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Die Welt der Drachen

Die Welt der Drachen

Titel: Die Welt der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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eingreifen konnte, warf es sich auf eine der weiß gekleideten Gestalten und schüttelte sie hin und her. Man hörte ein dumpfes Knirschen, und das Mädchen sackte mit gebrochenem Halswirbel zu Boden. Die übrigen Frauen stoben kreischend auseinander.
    Der junge Drache blieb mit einem erbärmlichen Wimmern stehen und sah den Fliehenden nach. Lessa trat ein paar Schritte auf die goldene Königin zu und hielt den keilförmigen Kopf fest.
    Warum war das alberne Ding nicht ausgewichen, als das Tier sich auf sie stürzte? Der Drache war nach der Geburt so plump und ungeschickt, dass man ihn ohne weiteres überlisten konnte.
    Lessa drehte den Kopf der Drachenkönigin so herum, dass die Facettenaugen gezwungen waren, sie anzusehen ... und kam selbst nicht mehr los von der schillernden Iris.

    Ein Gefühl der Wärme überflutete Lessa; Zärtlichkeit, Zuneigung, Respekt und Bewunderung drangen auf sie ein.
    Nie wieder würde Lessa allein sein, nie würde ihr eine Beschützerin fehlen. Wie schön Lessa war, wie mutig, wie klug und rücksichtsvoll!
    Mechanisch strich Lessa die weichen Augenwülste.
    Der Drache sah sie wehmütig an. Er war traurig, dass er Lessa Kummer bereitet hatte. Lessa tätschelte beruhigend den feuchten Nacken, der sich ihr vertrauensvoll entgegenstreckte.
    Der Drache kippte zur Seite und trat sich auf den Flügel. Lessa brachte die Sache wieder in Ordnung. Der Drache begann leise zu summen.
    Seine Augen verfolgten jede Bewegung von Lessa. Und dann ließ er sie wissen, dass er Hunger hatte.
    »Du bekommst gleich etwas zu fressen«, versicherte Lessa.
    Sie konnte nicht begreifen, was geschehen war.
    Mit einemmal gehörten all ihre Gefühle diesem Drachenkind. Ramoth sah Lessa in die Augen und wiederholte, wie hungrig sie sei. Schließlich habe sie eine Ewigkeit in diesem finsteren Gefängnis zubringen müssen.
    Lessa fragte sich, woher sie den Namen der Drachenkönigin wusste. Ramoth erwiderte, das sei völlig natürlich, und dann befand sich Lessa wieder im Bann der schillernden großen Augen. Ohne auf die Bronzedrachen zu achten, die ihre Felsen verlassen hatten, ohne ihren Reitern auch nur einen Blick gönnen, streichelte Lessa den Kopf des schönsten Geschöpfes von Pern.
    Sie spürte schwach, dass die Zukunft auch Leid bringen wurde, aber im Augenblick achtete sie nicht darauf.
    Sie, Lessa von Pern, durfte für immer die goldene Drachenkönigin Ramoth betreuen.

    Teil II

    Meere brodeln, Berge schwinden,
    Wüsten kochen, Drachen künden:
    Es kommt der Rote Stern!
    Feuer lodern, Spalten klaffen,
    Grün verdorrt - greift zu den Waffen: Verteidigt Pern!
    Sternstein halte Wacht,
    Drachenreiter - habt acht,
    Es kommt der Rote Stern!

    »Warum hat eine Königin Flügel, wenn sie nicht fliegen soll?« fragte Lessa.
    Sie gab sich alle Mühe, einen ruhigen Tonfall beizubehalten Sie hatte lernen müssen, ihr aufbrausendes Temperament zu zügeln, auch wenn es ihr schwer fiel, denn im Gegensatz zu den normalen Bewohnern von Pern waren die Drachenreiter in der Lage starke Gefühlsausstrahlungen aufzufangen.
    R'guls buschige Augenbrauen zogen sich zusammen, und seine Lippen bildeten einen dünnen Strich.
    Lessa kannte seine Antwort, bevor er sie in Worte kleidete.
    »Königinnen fliegen nicht«, sagte er knapp.
    »Außer zur Paarungszeit«, warf S'lel ein.
    Er hatte vor sich hingedöst. Das kam bei ihm nicht selten vor, obwohl er jünger war als der energische R'gul. Jetzt werden sie wieder streiten, dachte Lessa und stöhnte innerlich.
    Eine halbe Stunde ertrug sie das, dann wurde ihr übel.
    Die beiden teilten sich in die Aufgabe, die neue Weyrherrin in ihre Pflichten einzuweihen. Aber oft genug artete die Unterweisung in hitzige Wortgefechte aus, wenn sie sich über lächerliche Kleinigkeiten nicht einigen konnten. Manchmal, so wie jetzt, gaben sie ihr dabei unfreiwillig ein paar Informationen.
    »Königinnen fliegen nur zur Paarungszeit.«
    R'gul hatte den Widerspruch hingenommen.
    »Aber wenn sie zur Paarungszeit fliegen, können sie doch auch bei anderen Gelegenheiten fliegen«, fuhr Lessa hartnäckig fort.
    »Königinnen fliegen nicht.«
    R'guls Gesichtsausdruck verriet Sturheit.
    »Jora hat nie einen Drachen geflogen«, murmelte S'lel und verlor sich einen Moment lang in Gedanken an die Vergangenheit. Er sah ein wenig bekümmert drein.
    »Jora hat diese Räume nie verlassen.«
    »Sie brachte Nemorth zum Futterplatz«, widersprach R'gul unwirsch.
    Zorn stieg in Lessa hoch. Sie schluckte. Es war höchste

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