Die Welt auf dem Kopf
alles.«
»Normal ist das, wo unten unten ist und oben oben!«
»Aber das heißt doch gar nichts. Letztendlich hängt es doch von einem selbst ab, ob wir etwas als unnormal empfinden.«
»Das stimmt, etwas Unnormales kann ein Fluch, aber auch ein Quell der Freude sein: Man muss sich nur anschauen, wie glücklich mein Enkel Giovannino am Strand herumläuft! Weißt du eigentlich, wie gern ich mit euch zum Poetto gehe?«
»Ja, nicht wahr, angesichts des Meers kommt einem alles viel leichter vor, die Probleme schwappen mit den Wellen heran und werden wieder von ihnen fortgetragen.«
Dritter Teil
Eins
I nzwischen kannte ich Annina so gut, dass ich mir sicher war, sie ahnte beim letzten Flackern des Lichts, bevor es endgültig dunkel wurde, dass ihr krankes Herz nicht mehr lange mitmachen würde.
Und dass sie, nachdem sie begriffen hatte, dass der Tod vor der Tür stand, dachte, dass es gar nicht so schlimm war, wie die Leute sagen, sondern dass das Sterben womöglich etwas Sanftes ist und es einem hinterher besser geht.
Eines steht jedenfalls fest: Der letzte Teil ihres Lebens war der schönste. Allein das Licht im oberen Stock. Ach, überhaupt, der obere Stock! Und als Mr. Johnson im Roman plötzlich mit Koffer und Geige im unteren Stock vor der Tür stand! Ach, was für eine großartige Schriftstellerin ich doch sei! Romane beflügeln nun mal die Seele!
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Informationen zum Buch
Cagliari, die alte sardische Hafenstadt, ein heruntergekommenes Viertel, ein schöner, einst nobler Palazzo, jetzt aufgeteilt in einzelne Wohnungen. Zwischen der Signora von unten und dem Signore von oben wohnt eine junge Studentin und träumt, wenn sie nicht studiert, von der großen Liebe. Ringsum leben Menschen aus aller Welt, es ist bunt, lebhaft und laut – eine Mixtur aus Geräuschen, Gerüchen und Zusammengehörigkeitsgefühl. Der Signore von oben ist ein amerikanischer Violinist in den Siebzigern, dem die Frau davongelaufen ist. Sie hat das Geld in die Ehe gebracht, er die Musik. Jetzt muss Mr. Johnson auf Kreuzfahrten spielen, und die Studentin gießt ihm die Blumen. Die Signora von unten heißt Anna, ihre Wohnung ist dunkel und ärmlich. Anna hat drei Jobs, um das nötige Geld zu verdienen, ihre Tochter Natascia ist studiert, aber arbeitslos, und manchmal verliert sie vor Angst, dass ihr Verlobter sich eine andere suchen könnte, fast den Verstand. Anna ist herzkrank, doch als die Idee aufkommt, sie könne sich um Mr. Johnsons Haushalt kümmern, dauert es nicht lange und sie steckt ihren weichen und nicht mehr ganz jungen Körper in schöne Dessous, um ihn zu verführen. Der Reigen, der damit eröffnet ist, hat viele Runden. Mr. Johnsons einziger Sohn taucht auf, leider mit Liebhaber, Mrs. Johnson kehrt zurück, und Annas Herz wird wieder kränker ...
Doch wie immer überrascht Milena Agus mit unvorhergesehenen Wendungen, und meist sind es Wendungen zum Glück.
Informationen zur Autorin
Milena Agus wurde in Genua als Kind sardischer Eltern geboren. Heute lebt sie in Cagliari auf Sardinien, wo sie an einer Schule Italienisch und Geschichte unterrichtet. Mit ›Die Frau im Mond‹, ihrem zweiten Roman ( dtv 13736), wurde Milena Agus zur internationalen Bestsellerautorin. Ihre magischen Geschichten webt sie aus Fantasie, Träumen, Imaginationskraft und Wahnsinn. Milena Agus’ gesamtes Werk ist im dtv als Taschenbuch lieferbar: Mit ›Die Welt auf dem Kopf‹ erscheint die Autorin nun auch im Originalprogramm.
www.milena-agus.de
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