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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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aus, um darauf auszurutschen. Mit einem wilden Piratenfluch segelte Griffin rückwärts aufs Hinterteil, fiel genau aufs Steißbein und hätte vor Schmerz und Wut am liebsten mit all den dummen Stühlen um sich geworfen, die er gerade so mühevoll gezimmert hatte.
    Ebenezers Atem rasselte. Er saß auf dem Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt, und lauschte auf die Stimme des Wals. Er behauptete, er und der Wal verstünden einander allein durch die Kraft der Gedanken, und mittlerweile war Griffin davon überzeugt, dass da etwas dran war.
    Plötzlich keuchte Ebenezer auf. »Er hat sie verschluckt«, sagte er. »Griffin, er hat die Klabauter verschluckt!« Sorgenvoll schweifte sein Blick zur offenen Tür und suchte die plätschernde und gurgelnde Dunkelheit dort draußen ab.
    »Wie viele?«, fragte Griffin und war mit einem Satz auf den Beinen.
    Ebenezer stöhnte. »Nicht viele. Aber ertrunken sind sie wohl kaum. Es sei denn, er hätte ein paar zerquetscht.«
    Griffin eilte zu einer Kiste, in der Ebenezer einige der Waffen aufbewahrte, die sich im Laufe der Jahre im Magen des Wals angesammelt hatten. Ganze Schiffsladungen voller Säbel, Dolche, Schnappschlosspistolen und Büchsen waren von Jasconius verschluckt worden. Dummerweise nützten Schusswaffen im Magen des Wals wenig - das nass gewordene Schwarzpulver machte es unmöglich, sie abzufeuern. Außerdem war die Gefahr zu groß, das Ziel zu verfehlen und die Magenwand zu verletzen.
    Griffin zog einen Säbel aus der Kiste, wog ihn prüfend in der Hand und steckte zusätzlich ein langes Messer in seinen Gürtel. Ebenezer blickte von der Tür zurück zu Griffin. »Willst du wirklich da rausgehen?«
    »Irgendwelche besseren Vorschläge?«
    Der Mönch war hin- und hergerissen. »Jasconius hat noch nie einen Klabauter verschluckt. Bislang sind sie ihm immer aus dem Weg gegangen.«
    Griffin packte einen Lampenkäfig am Griff und drängte sich an Ebenezer vorbei durch die Tür.
    »Bleib hier und verriegle die Tür. Ich werd zusehen, was ich tun kann.«
    »Wir könnten uns beide verstecken.«
    »Und was wird aus deiner Schenke? Außerdem müssen wir bald sowieso raus, um Nahrung zu suchen. Die Vorräte in der Küche werden nicht ewig reichen.«
    Ebenezer nickte, aber es lag wenig Überzeugungskraft darin. Wider Erwarten war Griffin gerührt von der Sorge des älteren Mannes: Bislang hatte er sich eher als Gefangener des Wals und seines Bewohners gefühlt, gerade gut genug, die Stühle und Tische für Ebenezer s verqueren Wunschtraum zusammenzuhämmern. Jetzt aber wurde ihm klar, dass der Mönch ihn mochte. Und es war nicht ganz von der Hand zu weisen, dass es ihm umgekehrt genauso ging. Gewiss, Ebenezer war ein wenig verrückt, ganz bestimmt kauzig; im Grunde aber war er ein liebenswerter Kerl.
    »Ich bin bald wieder da.« Griffin sagte es mehr zu sich selbst als zu Ebenezer. Die Worte ließen ihn mutiger erscheinen, als er sich in Wahrheit fühlte. Sein Stimme schwankte, das musste auch Ebenezer bemerken.
    Klabauter mit Harpunen. Selbst wenn sie ihre Waffen beim Sturz in den Schlund verloren hatten, machte sie das nicht ungefährlicher. Ihre langen Krallen und spitzen Zähne waren tödlich wie Messerklingen.
    Griffin trat aus dem Lichtschein des Zimmers und stieg mit seiner Lampe langsam den Hügel hinab. Wachsam schaute er sich um und gab sich dabei alle Mühe, entschlossen zu wirken. Kein Opfer ist Klabautern lieber als eines, das Todesangst hat; sie macht es ihnen leichter, ihre Beute aus dem Hinterhalt zu schlagen.
    Hinter ihm drückte Ebenezer die Tür ins Schloss. Griffin hörte den Riegel schnappen. Der Streifen aus Helligkeit um ihn herum wurde abgeschnitten und von dem schwächeren Schimmer der Lampe nur spärlich ersetzt. Die Ränder des Lichtkreises reichten gerade mal drei, vier Meter weit. Dahinter herrschte Finsternis.
    Überall blubberte und plätscherte es, während das Wasser von Wrackteilen herabtropfte und im Morast versickerte. Die Laute unterschieden sich kaum von der zischelnden Sprache der Klabauter.
    Nervös schob Griffin mit der Armbeuge einige seiner Zöpfe aus dem Gesicht. Er hatte sein blondes Haar zu Dutzenden davon flechten lassen. Eigentlich war das die Haartracht der Sklaven, die aus Afrika herüber in die Neue Welt verschleppt wurden. Nur selten sah man sie bei einem weißen Bewohner der Karibik, und deshalb war Griffin besonders stolz darauf.
    Er hatte gerade den Fuß des Hügels erreicht, als ein Fauchen ertönte. Von rechts. Aus der

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