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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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dafür bluten, dass er sich den Piratenthron so heimtückisch erschlichen hat.«
    Jolly starrte die Prinzessin an. Sie hatte gewusst, dass sich Soledad über kurz oder lang erneut auf die Suche nach dem Piratenkaiser machen würde. Doch in den letzten Tagen hatte sie es schlichtweg vergessen. Oder verdrängt. Wie so vieles, dachte sie. Wie ihre eigenen Gefühle und ihre Suche nach Captain Bannon.
    »Wo willst du Kenndrick finden?«, fragte sie.
    »Seit Monaten geht das Gerücht um, dass es eine große Versammlung aller wichtigen Piratenkapitäne der Kleinen Antillen geben wird«, sagte die Prinzessin. »Kenndrick wird sich mit ihnen treffen. Die Seeräuber dieser Gegend haben den Piratenkaiser nie akzeptiert. Schon mein Vater und seine Vorgänger haben versucht, sie unter ihre Herrschaft zu zwingen. Vergebens. Sie bilden ihre eigene Gemeinschaft, und die Entscheidungen ihres Rates sind die einzigen, die hier in der Gegend gelten.«
    »Aber warum dann eine Zusammenkunft mit Kenndrick?«
    Soledad strich sich eine Strähne ihres Haars zurück.
    »Angeblich will er ihnen ein Angebot machen, das sie nicht ausschlagen können. Keine Ahnung, was er vorhat. Mein Vater hat sich an ihrem Starrsinn den Kopf eingerannt, und ich bezweifle, dass es diesem Bastard anders ergehen wird.«
    Jolly runzelte die Stirn. »Weißt du denn, wo sie sich treffen?«
    Soledad grinste. »Um ehrlich zu sein, ist es wahrscheinlich leichter, in die Schatzkammer des spanischen Vizekönigs einzudringen als den Ort der Zusammenkunft rauszukriegen. Aber ich habe einen Plan.« Sie sah Jolly eindringlich an. »Eine Gelegenheit wie diese kommt nicht so schnell wieder.« Jolly wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als Soledad fortfuhr. »Einer wird übrigens noch an der Versammlung teilnehmen. Tyrone.«
    »Tyrone!«
    »Erstaunlich, oder? Sieht aus, als würde er dafür seinen Schlupfwinkel im Orinoco-Delta verlassen.«
    »Aber Tyrone . Er gehört nicht mehr dazu. Er hat sich von den anderen losgesagt.« Diese Neuigkeit war in der Tat eine kleine Sensation. Tyrone war eine Legende, ein Pirat, den sogar die übrigen Kapitäne der Karibik fürchteten. Als er vor Jahren von einer Armada der Spanier in die Enge getrieben worden war, hatte er die Flucht auf das Festland angetreten und war mit dem Rest seiner Mannschaft auf einem Floß den Orinoco-Fluss hinaufgefahren. Angeblich waren alle Piraten seiner Mannschaft getötet und von Kannibalen aufgefressen worden - mit Ausnahme Tyrones, dem es auf mysteriöse Weise gelungen war, den Eingeborenen vorzugaukeln, er sei ein Gesandter ihrer Götter. Seitdem hielten sich beständig die Gerüchte, er habe sich zum Herrscher der Orinoco-Kannibalen aufgeschwungen, neue Mannschaften angeworben und Pläne geschmiedet, mit einer gewaltigen Flotte von Seeräubern und Menschenfressern über die Inseln der Karibik herzufallen.
    Die meisten taten diese Geschichte als Ammenmärchen ab. Selbst Bannon hatte geglaubt, dass Tyrone vermutlich gemeinsam mit seiner Mannschaft von den Kannibalen aufgerieben worden war.
    Und nun sollte Tyrone zum Treffen der Antillen-Kapitäne erscheinen? Das war fast so unglaublich, als hätte der Teufel selbst sein Kommen angekündigt.
    Jolly atmete tief durch. Soledad hatte nichts anderes vor, als in ein verdammtes Wespennest zu stechen.
    »Wir brauchen dich hier«, sagte sie und hielt dem Blick aus Soledads dunklen Augen stand.
    »Nein«, widersprach die Prinzessin. »Nur du bist wichtig. Und Munk. Wir anderen spielen überhaupt keine Rolle. Im Vergleich zu euch ist sogar der Geisterhändler unbedeutend.«
    »Aber .«
    »Er wird mich begleiten. Eigentlich hat sogar er die Idee gehabt, wie wir den Versammlungsort finden können.«
    Jolly starrte sie an. »Der Geisterhändler? Aber… er kann uns nicht einfach im Stich lassen!«
    »Niemand lässt dich im Stich, Jolly. Mit etwas Glück sind wir alle wieder hier, bevor ihr aufbrecht.«
    »Wir alle? Heißt das…«
    »Walker geht ebenfalls mit. Und, nein, bevor du fragst: Buenaventure und die Carfax bleiben hier. Walker, der Händler und ich nehmen Hippocampen.«
    Die Tatsache, dass Buenaventure und Walker sich trennten - auch wenn es nur um wenige Tage ging -, war ungewöhnlich. Aber im Augenblick verschwendete Jolly keinen Gedanken daran. »Wieso kommt der Geisterhändler mit? Ihm dürfte es völlig egal sein, ob Kenndrick Piratenkaiser bleibt oder nicht.«
    Soledad stimmte zu. »In jeder anderen Lage würde es für ihn keine Rolle spielen. Aber wenn

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