Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
ich’s mal«, sagte ich. »Er würde sich bestimmt freuen.«
»Richte ihm aus … Ach nein, richte ihm gar nichts aus.« Sam war kein großer Fan des Wikingers. »Ich wollte sagen: ›Richte ihm meinen Dank aus, dass er dich hat mitfahren lassen.‹ Aber du kannst verdammt noch mal hinfahren, wohin du willst.«
Ich lächelte Sam an. »Ja, das kann ich, und ich freue mich, dass du das weißt.« Über seine Schulter hinweg sah ich die Tür am Ende des Flurs aufgehen, nur einen winzigen Spalt, und ich konnte erkennen, wie Bernie zu uns herüberspähte. Sam grinste leicht, und ich hätte schwören können, auch er wusste, dass wir beobachtet wurden. Ich zwinkerte Sam mit dem Auge zu, das Bernie nicht sehen konnte, und gab ihm einen Kuss. Keinen langen, aber einen herzlichen Kuss. Es lag ein Ausdruck in Sams Blick, als wir uns losließen, ein Ausdruck, der mir sagte, dass er nur allzu gern eine noch viel längere Show für seine Mutter abgezogen hätte. Doch ich lachte und trat ins Zimmer zurück.
»Gute Nacht«, sagte ich und schloss die Tür. Ich hörte, wie Sams Schritte sich entfernten, und dann fischte ich mein Handy aus der Handtasche. »Hey, du«, sagte ich leise, als Eric ranging. Bernie hatte sicher das scharfe Gehör der Gestaltwandler.
»Geht’s dir gut?«, fragte er. Im Hintergrund konnte ich Lärm hören, der nicht nach der vertrauten Geräuschkulisse des Fangtasia klang.
»Prima«, sagte ich. »In dieser Stadt hier scheint große Feindseligkeit gegen Sam und seine Mutter zu herrschen, darüber mache ich mir etwas Sorgen. Vielleicht kommt der Hass nur von ihrem griesgrämigen alten Nachbarn. Aber ich habe so ein Gefühl, da steckt noch mehr dahinter.« Das war es, was ich Sam nicht erzählt hatte, und deshalb war ich froh, dass ich es jetzt bei Eric loswerden konnte.
»Das ist besorgniserregend«, erwiderte er. Aber er klang nicht allzu besorgt. »Kommst du damit klar, oder brauchst du Hilfe? Wie heißt die Stadt?«
»Ich bin in Wright, Texas«, sagte ich, vielleicht sogar in etwas schärferem Tonfall. Schließlich erwartet man von seinem Freund, dass er einem zuhört, wenn man ihm etwas erzählt, und ich wusste, dass ich ihm von der Hochzeit erzählt hatte. »Das liegt im Westen von Dallas, etwas südlich.«
»Wie weit ist es weg?«
Ich beschrieb die Route, die wir nach Wright genommen hatten. Eric sagte: »Das liegt noch in Joseph Velasquez’ Territorium. Als Stan König wurde, hat er Joseph diesen Sheriffbezirk übertragen.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich müsste Joseph um Erlaubnis bitten, um dir Hilfe schicken zu können.«
»Na, der gute Wille zählt ja auch schon.« Auch wenn mir natürlich aufgefallen war, dass Eric eigentlich gar nicht gesagt hatte, dass er es tun würde. »Aber die Hochzeit findet morgen im Laufe des Nachmittags statt, ein Vampir wäre also vermutlich sowieso keine große Hilfe.«
»Wenn du dir wirklich Sorgen machst, kannst du ja Alcide anrufen«, sagte Eric widerwillig. »Vielleicht kennt er den Leitwolf des nächsten Rudels dort unten, und möglicherweise wäre dieser Leitwolf bereit, dafür zu sorgen, dass alles gut geht. Aber Sam und seine Mutter kennen die anderen Zweigestaltigen in der Gegend bestimmt auch selbst.«
Ich wusste nicht, wie ernst ich die Böswilligkeit eines einzelnen Mannes nehmen musste, aber aus den Schemen seiner Gedanken wusste ich, dass es in der Stadt noch mehr Leute gab, die so dachten wie er. Vielleicht wäre es tatsächlich eine gute Idee, um Hilfe zu bitten. Andererseits, das war kaum meine Aufgabe.
»Und was ist bei dir so los?«, fragte ich und versuchte,ganz darauf konzentriert zu klingen. Eric hatte eigene juristische Probleme, ihm saß zurzeit der Vertreter des Ministeriums für Vampir-Angelegenheiten im Nacken wegen der Verletzung eines Gesetzes zur Leitung von Unternehmen in Vampirbesitz. Im Fangtasia hatte eine der Kellnerinnen einem weiblichen Gast des Nachtclubs versprochen, dass sie (die Kellnerin Cyndee) einen von Erics Vampiren mit etwas Schmiergeld dazu bringen könnte, die Frau zu beißen. Das war frei erfunden gewesen von Cyndee, aber das MVA musste der Anschuldigung trotzdem nachgehen. Und außerdem war da ja auch noch die angespannte Situation mit Erics Boss Victor Madden.
»Die Untersuchung des MVA wird uns sicher entlasten«, sagte er zuversichtlich, »aber heute war Victor mit seinem eigenen Wirtschaftsprüfer da und ist meine Geschäftsbücher durchgegangen. Das ist geradezu inakzeptabel. Cyndee kann ich
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