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Die Welt auf dem Kopf

Die Welt auf dem Kopf

Titel: Die Welt auf dem Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Agus
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wir von den Lebenden. Deine Tante will die Wohnung jetzt also verkaufen, die zur Hälfte dir und zur Hälfte ihr gehört.«
    »Genau.«
    »Jetzt hör mir genau zu: Wenn du dich weigern würdest, könnte deine Tante nur ihre Hälfte verkaufen. Und wer, glaubst du, würde die Hälfte einer Wohnung mit nur einem Eingang, einem einzigen schmalen Flur, einem einzigen Bad und nur einer Küche kaufen? Weigere dich einfach, und du wirst sehen, dass sie sich damit abfinden wird, ihren Teil an Studenten zu vermieten, während du ruhig in deiner Hälfte wohnen bleibst, und schon ist das Problem gelöst.«
    »Aber meine Tante würde mich dann nicht mehr gern haben, nein, schlimmer noch, sie würde mich hassen.«
    »Und im entgegengesetzten Fall würdest du sie hassen.«
    »Nein, ich werde nie jemanden hassen. Deswegen werde ich tun, was meine Tante verlangt.«
    »Man merkt, dass du zu oft mit meinem Mann und meinem Sohn zusammen warst. Die haben auf dich abgefärbt, mit dem Ergebnis, dass du ebenfalls zu einem Alien geworden bist.«
    Obwohl mir nicht danach zumute war, musste ich lachen, um dann untröstlich in meine Wohnung zurückzukehren.
    Am nächsten Tag rief sie mich an.
    »Komm herauf, ich habe eine tarte tatin gemacht. Dann kann ich dir hinterher das Rezept geben, damit du es an die Außerirdischen weiterreichst, die dich hergeschickt haben, um uns unsere Geheimnisse zu entlocken.«
    Also stieg ich die Treppe hinauf. Im Grunde war sie sehr nett, denn was gingen sie eigentlich meine Probleme an?
    »Iss, meine Kleine, nicht dass du mir noch mehr abnimmst«, sagte sie auf Französisch, wie immer, wenn sie besonders freundlich und geheimnisvoll sein wollte.
    »Vielleicht werde ich einfach nichts mehr essen, bis ich sterbe.«
    »Sterben, sterben, alle sind besessen von dieser Idee, sterben zu wollen, sobald Schwierigkeiten auftauchen. Liegt dir denn so viel daran, hier wohnen zu bleiben, in diesem Haus voller Verrückter?«
    »Meine ganze Familie wohnt hier.«
    »Und wer bin ich dann? Deine Großmutter?«
    »Ja. Meine Großmutter. Meine richtige. Meine einzige.«
    »Ich bin niemandes richtige Großmutter.«
    »Verleugnen Sie Giovannino?«
    »Nein. Ich liebe ihn abgöttisch. Aber ich bin nicht einmal die richtige Mutter meines Sohnes. Wir konnten keine Kinder bekommen und haben ihn adoptiert. Niemand weiß es. Nicht einmal er. Wir haben alles in Amerika abgewickelt.Wir reisten nach Brasilien und nahmen ihn kurz nach seiner Geburt mit uns. Anschließend lebten wir ein Jahr lang in New York; ich wollte einen New Yorker aus ihm machen, war so glücklich, ihn zu haben. Hätte ich gewusst, dass er schwul ist, hätte ich ihn in dem Müllcontainer gelassen, wo man ihn gefunden hat.«
    »Das glaube ich dir nicht. Das heißt, ich glaube natürlich, dass er nicht euer leiblicher Sohn ist, aber nicht, dass ihr ihn im Müllcontainer gelassen hättet.«
    »Endlich hast du mich geduzt. Jetzt bin ich wirklich deine Großmutter.«
    »Und was ist mit dem Aussehen? Hat nie jemand gemerkt, dass keine Ähnlichkeit zwischen euch besteht?«
    »Nie. Alle fanden seine dunkle Haut nicht weiter verwunderlich, wo seine Mutter doch Sardin ist.«
    »Ja, ja, so viel zu den normalen Dingen.«
    » Très bien … Nun, da Levi im unteren Stock wohnt, ist sein Zimmer im oberen Stock frei, und du kannst dort einziehen. Und wir können so tun, als wäre ich wirklich deine Großmutter.«
    »Und Natascha? Kann Natascha auch mitkommen?«
    »Ich fühle mich nicht als Nataschas Großmutter. Sie ist mir nicht sympathisch. Sie ist impudente , unverschämt, ja eine unverschämte Person ist sie. Na gut, dann tun wir eben so, als befänden wir uns in den Vierzigerjahren im von den Nazis besetzten Paris und sie wäre eine Jüdin, die wir bei uns verstecken. Ich tue es im Gedenken an meine Schwiegermutter.Weißt du übrigens, dass mein Sohn zu Beginn des neuen Semesters nach Paris zurückkehrt? Aber wahrscheinlich hat er es dir nicht gesagt, weil er dir die Ferien nicht verderben wollte.«
    »Und Giovannino?«
    » Mon dieu! Giovannino bleibt natürlich hier.«
    »Gott sei Dank! Er hat ja immer gesagt, dass er hierbleiben will, dass er niemals auf das Meer verzichten will, das in Cagliari mittendrin ist.«
    »Sein Vater hat ihm die Entscheidung überlassen. Dafür verdient er meine Achtung. Er hat ihm auch gesagt, wie es sein wird in Paris, dass Omar bei ihnen einzieht.«
    »Und wie hat Giovannino reagiert?«
    »Er hat gesagt, dass er Omar sehr gern hat, er aber nicht

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