Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber
Klabauter unterhalb der Muschelschilde empor.
Das Wyvern stieß einen hohen, lang gezogenen Schrei aus, der Griffin wie ein eiskalter Sturmwind durch alle Glieder fuhr. Es setzte hinter ihm her, hatte aber aufgrund seines unfertigen Körpers noch keine vollständige Gewalt über seine Bewegungen. Es taumelte, verharrte und schwankte einen Moment, bevor es neuen Halt fand und sich gerade aufrichtete.
Griffin rammte seinen linken Ellbogen nach hinten, spürte die Zähne des einen Klabauters unter dem Aufprall splittern und schüttelte ihn ab. Kreischend schlitterte er rückwärts ins Wasser. Der zweite Klabauter, der Griffin nach oben gezerrt hatte, ließ sich nicht so leicht übertölpeln. Griffin schlug auch nach ihm, doch die Kreatur wich aus, sprang gebückt unter seinem Hieb hindurch und wollte ihn an der Hüfte packen. Griffin gelang es gerade noch, sich seitwärts zu drehen und zumindest der einen Klaue des Klabauters zu entgehen; die zweite schlug mit den Krallen in seine Seite. Die Spitzen der langen Klauennägel bohrten sich in seine Haut, und er schrie auf vor Schmerz und Wut über die Wunde. Es gelang ihm, den ausgestreckten Arm des Klabauters zu packen und ihn daran über den Rand der Muschelinsel zu schleudern. Schnatternd klatschte die Kreatur ins Wasser.
Etwas saugte sich an seinem Hinterkopf fest. Ein stechender Schmerz wie von der Berührung einer Feuerqualle breitete sich auf seinem Schädel aus. Dann war da krabbelnde Bewegung an seinen Schläfen, seinem Hals, auf seiner Stirn. Griffin brüllte auf, schüttelte sich angewidert und warf sich zur Seite.
Das Wyvern wurde mit ihm zu Boden gezerrt, während die winzigen Käferwesen über Griffins Gesicht ausschwärmten, um seine Formen zu studieren und sie auf den Schwarm zu übertragen.
Irgendwie gelang es Griffin, das Messer aus seinem Gürtel zu zerren. Die Klinge fuhr durch den Leib des Wyvern wie durch Butter, doch da blieb keine Verletzung - es war, als hätte er die Klinge in einen Haufen Sand gestoßen. Als er die Waffe wieder hervorzog, schlossen wimmelnde Insekten die Öffnung wie rieselnder Staub.
Rund um den Muschelbuckel tauchten die Köpfe der Klabauter auf. Sie hatten das seltsame Eiland eingekreist und schoben sich nach kurzem Zögern über den Rand der Plattform. Die ersten zogen sich aus dem Wasser, mit gebleckten Fängen, die weißgelb durch den Nebeldunst schimmerten.
Aber Griffin achtete nicht auf sie. Sein Kampf war aussichtslos, das wusste er. Trotzdem weigerte er sich, einfach aufzugeben. Er fuhr mit einer Hand über sein Gesicht und wischte eine breite Furche in die Schicht aus Käfern, die drauf und dran war, sich wie eine Maske über seinen Zügen zu schließen. Das Wyvern brüllte schmerzerfüllt auf. Griffin erkannte, dass die Käfer sehr wohl Bestandteile eines einzelnen Organismus waren. Wenn er einige von ihnen von den Übrigen trennte, war das, als schlüge er dem Wyvern ein Körperteil ab.
Nachdem er erst einmal zu dieser Erkenntnis gelangt war, nutzte er sie gnadenlos. Das Wyvern kreischte und schrie, während Griffin sein Bestes tat, ganze Käferballen aus dem Leib des Ungeheuers zu reißen und hinaus auf das Wasser zu werfen.
Ihm blieb nicht viel Zeit. Und doch stellte ihn in all diesem Tumult und seinem Bemühen, nicht von den Käfern eingeschlossen zu werden, das Verhalten der Klabauter vor ein Rätsel. Sie hatten ihn umzingelt, fast alle waren jetzt auf den Muschelschild heraufgeklettert. Und doch griffen sie ihn nicht an. Fast war es, als belauerten sie ihn - und warteten auf den Ausgang seines grotesken Duells mit dem Wyvern.
Der Gestaltwandler schlug mit krabbelnden, wimmelnden Gliedern nach ihm. Allmählich erlahmten Griffins Kräfte. All die Stunden im Sattel des Rochens, die Anspannung, die Angst; dann der Sturz in die See, sein aussichtsloses Ringen mit den Kriegern der Tiefen Stämme; und nun, zu guter Letzt, sein Kampf mit dem Wyvern, begleitet vom nimmer endenden Regen der toten Fische.
Rechts von ihm brachen die Wogen auseinander, eine Eruption dunklen Salzwassers, gefolgt von einem durchscheinenden Kegel aus Gallerte, der bald darauf wie ein gläserner Finger aus den Wellen ragte. Doppelt mannshoch und klar wie Kristall. Und in seinem Innern, aufrecht dastehend, mit verschränkten Armen und einem bösen Lächeln in den Mundwinkeln - der Junge.
Derselbe Junge, den Griffin vom Rochen aus gesehen hatte, als das Quallenwesen Jasconius umschlossen hatte. Schwarzhaarig, dunkel und sehr
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