufig krank. Und zwar so häufig, dass er den Verdacht hatte, es könne eine Immunschwäche vorliegen. Wie nannte er es?« Sie beugte sich über ein Blatt mit Notizen. »›Verdacht auf einen Immundefekt‹. Und – haltet euch fest – er hat sogar einen Aidstest machen lassen. Das Ergebnis war allerdings negativ. Trotzdem war er sicher, dass etwas nicht stimmt. Angeblich gibt es sehr viele Formen der Immunschwäche, sogar eine, die durch das Atomunglück in der Ukraine 1986 hervorgerufen wurde, das sogenannte Tschernobyl-Aids.«
    »Davon habe ich ja noch nie gehört«, rief Meier dazwischen.
    »Tja, solche Sachen werden leider zu gern totgeschwiegen«, antwortete Ruth Wiechert. »Das heißt aber nicht, dass sie nicht existieren. Es gibt Regionen in Weißrussland und der Ukraine, da findet in den Schulen kein Sportunterricht statt, weil die Kinder so geschwächt sind. Und das nach all den Jahren.«
    »Das ist zwar sehr interessant«, unterbrach Lydia sie, »aber es hat nichts mit unserem Fall zu tun. Bleib bitte bei der Sache, Wiechert.«
    »Klar.« Wiechert senkte den Kopf. »Jedenfalls ging es Antonia zunehmend besser und gegen Ende des ersten Lebensjahres schien sie ihre Anfälligkeit überwunden zu haben. Sie war zwar immer noch auffällig klein für ihr Alter, aber weitgehend gesund.«
    »Vielleicht haben wir es mit dem Kind einer Drogenabhängigen zu tun«, sagte Schmiedel. »Irgendwoher muss dieser feine Klinikprofessor doch die Neugeborenen für seine Kunden bezogen haben.«
    »Eine gute Idee«, sagte Chris. »Das würde erklären, warum sie so kränklich war. Und so klein.«
    »Oder sie war tatsächlich ein Zwilling. Die sind auch oft kleiner als andere Babys«, ergänzte Köster.
    »Das war sie auf jeden Fall«, sagte Lydia. »Eben habe ich nämlich vom LKA die Testergebnisse bekommen. Antonia Bruckmann und Leonie Schwarzbach sind Zwillinge. Und die Eltern sind nicht mit ihnen verwandt. Ich habe die Informationen gleich nach Wermelskirchen weitergeleitet. Während wir hier sitzen, wird diese dubiose Klinik auseinandergenommen. Allerdings fürchte ich, dass die längst alle Beweise vernichtet haben. Und außerdem hat das alles wohl nur indirekt mit unserem Fall zu tun. Nämlich insofern, als Antonia und Leonie sich eines Tages begegnet sind und diese Begegnung ein tragisches Ende nahm.«
    »Weil die eine Schwester es besser angetroffen hatte und die andere deshalb neidisch war?«, fragte Reinhold Meier skeptisch.
    »So was in der Art.«
    »Und wer ist die Tote?«, bohrte Meier weiter.
    »Das ist die Eine-Million-Euro-Frage«, bemerkte Schmiedel trocken.
    »Das stimmt leider«, räumte Lydia zögernd ein. »Es gibt da nämlich ein Problem: Laut der Aussage des Vaters hat Antonia Bruckmann eine kleine Narbe am Unterarm. Maren Lahnstein hat keine solche Narbe in ihrem Bericht erwähnt. Doch der Leichnam hatte an der betreffenden Stelle ein großes Hämatom. Deshalb könnte sie sie übersehen haben.«
    »Dann soll sie es eben noch mal überprüfen«, blaffte Hackmann ungeduldig.
    »So weit war ich auch schon«, gab Lydia zurück. »Ich habe eben mit der Rechtsmedizin

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