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Die Welt der Drachen

Die Welt der Drachen

Titel: Die Welt der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Zeit, dass sie die beiden zum Gehen veranlasste. Ob sie merkten, dass Ramoth manchmal nur allzu passend aufwachte?
    Vielleicht sollte sie heute R'guls Hath wecken. Sie verbarg ein Lächeln. Niemand im Weyr wusste, dass sie sich mit den Drachen unterhalten konnte, und das versöhnte sie wieder ein wenig.
    »Wenn Nemorth nicht zu träge war, sich zu bewegen.«
    S'lel nagte beleidigt an seiner Unterlippe. R'gul brachte ihn mit einem wütenden Blick zum Schweigen und deutete auf Lessas Schreibtafel.
    Sie unterdrückte einen Seufzer und nahm den Stift in die Hand. Sie hatte diese Ballade nun schon neunmal fehlerfrei abgeschrieben. Aber zehn war offensichtlich R'guls magische Zahl. Denn bisher hatte sie jede der alten Lehrballaden, die Untergangs-Sagas und die Gesetze zehnmal geschrieben, Buchstabe für Buchstabe. Gewiss, sie verstand nicht die Hälfte davon, aber sie konnte sie auswendig.
    » Meere brodeln, Berge wanken «, schrieb sie.
    Möglich. Wenn eine größere Erdverschiebung stattfand.
    Einer der Wachtposten von Ruatha hatte einmal eine Geschichte erzählt, die er von seinem Urgroßvater wusste. In der Nähe der Ostfestung war ein ganzes Küstendorf im Meer versunken. In jenem Jahr hatte es gewaltige Springfluten gegeben, und jenseits von Ista war ein Feuer speiender Berg aus dem Wasser getaucht. Jahre später verschwand er wieder.
    Vielleicht bezog sich die Zeile darauf.
    Vielleicht.
    » Wüsten kochen ...« Gewiss, es hieß, dass im Sommer die Igen-Wüste unerträglich war. Kein Schatten, keine Bäume, keine Höhlen, nichts als Sand. Selbst Drachenreiter scheuten diese Gegend während der heißen Jahreszeit. Eigentlich war der Sand der Brutstätte auch immer warm. Konnte er sich je so erhitzen, dass er kochte? Und überhaupt, was erhitzte ihn? Die gleichen unsichtbaren Feuer, die das Wasser der Badeteiche wärmten?
    » Drachen künden ... « Dafür konnte es ein halbes Dutzend Erklärungen geben, aber R'gul bot ihr keine einzige an. Hieß es, dass die Drachen die Ankunft des Roten Sterns verkünden?
    Wie? Durch einen besonderen Schrei vielleicht? Oder war etwas ganz anderes damit gemeint?
    Oh, all die Dinge, die in den Balladen nicht erwähnt wurden und die einem kein Mensch erklärte!
    » Feuer lodern, Spalten klaffen / Grün verdorrt, greift zu den Waffen / verteidigt Pern, « Neue Rätsel.
    War die Rede vom Feuerstein, der tief in die Felsen eindrang und sie spaltete? Und bezog sich das verdorrte Grün auf die Jahreszeit oder den Phosphoratem der Drachen, der jegliche Vegetation zunichte machte?
    Waffen?
    Sie hatte immer geglaubt, die Drachenreiter benötigten keine Waffen. Aber offenbar konnten auch sie nicht ungeschützt den Weyr verlassen.
    R'gul vertrat die Auffassung, je weniger Drachenreiter die Burgherren sahen, desto rascher legte sich der Grimm über die
    »Schmarotzer« aus dem Weyr. Selbst die herkömmlichen Patrouillen wurden über unbewohnten Gebieten geflogen.
    Fax, dessen offene Auflehnung diese Bewegung ausgelöst hatte, fand genug Nachfolger. Es hieß, dass Larad, der junge Baron von Telgar, seit kurzem der Anführer der unzufriedenen Burgherren sei.
    Es nagte an Lessa, dass R'gul Herr des Weyrs war. Er besaß einfach nicht die Fähigkeiten, die man für dieses Amt benötigte.
    Aber sein Hath hatte Nemorth auf dem ersten Paarungsflug begleitet.
    Die Tradition (Lessa konnte dieses Wort nicht mehr hören) verlangte es, dass derjenige Reiter Weyrherr wurde, dessen Drache sich mit der Königin paarte.
    Oh, R'gul schien ein guter Führer zu sein. Er war hochgewachsen und kraftvoll, und seine Züge verrieten Strenge und Selbstdisziplin. Lessa hatte jedoch das Gefühl, dass er seine Strenge in der falschen Richtung wirken ließ.
    F'lar hingegen ... das war etwas ganz anderes. Im Gegensatz zu R'gul glaubte er nicht nur an die Gesetze und Traditionen, er verstand sie auch. Hin und wieder gelang es ihr, aus ein paar Sätzen, die er ihr hinwarf, ein Rätsel zu lösen. Aber wiederum die Tradition verlangte es, dass die Weyrherrin vom Anführer des Weyrs in ihre Pflichten eingewiesen wurde.
    Warum, beim Ei der Königin, hatte nicht Mnementh, der gigantische Bronzedrache von F'lar, Nemorth begleitet; Hath war ein kräftiges, schönes Tier, aber den Vergleich mit Mnementh hielt er nicht aus. Vermutlich hätte Nemorth mehr als nur zehn Eier gelegt, wenn sie sich mit Mnementh gepaart hätte.

    Jora, die verstorbene Weyrherrin, war fett, dumm und unfähig gewesen. Niemand trauerte um sie. Es hieß, dass

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