Die Welt der Drachen
drehte sich abrupt um und stapfte zu seinen Gehilfen, die bereits darauf warteten, zurückgebracht zu werden.
Robinton kam ihnen entgegen, als sie den Weyr betraten. Er verbarg nur mühsam seine innere Erregung. Dennoch erkundigte er sich höflich nach Fandarels Fortschritten. Der Schmied zuckte mit den Schultern.
»Meine ganze Gilde beschäftigt sich mit dem Problem.«
»Der Schmied ist zu bescheiden«, warf F'lar ein. »Er hat bereits ein raffiniertes Gerät entwickelt, das Säure in die Nistplätze sprüht und die Fäden zu einer schwarzen Masse verbrennt.«
»Das genügt nicht«, erklärte der Schmied, aber seine Augen leuchteten.
»Der Gedanke mit dem Flammenwerfer lässt mich nicht los.«
Er schüttelte den Kopf und starrte in die Ferne. Dann nickte er F'lar und dem Harfner kurz zu und sagte: »Ich gehe jetzt.«
»Die Zielstrebigkeit des Mannes ist bewundernswert«, stellte Robinton fest. In seiner Stimme schwang Respekt, obwohl man deutlich sah, dass ihn die schroffe Art des Schmieds amüsierte.
»Ich werde meinen Lehrlingen den Auftrag geben, eine Sage über den Gildemeister zu schreiben.«
Dann wandte er sich F'lar zu.
»Das Abenteuer im Südkontinent hat begonnen?«
F'lar nickte unbehaglich.
»Ihre Zweifel mehren sich?«
»Auch der Zeitsprung fordert seine Opfer«, gab F'lar zu. Er warf einen besorgten Blick zum Schlafgemach.
»Die Weyrherrin ist krank?«
»Sie schläft jetzt, aber die Reise in die Vergangenheit hat sie angegriffen. Wir brauchen eine andere, weniger gefährliche Lösung.«
F'lar rieb nervös die Finger gegeneinander.
Nun, mit einer Lösung kann ich nicht dienen«, hakte Robinton ein, »aber ich bin auf eine neue Spur gestoßen, die Licht in das Dunkel bringen könnte. Ich entdeckte in den Archiven einen Eintrag.
Vor vierhundert Jahren, kurz nachdem der Rote Stern vom Abendhimmel verschwunden war, rief man den damaligen Meisterharfner zum Fort-Weyr.«
»Und?«
»Obwohl es sich um ein sehr ungewöhnliches Ereignis handelte man holte den Harfner nachts aus dem Bett, wurde der Besuch später mit keiner Silbe erwähnt. Der Mann setzte ein paar Wochen danach die Eintragungen fort, als habe er die Gildehalle überhaupt nicht verlassen.« Robinton deutete mit spitzem Finger auf F'lar. »Und einige Zeit später wurde der düstere Frage-Gesang, den ich Ihnen vortrug, in die Lehrballaden aufgenommen.«
»Sie glauben, dass diese beiden Vorfälle mit dem rätselhaften Verschwinden der Drachenreiter von den übrigen fünf Weyrn zu tun hat?«
»Ja, aber ich kann nicht sagen, weshalb. Ich spüre nur, dass die Ereignisse miteinander verknüpft sind.«
F'lar füllte zwei Becher mit Wein.
»Ich habe selbst Nachforschungen angestellt«, sagte er.
»Bis zum Augenblick des Verschwindens muss das Leben auf den Weyrn ganz normal verlaufen sein.
Die Aufzeichnungen beschäftigen sich mit den Abgaben, den Vorräten, den Patrouillen. Und dann hört mit einem Schlag alles auf. Nur das Archiv des Benden-Weyrs wird weitergeführt.«
»Weshalb gerade der Benden-Weyr?« meinte Robinton nachdenklich.
»Wenn schon ein Weyr übrig bleiben musste, hätte sich Ista sehr viel besser geeignet. Benden liegt völlig abgeschieden im Norden.«
»Vielleicht eine Krankheit, die alle anderen Weyr erfasste?«
»Wir haben nirgends Skelette gefunden. Zudem wäre eine Seuche sicher in den Schriften erwähnt worden.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sämtliche Reiter und Drachen im gleichen Augenblick tot umfielen.«
»Dann überlegen wir, weshalb der Harfner gerufen wurde!
Erhielt er den Auftrag, eine Lehrballade zu schreiben, die dieses Thema behandelte?«
Robinton rümpfte die Nase.
»Eine Beruhigung für die Nachwelt stellt sie jedenfalls nicht dar. Und sie bietet keine Lösung an - nur Fragen!«
»Die wir beantworten sollen?« meinte F'lar leise.
»Ja.«
Robintons Augen glänzten. »Es handelt sich um einen quälenden Gesang, den man nicht mehr vergisst, wenn man ihn einmal gehört hat. Er hat die Aufgabe, uns wachzurütteln.
Diese Fragen sind wichtig, F'lar.«
»Welche Fragen sind wichtig?« fragte Lessa vom Eingang her.
Die beiden Männer sprangen auf. F'lar rückte Lessa mit ungewohnter Fürsorge einen Stuhl zurecht und reichte ihr einen Becher Wein.
»Ich bin nicht zerbrechlich«, wehrte sie ein wenig ärgerlich ab. Doch dann lächelte sie und nahm damit ihren Worten die Schärfe. »Ich habe geschlafen und fühle mich sehr viel besser.
Worüber habt ihr beide so eifrig
Weitere Kostenlose Bücher