Die Welt der Drachen
Benden-Sees zu erkunden.
F'lar erhob sich eilig und zog sich an. Er schnallte eben den breiten Gürtel um, als der Vorhang zur Badequelle zurückgeschoben wurde und Lessa erschien. Sie war voll bekleidet.
F'lar überraschte es immer wieder, wie feingliedrig sie war.
Man konnte sich nicht vorstellen, dass in diesem schmalen Körper eine so unbeugsame Energie steckte. Das frischgewaschene Haar hing ihr schwer über die Schultern. In ihren Augen las er nichts von der Leidenschaft, die sie am Vorabend geteilt hatten. Sie strahlte weder Herzlichkeit noch Wärme aus. Was war mit dem Mädchen nur los? Hatte Mnementh doch recht mit seiner Warnung?
Der Bronzedrache meldete sich mit ein paar beunruhigenden Nachrichten. F'lar konnte sich jetzt nicht mit Lessa beschäftigen. Innerlich verfluchte er R'gul. Der Weyrführer hatte sie völlig falsch behandelt.
Nun, das war vorbei. Seit dem gestrigen Abend herrschte F'lar, der Reiter des Bronzedrachen Mnementh, über den Weyr.
Er wurde einiges verändern.
Dann beeil dich, meinte Mnementh trocken. Die Barone versammeln sich am See.
»Es gibt Schwierigkeiten«, erklärte F'lar, noch bevor er Lessa begrüßte. Seine Feststellung schien sie nicht zu ängstigen.
»Die Barone kommen, um sich zu beschweren?« fragte sie kühl.
Er bewunderte ihre Haltung, obwohl er sich sagte, dass sie nicht unschuldig an der augenblicklichen Lage war.
»Du hättest die Überfälle mir überlassen sollen. K'net ist noch jung genug, um Spaß an der Sache zu finden.«
Ein Lächeln huschte über ihre Züge. F'lar überlegte, ob sie das vielleicht einkalkuliert hatte. Wäre Ramoth am Vortag nicht zum Paarungsflug gestartet, so hätte alles anders ausgesehen. Ob sie daran dachte?
Mnementh kündigte ihm den Besuch von R'gul an. Er fügte hinzu, dass sich der Mann aufplustere wie eh und je.
»Er hat überhaupt nichts mehr zu sagen«, erwiderte F'lar scharf. Er war mit einem Male hellwach. Auf diese Gegenüberstellung hatte er sich schon lange gefreut.
»R'gul?
Er musste zugeben, dass Lessa eine scharfe Auffassungsgabe besaß.
»Komm, Mädchen!«
Er ging voraus in die Felsenkammer der Drachenkönigin.
Die Szene, die er R'gul vorzuspielen gedachte, sollte eine Rache für jenen schmachvollen Tag vor zwei Monaten sein. Er wusste, dass auch Lessa die Niederlage nicht verwunden hatte.
Kaum hatte er die Höhle betreten, als R'gul von der anderen Seite hereinstürmte, gefolgt von dem erregten K'net.
»Die Wachen berichten, dass sich eine große Schar Bewaffneter mit den Bannern vieler Burgen dem Tunnel nähern. K'net hier « R'gul warf dem jungen Mann einen wütenden Blick zu »gesteht, dass er systematisch und gegen meinen ausdrücklichen Befehl Überfälle durchgeführt hat. Das wird selbstverständlich noch ein Nachspiel haben.« Drohende Falten zeigten sich auf seiner Stirn. »Das heißt, wenn wir den Weyr gegen die Feinde überhaupt verteidigen können.«
Er wandte sich wieder an F'lar, der ihn freundlich angrinste.
»Stehen Sie nicht herum!« fuhr R'gul ihn an. »Was gibt es da zu lachen? Wir müssen uns überlegen, wie wir die Barone versöhnen!«
»Nein, R'gul«, widersprach F'lar dem älteren Mann, »die Zeiten, in denen wir die Barone versöhnt haben, sind vorbei.«
»Was? Sind Sie wahnsinnig?«
»Nein. Aber die gleiche Frage könnte ich Ihnen stellen.«
Mit einemmal wirkte F'lars Miene hart.
R'guls Augen weiteten sich. Er starrte F'lar an, als sähe er ihn zum ersten Mal.
»Sie vergessen eine wichtige Tatsache«, fuhr F'lar unerbittlich fort. »Die Politik bestimmt der jeweilige Weyrführer. Und seit gestern bin ich der Herr von Benden!«
Seine Worte hallten von den Felswänden wider. Die übrigen Bronzereiter, die nacheinander die Felskammer betreten hatten, blieben entsetzt stehen.
F'lar machte eine Pause. Die Männer sollten begreifen, worum es ging. Niemand widersprach.
»Mnementh«, fuhr er laut fort, »verständige alle Geschwader-Unterführer und braunen Reiter. Wir müssen einiges für die Ankunft unserer ... Gäste vorbereiten. Da die Königin schläft, Drachenreiter, bitte ich euch, mir in den Beratungsraum zu folgen. Nach Ihnen, Weyrherrin!«
Als Lessa an ihm vorüberging, bemerkte er, dass ihre Wangen leicht gerötet waren. Sie konnte ihre Gefühle also doch nicht ganz unterdrücken.
Kaum hatten sie am Beratungstisch Platz genommen, als die braunen Reiter hereinströmten. F'lar fiel auf, dass sie aufrechter als sonst gingen. Ja, und die dumpfe Niedergeschlagenheit
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