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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Ziel der Reise geheim zu halten. Offiziell sollte sie ihren Neffen Pippin aufsuchen, um ihm Lothars Hilfe beim Kampf gegen den Grafen von Barcelona zuzusagen. Denn Bernhard hatte sich nach dem Treffen mit Judith von Pippin II. losgesagt, Septimanien für unabhängig erklärt und begonnen, eine eigene Streitmacht aufzubauen. Der Enkel Karl Martells hielt es in der derzeitigen Lage nicht mehr für ausgeschlossen, sich seinen Lebenstraum doch noch zu erfüllen. Nachdem sich sämtliche Brüder und Neffen die Köpfe eingeschlagen hatten, und das war zu erwarten, würde er seinen Anspruch auf den Kaiserthron geltend machen.
    Drogo wies Lothar besorgt auf die Gefahren hin, denen der relativ kleine Reisezug der Kaiserin unterwegs ausgesetzt war, aber das bekümmerte Lothar nicht weiter. In den Nächten ließ er sich ohnehin lieber von der Magd Doda wärmen als von seiner Ehefrau.
    Ruadberns Befürchtung bewahrheitete sich. Wenige Tage später fiel Pippins Heer in Poitiers ein, überwältigte die zum Schutz Judiths zurückgebliebene Schar, brannte Gebäude nieder, plünderte die Pfalz und umstellte schließlich das Kloster der Heiligen Radegundis. Mit lauten Rufen wurde die Kaiserinwitwe aufgefordert, herauszutreten und sich zu ergeben.
    Äbtissin Philomena war untröstlich. Sie klagte darüber, den Geheimgang zugeschüttet zu haben, der jetzt als Versteck und Fluchtweg hätte dienen können.
    »Als Fluchtweg wohl kaum«, meinte Ruadbern nachdenklich, »das Kloster ist ohnehin umstellt. Aber wir könnten einen kleinen Teil freiräumen und Judith darin verstecken, bis Hilfe gekommen ist.«
    Flüsternd setzte er der Äbtissin und Judith seinen Fluchtplan auseinander.
    Äbtissin Philomena trat am nächsten Morgen vor das Klostertor und verlangte den Anführer zu sprechen. Ein junger rothaariger Mann mit spärlichem Schnurrbart stieg von seinem Pferd, stellte sich als König von Aquitanien vor und forderte, seine Stiefgroßmutter, die Kaiserinwitwe, herauszugeben. Die Äbtissin bedauerte, seinem Wunsch nicht nachkommen zu können, da sich die Kaiserinwitwe nicht mehr in den Abteiräumen aufhalte. Pippin zieh sie der Lüge. Wäre die Kaiserinwitwe abgereist, könne das nicht unbemerkt geblieben sein. Äbtissin Philomena forderte den König auf, lieber selbst nachzusehen, als das Kloster niederzubrennen, das sein seliger Großvater in so hohen Ehren gehalten hatte.
    »Ich werde die Schwestern in der Kirche versammeln«, sagte die Äbtissin, »damit sie nicht in ihrer Andacht gestört werden.« Misstrauisch erkundigte sich Pippin, wie er denn sichergehen könne, dass sich die Kaiserinwitwe nicht unter den Nonnen verberge. Er dürfe sich auch die Schwestern ansehen, hatte Philomena seufzend erklärt, das Kreuz über ihn geschlagen und ihn mit einer Gruppe Männer durch das Tor eintreten lassen.
    In Poitiers angekommen, trieb Irmingard ihr Ross so schnell an, dass ihr Gefolge Mühe hatte, mitzuhalten.
    »Aus dem Weg!«, brüllte sie ein Bauernpaar an, das mit einem Karren voller Getreide auf das Kloster zufuhr, und schlug mit der Gerte nach dem Mann.
    »Ich bin die Kaiserin!«, herrschte sie Pippins Krieger an, die vor dem Klostertor warteten. Sofort sanken alle auf die Knie. Ein aquitanischer Graf trat vor und teilte der Kaiserin mit, der König befinde sich in der Abtei. Er werde ihn sogleich holen.
    »Nicht nötig, ich gehe selbst hinein«, bestimmte Irmingard und ließ die Klosterglocke läuten.
    Äbtissin Philomena öffnete die in das Tor eingelassene Pforte, ließ nach der Vorstellung die Kaiserin mit einem leichten Neigen des Kopfes eintreten und forderte Pippins Männer auf, das Tor weiter zu öffnen, damit auch das Gefolge auf den Hof einreiten könne.
    »Meine Leute werden draußen auf mich warten«, lehnte Irmingard ab, die bei der Begegnung mit ihrer Erzfeindin nicht mehr Zeugen als nötig wünschte.
    »Aber das Getreide für unser täglich Brot darf ich wohl hereinlassen«, meinte die Äbtissin, winkte dem Bauernpaar, das unschlüssig mit seinem Karren stehen geblieben war, näher zu kommen und öffnete selbst das Tor.
    In dem kleinen Hohlraum des Geheimgangs wagte Judith kaum zu atmen. Sie hörte viele Männerstimmen und wusste, dass jetzt nach ihr gesucht wurde. Alle Schwestern hatten die ganze Nacht damit zugebracht, einen Teil des zugeschütteten Ganges wieder freizulegen und das Geröll wegzuräumen. Nachdem sich Judith in die Nische begeben hatte, wurden die Steine wieder eingesetzt und ein mit Äpfeln gefülltes

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