Die Welt der Drachen
hielt, stellte sie mit Verachtung fest, dass nur noch drei Tiere in der Nähe waren - Mnementh, Orth und Hath.
Sie glitt tiefer, quälte sie, freute sich über ihren langsamen Flügelschlag. Hath konnte sie nicht ausstehen. Orth? Orth war kräftig und jung. Sie schob sich zwischen ihn und Mnementh.
Als sie an Mnementh vorbeizog, schloss er plötzlich die Flügel und ließ sich nach unten fallen, bis er neben ihr war.
Verwirrt wollte sie fliehen, aber er flog so nahe, dass sie die Schwingen nicht ausbreiten konnte. Er umschlang sie mit seinem biegsamen Hals.
Gemeinsam senkten sie sich, getragen von Mnemenths starken Flügeln. Verängstigt durch den raschen Fall breitete auch Ramoth die Flügel aus. Und dann ...
Lessa wurde von Schwindel erfasst. Sie tastete blindlings nach einer Stütze. Jeder Nerv ihres Körpers zuckte.
»Nicht ohnmächtig werden, du Närrin! Bleibe bei ihr'« F'Iar umfasste sie. Lessa öffnete mühsam die Augen. Sie sah die Wände ihrer Schlafkammer. Verwirrt schüttelte sie den Kopf.
Ihre Fingernagel gruben sich in F'lars nackte Haut.
»Hol sie zurück!«
»Wie denn?« rief sie keuchend. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ramoth ihre herrliche Freiheit jemals aufgeben würde.
F'lar schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Seine Augen leuchteten wie im Fieber, und sein Mund war verzerrt.
»Lass sie nicht los! Sie darf nicht ins Dazwischen gehen!
Bleibe bei ihr!«
Angst stieg in Lessa auf, die Angst, Ramoth zu verlieren.
Sie suchte nach der Drachenkönigin, die immer noch von Mnementh umschlungen wurde.
Die Leidenschaft der beiden Drachen drang mit ganzer Gewalt auf Lessa ein. Stöhnend klammerte sie sich an F'Iar. Sie spürte seinen harten Körper, seine fordernden Lippen, und dann gab auch sie dem Verlangen nach.
»So«, murmelte er.
»Nun bringen wir sie sicher heim.«
Drachenflug, Drachenflug,
Entflammt sind die Triebe.
Weyrherrin, teil mit mir,
die Glut dieser Liebe.
F'Iar erwachte unvermittelt. Er horchte aufmerksam. Der Bronzedrache kauerte auf dem Sims vor der Felsenhöhle der Königin und brummte zufrieden. Im Weyr war alles in Ordnung.
Ja - aber etwas hatte sich verändert. F'lar erkannte es durch Mnemenths Augen und Sinne. Über Nacht hatte sich die Wandlung vollzogen. F'lar lächelte zufrieden, als er an die stürmischen Ereignisse des Vortags dachte. Es hätte alles anders kommen können.
Es wäre beinahe alles anders gekommen, erinnerte ihn Mnementh.
Wer hatte ihn und K'net zurückgerufen? Wieder dachte F'lar über diese Frage nach. Mnementh bestätigte nur, dass ihn jemand zurückgerufen hatte. Weshalb war der Drache so schweigsam?
Nagende Zweifel erwachten in F'lar.
»Hat F'nor auch nicht vergessen ...«, begann er laut.
F'nor vergißt deine Befehle nie, versicherte ihm Mnementh ungeduldig. Canth sagte mir, dass der Rote Stern heute bei Sonnenaufgang über dem Felsöhr steht. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit. F'lar fuhr sich mit den Fingerspitzen durch das Haar.
»Über dem Felsöhr ...«, wie es die Schriften prophezeiten.
Und an jenem Morgen, an dem der Stern scharlachrot im Innern des Felsöhrs erstrahlte, war sein Abstand zu Pern am geringsten und die Fäden drohten.
Eine andere Erklärung für die seltsame Anordnung der gigantischen Felsen, die man auch auf der Ostseite der fünf verlassenen Weyr beobachten konnte, gab es nicht.
Da war zuerst der Fingerfelsen, der am Tag der Wintersonnenwende zur aufgehenden Sonne hinüberdeutete. Dann, zwei Drachenlängen dahinter, der Quader des Sternsteins, mannshoch, mit einer glatten Oberfläche, in die zwei Pfeile eingegraben waren. Einer wies nach Osten, zum Fingerfelsen, der andere leicht nach Nordosten, zum Felsöhr, das fest mit dem Sternstein verbunden war.
Eines Morgens, in nicht allzu ferner Zukunft, würde er durch das Felsöhr sehen und in das höhnische rote Auge starren. Und dann ...
Ein Spritzen und Plätschern unterbrach seine Gedankengänge. Wieder lachte F'lar vor sich hin. Das Mädchen badete. Sie war schön, daran gab es keinen Zweifel ...
F'lar legte sich zurück und schloss die Augen.
Mnementh äußerte von seinem sicheren Felsvorsprung, dass F'lar mit Lessa lieber vorsichtig sein solle.
Tatsächlich? erwiderte F'lar.
Mnementh wiederholte seine Warnung, aber F'lar nahm sie nicht ernst.
Plötzlich richtete sich der Drache auf. Er informierte seinen Reiter, dass die Wachtposten einen Späher ausschickten, um die Ursache der ungewöhnlichen Staubwolken unterhalb des
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