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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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und brach sofort zusammen.
    Der Schwarzbärtige bespuckte ihn. »Einen feinen Knecht wirst du der Frau Kaiserin abgeben!« Er lachte höhnisch. »Wo dir schon die Maden aus Nase und Ohren kriechen!«
    Nachdem sich der Mann aus Ruadberns Weinschlauch gestärkt hatte, konnte er wieder stehen und wurde auf Ruadberns Pferd gehoben. Erdklümpchen rieselten herab.
    »Setz dich hinter ihn. Er kann nicht reiten«, forderte Judith den Knaben auf.
    Auf dem langsamen Rückritt kam der Mann, der auf den Namen Arne hörte, langsam zu sich. Er konnte nicht aufhören, Judith zu danken, und schwor ihr ewige Treue. Auf ihre ablehnende Bemerkung, einem Dieb sei nicht zu trauen, beteuerte er, den Grenzstein nicht bewegt zu haben. Er sei von seinem Bruder hereingelegt worden. Der habe sich mit ihm in der Nacht am Grenzstein verabredet, um ein altes Fruchtbarkeitsritual durchzuführen. Der verschobene Stein sei ihm selbst erst aufgefallen, als sein Bruder mit mehreren Männern und lautem Geheul auf ihn zu gerannt kam.
    »Unser Vater hat ihm als Ältesten den größten Teil seines Landes zugesprochen«, sagte Arne leise, »aber das war ihm nicht genug. Er ist der Stärkere, und jetzt hat er alles.«
    Beim Marstall forderte Judith Ruadbern auf, sich um die Unterbringung Arnes zu kümmern. Sie musste dringend mit Ludwig reden. Wenn sie tatsächlich einen Knaben unter dem Herzen trug, mussten so schnell wie möglich Regelungen für seine Zukunft getroffen werden. Die Grenzen des Reichs mussten für diesen Fall neu gezogen werden, und zwar so, dass ein stärkerer Bruder nach dem Tod des Kaisers die Grenzsteine ihres Sohnes nicht versetzen konnte.
    An der Königsaula wurde ihr beschieden, die Mittagsruhe sei bereits vorüber und der Reichstag verhandele wieder. Da durfte sie Ludwig, der den Vorsitz führte, natürlich nicht stören. Sie bat die Wache, den Grafen von Barcelona wegen einer dringlichen Angelegenheit herauszuholen. Sie würde sich, wie in allen wichtigen Dingen ihres Lebens, erst bei Bernhard Rat holen. Der Schutz des Kindes, das sich derzeit besonders heftig in ihrem Bauch bewegte, würde ihm als dessen leiblicher Vater genauso am Herzen liegen. Dieses Kind hatte nicht wie Arne nur einen, sondern drei Halbbrüder. Und es ging um ein großes Reich, nicht nur um ein paar Hufe Land. Sie stützte sich an einem Pfeiler ab. Schweißtropfen standen ihr auf der Stirn.
    »Soll ich Hilfe holen?«, fragte der Torwächter besorgt und setzte hinzu: »Bedauere. Der Graf von Barcelona ist nach der Unterbrechung noch nicht zurückgekehrt.«
    Judith dankte ihm und kehrte zum Palatium zurück. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Ruadbern, der mit Arne auf das Küchenhaus zuging. Judith war noch nie so unvorsichtig gewesen, Bernhard in dessen eigenem Gemach aufzusuchen. Doch jetzt, da ohnehin die meisten der ihr weniger Wohlgesinnten in der Aula tagten, konnte sie es wohl wagen. Sie vermutete, dass er in aller Ruhe eine Abhandlung studierte oder einen am Morgen gefassten Beschluss prüfte. Seit der Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft hatte sie ihn überhaupt nicht mehr allein gesehen. Sie litt darunter, nahm an, dass die Sehnsucht, die er in ihr wieder geweckt hatte, genauso in ihm brannte, und beschloss, ihn zu überraschen. Weshalb sie an seiner Tür nicht klopfte, sondern sofort eintrat.
    Die Überraschung ereilte sie. Bernhard stand nicht über Angelegenheiten des Reichs gebeugt an seinem Pult. Er lag auf seinem Bett und ging einer äußerst persönlichen Beschäftigung nach.
    Judith warf einen Blick auf das nackte Paar und flüchtete.
    Der Kaiser, der eine Unterbrechung des Frankfurter Reichstags genutzt hatte, um zur Kemenate seiner Gemahlin zu eilen und sich von ihrem Wohlbefinden zu überzeugen, blickte entgeistert auf Judith. Unter wild zerzausten Haaren entstellte Zornesröte ihr Gesicht. Ihre Kleidung war in Unordnung geraten, ihr ganzer Körper bebte, ihre Augen sandten Blitze aus, und ihre Hände zitterten.
    »Was erzürnt dich so, was ist geschehen?«, fragte er beängstigt. Er geleitete Judith zum Bett, bat sie, sich in die Kissen zu legen, sich in ihrem Zustand nicht so aufzuregen und ihm alles zu erzählen.
    Würde sie sich damit nicht selbst gefährden, hätte sie dem Kaiser nur zu gern von seinem verräterischen Patensohn Bernhard berichtet! Dem sie unter Gefahr für Leib und Leben ihre Gunst gewährt hatte und der sie, die Kaiserin, betrog! Das war Majestätsbeleidigung. Darauf stand der Tod.
    Sie schluckte die aufgestiegene

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