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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Muskeln. »Es hat keinen Sinn, Junge. Was immer auch geschieht, wir können nichts daran ändern.«
    »Aber ich muss es wissen! Das wenigstens bin ich Jasconius schuldig.«
    »Für den Preis unserer beider Leben?«
    Griffin verstand, was Ismael meinte, als die Hand des Schützen sich von ihm löste und nach rechts zeigte. Dort näherte sich unterhalb der Wellen ein wimmelnder Klabauter sch warm. Lanzenspitzen durchpflügten das Wasser wie Haifischflossen.
    Noch einmal blickte er dorthin, wo Jasconius und der Herr der Klabauter versunken waren. Unter der Decke aus Schaum und brodelnder Gischt waren die beiden Giganten nicht mehr zu sehen.
    »Ich kann jetzt nicht umdrehen«, sagte er entschlossen.
    »Junge!« Ismaels Stimme wurde beschwörend.
    »Das da ist nicht dein Kampf.«
    »Oh doch, das ist er. Es ist unser aller Kampf. Jasconius… der Wal, ich meine, er kämpft für uns. Und Ebenezer . den Mann im Wal haben alle ihn genannt, ihn beschimpft und behauptet, er wäre ein Mörder. Und jetzt setzen diese beiden ihr Leben für uns aufs Spiel.« Griffin schaute erbost zurück zu Ismael. »Willst du allen Ernstes behaupten, das da sei nicht unser Kampf? Es ist unserer. Nur dass ein anderer ihn für uns austrägt und vielleicht dabei sterben wird.«
    Einen Augenblick lang zuckten die Züge des Mannes. Griffin sah, dass seine Worte ins Schwarze getroffen hatten.
    »Das Mindeste, das wir tun können, ist, den Ausgang abzuwarten«, sagte Griffin mit fester Stimme.
    »Wir sind die beiden Einzigen, die den anderen davon erzählen können. Wenigstens eine verfluchte Erinnerung sind wir Jasconius und Ebenezer schuldig, meinst du nicht?«
    Ismael zögerte, und ein Anflug von Schuldgefühlen erschien in seiner Miene. Dann aber blickte er alarmiert in die Tiefe. »Wir werden niemandem mehr davon erzählen können!«, brüllte er. »Dreh ab, Junge… dreh ab!«
    Beim Klang von Ismaels Stimme handelte Griffin instinktiv. Seine Hände zerrten an den Zügeln, aber der Rochen bewegte sich viel zu schwerfällig. Eine Lanze rammte von unten durch seine rechte Schwinge und trat oben wieder aus. Das Tier schüttelte sich und stieß ein dumpfes Röhren aus. Sein Flügelschlag wurde unregelmäßig, und für einen Augenblick schien es, als würde er seine beiden Reiter abwerfen. Ismael schrie auf, Griffin ebenfalls, doch irgendwie gelang es ihnen, sich im Sattel zu halten. Weitere Harpunen zuckten empor, geschärfte Knochenspieße voller Widerhaken, und einer streifte den Leib des Rochens. Wieder schüttelte sich das Tier, und diesmal verlor Griffin die Kontrolle. Ismael brüllte und fluchte, dann verstummte er schlagartig, als eine Harpune eine blutige Furche in seinen Oberschenkel fräste. Der Schock verschlug ihm sekundenlang die Sprache. Dann erst schrie er auf, ein hoher Schmerzenslaut, der Griffin durch Mark und Bein ging.
    »Ich kann ihn… nicht halten!«, brüllte Griffin. Dann wurden ihm die Zügel aus den Händen gerissen, der Rochen bäumte sich auf, und sein Körper vollzog eine schlangelnde Bewegung, die Griffin dem Koloss nie zugetraut hätte.
    »Halt dich fest!«, rief er dem Schützen noch zu, dann zerrten ihn unsichtbare Hände aus dem Sattel, er verlor das Gleichgewicht - und rutschte ab.
    »Griffin!« Ismael sah den Jungen fallen, vergaß für einen Augenblick den lodernden Schmerz in seinem Bein und versuchte, ihn zu packen.
    Er bekam gerade noch Griffins rechte Hand zu fassen.
    Griffin schrie auf, als ein mörderischer Ruck durch seinen Arm fuhr. Dann begriff er, dass der Aufschlag auf dem Wasser nicht kam, dass er noch immer in der Luft hing. Er baumelte an der Seite des Rochens, nur noch von Ismaels Hand gehalten.
    »Ich… zieh dich… hoch«, keuchte der Mann verbissen, aber sie wussten beide, dass es aussichtslos war.
    In der Tiefe schnatterten die Klabauter, Harpunen zuckten hinter ihnen her. Doch der schwankende Rochen hatte sich bereits zu weit von dem Rudel im Wasser entfernt, und alle Wurfgeschosse gingen fehl. Was nichts daran änderte, dass das Tier sich noch immer schmerzerfüllt schüttelte und aufbäumte; es gelang ihm nicht, die Schläge seiner gesunden und der verletzten Schwinge aufeinander abzustimmen.
    Griffin wurde hin und her geschüttelt. Hilflos hing er da, zu schwach, um sich mit nur einer Hand an Ismaels Arm emporzuziehen. Auch die Kräfte des verwundeten Schützen ließen nach, und beiden wurde gleichzeitig klar, dass ihre Anstrengungen vergebens waren.
    »Es geht nicht!«, rief Griffin.

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