Die Welt der Drachen
ausgelacht, Bronzereiter«, sagte der Bote gerade und stellte den Becher ab. »Das Volk hört eben gern auf denjenigen, der am lautesten schreit. Oder es spottet über das Ungewohnte.«
Er ballte die Faust.
»Je näher wir ans Benden-Gebirge kamen, desto weniger Spötter trafen wir an. Ich bin Soldat, und es fiel mir schwer, die Sticheleien einfacher Bauern und Handwerker zu ertragen, ohne das Schwert zu ziehen. Aber wir hatten den Befehl, einen Kampf zu vermeiden, und das taten wir.«
Er zuckte mit den Schultern.
»Die Barone bewachen ihre Burgen ... seit der Suche ...«
Lessa überlegte, war er damit meinte, aber er fuhr nüchtern fort: »Einige werden ihre Haltung noch bereuen, wenn die Silberfäden fallen.«
F'lar schenkte dem Mann noch einen Becher Wein ein und fragte beiläufig, wie die Ernte der übrigen Burgen geraten sei.
»So gut wie seit Planetendrehungen nicht mehr«, versicherte ihm der Kurier. »An den Rebstöcken von Crom hingen solche Trauben!« Er versuchte ihre Größe mit einer ausholenden Geste anzudeuten. »Und die Ähren von Telgar waren noch nie so prall gefüllt wie diesmal. Nie!«
»Pern gedeiht«, stellte F'lar trocken fest.
»Da!«
Tilarek nahm eine verschrumpelte Frucht vom Tablett.
»Ich habe Besseres als das hier hinter Erntewagen aufgelesen.« Er verschlang sie mit zwei Bissen und wischte sich die Finger am Umhang ab. Dann setzte er hastig hinzu:
»Wir von Ruatha haben Ihnen nur bestes Obst gebracht. Vom Baum gepflückt - keine Fallernte!«
»Wir zweifeln nicht an Ruathas Treue«, versicherte ihm F'lar. »Waren die Straßen frei?«
»Ja, nur mit dem Wetter stimmte es nicht. Mal kalt, dann plötzlich warm. Kein Schnee und wenig Regen. Aber die Stürme! Einfach unglaublich! Es heißt, dass an den Küsten Hochwasser herrscht!« Er rollte ausdrucksvoll die Augen und beugte sich dann vertraulich vor. »Istas rauchender Berg, der manchmal auftaucht und dann wieder verschwindet, hat sich wieder gezeigt.«
F'lar sah skeptisch drein, wie es der Bote erwartete, aber Lessa bemerkte sehr wohl, dass seine Augen zu leuchten begannen.
»Sie müssen ein paar Tage bleiben und sich ausruhen«, lud F'lar Tilarek ein und führte ihn an der schlafenden Ramoth vorbei.
»Vielen Dank, gern. Man hat nicht oft Gelegenheit, einen Weyr zu betreten«, erwiderte Tilarek geistesabwesend. Er reckte den Hals, um Ramoth besser sehen zu können.
»Ich wusste gar nicht, dass Königinnen so groß werden.«
»Ramoth ist bereits jetzt größer und kräftiger als Nemorth«, sagte F'lar und übergab den Boten einem Jungen, der ihn hinausbegleitete.
»Lesen Sie das«, sagte Lessa ungeduldig, als sie wieder allein im Beratungsraum waren. Sie reichte ihm die gegerbte Haut.
»Ich hatte kaum etwas anderes erwartet«, meinte F'lar sorglos und nahm auf der Kante des Beratungstisches Platz.
»Und ...? fragte Lessa heftig.
»Wir müssen abwarten«, entgegnete F'lar gelassen und untersuchte eine Frucht nach fleckigen Stellen.
»Tilarek deutete an, dass uns einige Burgen aus der näheren Umgebung noch die Treue halten«, erklärte Lessa.
F'lar winkte ab. »Tilarek sagt, was man gern von ihm hören möchte.
»Und er spricht nicht unbedingt im Namen seiner Soldaten«, erklang F'nors Stimme vom Eingang her.
Der braune Reiter nickte Lessa kurz zu.
»Die Männer der Eskorte gaben ihrem Unwillen deutlich Ausdruck. Man war allgemein der Ansicht, dass Ruatha zu lange gedarbt harte, um dem Weyr gleich nach der ersten Planetendrehung einen so hohen Anteil zu geben. Und ich muss sagen, dass Lytol großzügiger als nötig war. Wir werden eine gut gedeckte Tafel haben ... für die nächste Zeit.«
F'lar schob dem braunen Reiter die Botschaft hin.
»Als ob wir das nicht wüssten!« murmelte F'nor, nachdem er den Inhalt überflogen hatte.
»Was gedenken Sie dagegen zu tun, wenn Sie es schon wissen?« fragte Lessa. »Der Weyr ist so im Verruf, dass bald niemand mehr Abgaben bringen wird. Und dann können wir ihn aufgeben!«
Sie hatte mit Absicht diese Worte gewählt und stellte mit Befriedigung fest, dass die Drachenreiter betroffen waren. Sie warfen ihr wütende Blicke zu. Dann begann F'nor zu lachen, und F'lar musste wohl oder übel einstimmen.
»Nun?« fragte sie.
»R'gul und S'lel werden zweifellos Hunger leiden«, stellte F'nor achselzuckend fest.
»Und ihr beide?«
Auch F'lar zuckte die Achseln. Er erhob sich und verbeugte sich formell vor Lessa.
»Da Ramoth schläft, Weyrherrin, bitten wir um die Erlaubnis,
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