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Die Welt der Drachen

Die Welt der Drachen

Titel: Die Welt der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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unterdrückte die Furcht, die in ihr aufsteigen wollte, und konzentrierte sich auf die augenblickliche Situation.
    Hatte sie etwa geglaubt, alles, sogar der Rhythmus des Lebens, müsse sich ändern, seit Lessa von Ruatha in den Weyr eingezogen war? Wie konnte sie sich nur so romantischen Schwärmereien hingeben?
    Sieh dich um, Lessa von Pern, betrachte den Weyr mit nüchternen Augen! Alt und Heilig ist der Weyr? Ja, aber auch schäbig und verwahrlost - und man missachtete ihn!
    Gewiss, der große Thron der Weyrherrin steht am obersten Ende des Beratungstisches, aber die Polster sind abgewetzt.
    Die Verwahrlosung spiegelte wider, wie sehr die Bedeutung des Weyrs in Pern gesunken war. Selbst die kühnen Reiter, so herausfordernd in ihren Wherleder-Gewändern, so stolz auf dem Rücken ihrer mächtigen Drachen, hielten einer gründlichen Inspektion nicht stand.
    Sie waren auch nur Menschen mit allen menschlichen Schwächen und Fehlern. Sie wollten ihr bequemes Leben nicht aufs Spiel setzen. Sie waren schon so lange von den übrigen Bewohnern Perns isoliert, dass sie gar nicht merkten, wie gering man von ihnen dachte. Sie besaßen keinen echten Führer ...
    F'lar! Worauf wartete er? Bis sie R'guls Unfähigkeit satt hatte? Nein, bis Ramoth voll ausgewachsen war. Bis Mnementh sie auf dem Paarungsflug begleiten konnte. Denn der Reiter des Siegerdrachen wurde automatisch Weyrherr.
    Nun, hoffentlich machte ihm R'gul keinen Strich durch die Rechnung.
    Ich war von Ramoths schillernden Augen geblendet, dachte Lessa und stählte sich gegen die Zärtlichkeit, die sie immer überkam, wenn sie an den goldenen Drachen dachte. Aber nun sehe ich die schwarzen und grauen Schatten, die dahinterliegen. Die Zeit auf Ruatha war eine gute Vorbereitung. Ich muss die Bewohner des Weyrs unter meine Kontrolle bringen. Ein Risiko, aber was verliere ich? Lessas Lächeln vertiefte sich. Ohne mich können sie mit Ramoth nichts anfangen. Und sie brauchen Ramoth. Niemand kann an Lessa von Ruatha vorbei! Und ich bin keine Jora! Ich lasse mich nicht zwingen.
    Lessas Laune hatte sich gebessert, vor allem, als sie spürte, dass Ramoth allmählich erwachte. Sie stand auf. Zeit, Zeit.
    R'guls Zeit. Nun, Lessa würde sich nicht mehr darum kümmern. Sie beschieß, die Weyrherrin zu sein, die F'lar in ihr gesehen hatte.
    F'lar ... ihre Gedanken kehrten immer wieder zu ihm zurück.
    Sie musste sich vor ihm in acht nehmen, besonders, wenn sie lenkend in die Ereignisse eingriff. Aber sie besaß einen Vorteil, von dem er nichts ahnte - sie konnte mit allen Drachen Kontakt aufnehmen, nicht nur mit Ramoth. Selbst mit seinem heißgeliebten Mnementh ...
    Lessa warf den Kopf zurück und lachte. Der Laut hallte dröhnend im leeren Beratungssaal wider. Sie lachte wieder.
    Ramoth warf sich unruhig hin und her. Hunger quälte sie im Halbschlaf. Lessa lief leichtfüßig durch den Korridor, glücklich wie ein Kind. Sie freute sich jedes Mal von neuem auf die Begegnung mit der Drachenkönigin.
    Ramoths keilförmiger Kopf wandte sich suchend der Weyrgefährtin zu. Lessa strich rasch über das stumpfe Kinn.
    Langsam glitt die Schutzhaut von den Facettenaugen des Drachen, und wie magisch wurden Lessas Blicke von der Regenbogeniris angezogen.
    Ramoth erzählte ihr, dass sie wieder so scheußlich geträumt habe, und Lessa musste sie trösten. Dann beklagte sie sich über ein Jucken am Kamm.
    »Deine Haut schält sich wieder«, erklärte Lessa und rieb Öl auf die wunde Stelle. »Du wächst aber auch zu schnell!« fügte sie tadelnd hinzu.
    Ramoth quengelte weiter.
    »Wenn dich das Jucken so stört, musst du eben weniger essen.«
    Während Lessa das Öl einmassierte, murmelte sie die Worte, die sie auswendig gelernt hatte.
    »Die jungen Drachen müssen täglich mit Öl behandelt werden, da sich bei dem anfänglichen raschen Wachstum die Haut leicht überdehnen kann, was zu Rissen und Schuppenabstoßung führt.«
    Es juckt, widersprach Ramoth verdrießlich. Sie zappelte voller Ungeduld.
    »Still! Ich wiederhole nur, was ich gelernt habe.«
    Ramoth stieß ein verächtliches Schnauben aus, das Lessas Rocksaum hoch wirbeln ließ.

    »Still! Ein tägliches Bad mit anschließender Massage ist absolut notwendig. Schuppige Haut führt später zu Verhornungen, die das Fliegen erschweren.
    »Weiterreiben! bettelte Ramoth.
    »Fliegen - pah!«
    Ramoth erklärte, dass sie hungrig sei. Sie fragte, ob sie nicht später baden könnte?
    »Sobald du dir den Wanst vollgeschlagen hast, bist du sogar

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