Die Welt der Drachen
diskutiert?«
F'lar schilderte in raschen Worten, worum es ging. Als er den Frage-Gesang erwähnte, zuckte Lessa zusammen.
»Diese Zeilen gehen mir nie aus dem Sinn«, gestand sie.
»Als ich sie auswendig lernen musste, hatte ich nächtelang Alpträume.«
Mit einemmal sprang sie erregt auf.
» Sind sie vorausgeeilt, fort! « rief sie.
» Das ist der Kernsatz! Alle fünf Weyr gingen - in die
Zukunft! Aber in welche Zeit? «
F'lar sah sie sprachlos an.
» In unsere Gegenwart «, fuhr sie flüsternd fort.
» Die Drachenreiter von fünf Weyrn! «
»Nein, das ist unmöglich«, widersprach F'lar.
»Weshalb?« fragte Robinton erregt. »Er würde all unsere Fragen und Probleme lösen.«
F'lar schob sich das Haar aus der Stirn und nickte.
»Zumindest verstehe ich nun, weshalb sie keine Aufzeichnungen hinterließen. Damit hätten sie das Unternehmen gefährdet. Auch ich konnte F'nor nichts von den Schwierigkeiten verraten, die auf ihn zukommen würden, obwohl ich sie kannte.
Er machte eine Pause.
»Aber wie gelangen sie hierher?
Woher wissen sie, dass sie gebraucht werden und zu welchem Zeitpunkt sie gebraucht werden?
Wie übermittelt man einem Drachen Erkennungspunkte von der Zukunft?«
»Jemand von uns muss in die Vergangenheit gehen und sie verständigen«, erwiderte Lessa ruhig.
»Du bist wahnsinnig, Lessa!« rief F'lar entsetzt.
»Hast du schon vergessen, wie elend du dich fühltest, als du aus der Vergangenheit zurückkamst? Aber das war ein Sprung von zehn Planetendrehungen!
Wie möchtest du vierhundert Planetendrehungen überwinden?
Und welche Bezugspunkte besitzt du für die Vergangenheit?«
»Pern ist jedes Opfer wert«, entgegnete sie und sah ihn ernst an.
F'lar packte sie an den Schultern und schüttelte sie, wie immer, wenn er erregt war.
»Nein!
Wir dürfen weder dich noch Ramoth verlieren. Das kann niemand von uns verlangen. Lessa, Lessa, dieses eine Mal musst du auf mich hören!«
»Vielleicht gibt es eine Lösung, die wir heute noch nicht kennen, Weyrnerrin«, warf Robinton gewandt ein.
»Wer weiß, was das Morgen bringt?
Bevor wir etwas unternehmen, müssen wir zumindest alle Gesichtspunkte prüfen.«
F'lar ließ Lessa nicht los, als sie den Kopf zur Seite wandte und Robinton ansah.
»Wein?« fragte er und reichte ihr einen Becher.
Endlich lockerte F'lar seinen Griff.
»Ramoth hat keine Angst, es zu versuchen!«
Lessas Lippen waren zu einem Strich zusammengepresst.
F'lar warf der Drachenkönigin einen wütenden Blick zu.
»Ramoth ist jung«, sagte er unwirsch und fing gleich darauf Mnemenths Gedankengänge auf.
Lessa warf den Kopf zurück und lachte schallend.
Robinton sah sie fragend an.
»Mnementh erklärte F'lar, dass er zwar nicht mehr jung sei, aber auch keine Angst hätte«, sagte Lessa.
»Schließlich würde es sich nur um einen lächerlichen Sprung handeln.«
F'lar starrte grimmig zum Felsvorsprung, wo Mnementh seinen Stammplatz hatte.
Da kommt ein Drache, warnte Mnementh. Es scheint der junge B'rant auf Fanth zu sein. Und hinter ihm sitzt Lytol.
»Bringt er seine Hiobsbotschaften nun schon persönlich?«
fragte Lessa säuerlich.
»Es fällt Lytol sicher nicht leicht, überhaupt einen Drachen zu besteigen, Lessa«, erwiderte F'lar streng.
»Quäle ihn nicht mit deiner kindischen Eifersucht!«
Lessa senkte den Blick. Sie war wütend, dass F'lar in Gegenwart von Robinton so mit ihr zu sprechen wagte.
Lytol stürmte mit langen Schritten in die Felskammer. Er trug ein Ende einer schweren Teppichrolle und achtete nicht darauf, dass der junge B'rant ihm kaum folgen konnte.
Lytol verbeugte sich vor Ramoth. Dann rollte er gemeinsam mit dem braunen Reiter den Gobelin auf.
F'lar verstand nun, weshalb Zurg dieses Werk so gut in Erinnerung behalten hatte. So alt die Farben auch waren, sie besaßen Leuchtkraft und eine ganz besondere Ausstrahlung.
Der Bronzereiter beugte sich fasziniert über die Szenen.
»Mnementh, lass Fandarel kommen!
Hier ist sein Flammenwerfer«, sagte F'lar.
»Dieser Gobelin gehört nach Ruatha«, rief Lessa empört.
»In meiner Kindheit hing er im Großen Saal. Unsere Familie hütete ihn mit besonderem Stolz. Wer hat es gewagt, ihn zu entfernen?«
Ihre Augen blitzten.
»Lady, er wurde nach Ruatha zurückgebracht«, erklärte Lytol gleichmütig, ohne sie anzusehen.
»Das Werk eines Meisters«, fuhr er fort und strich bewundernd über das schwere Gewebe.
»Diese Farben, diese Muster! Darin steckt die Kunst einer ganzen
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