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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Blut die Wallung erhielten. Nahezu zwei Jahre lang trieb er dieses Spiel mit ihr und kostete seinen heimlichen Triumph über den Kaiser aus. Doch dann rundete sich aller Vorsicht und der empfängnisverhütenden Raute zum Trotz Judiths Bauch. Bisher war es ihr gelungen, dies unter den weiten Oberkleidern vor dem Kaiser und der Welt zu verbergen.
    Judiths halbherzige Frage, ob sie das Kind bei einer weisen Frau loswerden solle, hatte Bernhard empört zurückgewiesen. Zu verführerisch erschien ihm der Gedanke, dass Judith seinen Sohn trug! Der nach Ludwigs Tod der Kaiserkrone schließlich näher wäre, als Bernhard selbst es je gewesen war. Wie es dann mit den drei Söhnen aus erster Ehe zu verfahren galt, würde er zu gegebener Zeit überlegen. Da gab es Mittel und Wege. Schließlich hatte auch Ludwig seine drei älteren Brüder überlebt. Was ihn Kaiser werden ließ. Und niemand hatte sich damals darüber gewundert, dass die drei ältesten Karlssöhne binnen Jahresfrist das Zeitliche gesegnet hatten.
    Er schmeichelte Judiths Klugheit, versicherte, sie werde dem Kaiser schon eine glaubwürdige Erklärung für ihre Schwangerschaft liefern können. Das war vor zwei Monaten gewesen.
    Vielleicht ist diese Erklärung nicht sonderlich überzeugend ausgefallen, überlegte Bernhard, als er sicherheitshalber an Ruadberns Tür klopfte, obwohl ihm bekannt war, dass der Knabe zu diesem Zeitpunkt in der Hofschule unterrichtet wurde. Eine unbefleckte Empfängnis würde ihr selbst der fromme Ludwig nicht abnehmen.
    Bernhard trat ein, schloss die Tür und schob die Holzvertäfelung zur Seite, hinter der sich der Aufgang befand. Aber solange der Kaiser nicht wusste, wer seine Frau geschwängert hatte, war noch nicht alles verloren. Er glaubte nicht, dass Judith seinen Namen nennen würde, aber falls sie eine Andeutung machen sollte, würde er schnellstens vom Hof verschwinden. Was er nicht wollte.
    Sorgsam schloss er die Wandöffnung hinter sich und klomm empor.
    Am oberen Treppenabsatz klopfte er sacht an das Holz. Judith schob die Vertäfelung zur Seite und empfing ihren Liebhaber mit dem knappen Satz: »Heute werde ich es ihm sagen.«
    Bernhard fiel ein Stein vom Herzen. Noch war nichts verloren. Gleichzeitig erfasste ihn ungeheure Wut. Was fiel der Frau ein, ihn so zu erschrecken!
    »Deshalb hast du mich rufen lassen?«, fuhr er sie an.
    »Nein.«
    Ihre Stimme war rau, ihr Blick leer.
    Er durchmaß den Raum, setzte sich auf den Bettrand und hob fragend die Augenbrauen.
    Judith blieb an der Wandöffnung stehen.
    »Dein Vater hat gewiss Verwendung für dich«, sagte sie barsch. »Vielleicht ist er ja auch krank geworden. Um jeden Verdacht von dir abzulenken, ist es besser, du verlässt den Hof. Für immer.«
    »Komm zu mir.«
    Die Samtstimme. Die sonst nie ihre Wirkung verfehlte.
    Diesmal aber ließ sich Judith von keiner Stimme streicheln. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Dem Kind und dem Kaiser zuliebe, auch wenn es ihr das Herz zerriss.
    »Du willst mich loswerden?«, fragte er mit kühler Selbstsicherheit und erhob sich von ihrem Ruhelager. Er schien leicht belustigt zu sein. »Wie du willst. Du bist hier die Kaiserin. Und wenn er dich verstößt, wirst du bestimmt ein hübsches Kloster finden, das dich aufnimmt.« Ohne sie anzurühren, drückte er sich an ihr vorbei und stieg durch die Wandöffnung. »Falls du deine Schande überlebst«, warf er ihr noch zu.
    »Verschwinde!«, rief Judith außer sich, schob mit zitternden Händen die Vertäfelung zurück und lehnte sich dagegen. Alle Kraft war von ihr gewichen.
    Die Bilder des Morgens stiegen wieder in ihr auf. Die verzweifelten verhungernden Untertanen, die von jenem Kaiser Hilfe erwarteten, der reglos auf seinem Thron saß und von Buße gesprochen hatte, als wäre dies die einzige Lösung für alles. Lothar und Pippin hatten recht: Damit allein war dem Elend der Menschen nicht zu begegnen.
    Es war höchste Zeit geworden, ihr eigenes Vergnügen hintanzustellen, Verzicht zu üben und an ihre Pflichten zu denken, dafür zu sorgen, dass der Kaiser seinen Sinn ganz auf die Lenkung des Reichs richtete. Er war gut zu ihr, viel zu gut! Es ging nicht, dass er alles stehen und liegen ließ und jede Hungersnot vergaß, wenn Judith über Kopfschmerzen klagte! Manchmal befürchtete sie, in ihm eine ähnliche Besessenheit geweckt zu haben wie Bernhard in ihr. Vielleicht sogar eine schlimmere, da dieser Besessenheit keine körperliche Erlösung vergönnt war. Was zur Folge haben

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