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Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)

Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)

Titel: Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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lief zum Pick-up hinaus. Auf dem Weg fiel mir auf, dass in keinem der anderen Gärten auch nur eine Menschenseele zu sehen war, obwohl sich der Samstagmorgen doch bestens zum Autowaschen, zur Gartenarbeit, für Garagenflohmärkte oder zum Basketballspielen eignete. Vielleicht hatten Bernies Nachbarn bereits gesehen, dass sich Ärger zusammenbraute, und wollten nichts damit zu tun haben.
    Eigentlich waren in ganz Wright nicht allzu viele Leute unterwegs. An einer Tankstelle sah ich einen korpulenten Mann, der sein Auto volltankte. Ich fing seinen Blick auf, als ich vorbeifuhr, und er wandte sich demonstrativ ab. Vielleicht hatte er den Pick-up erkannt. Eine ältere Frau führte ihren ebenfalls älteren Dackel spazieren. Sie nickte höflich. Ich erwiderte ihr Nicken.
    Die Hall Road fand ich problemlos; ich bog rechts ab. Es war eine sich lang hinziehende, staubige Asphaltstraße mit einigen verstreuten Geschäften in kleinen Pseudolehmbauten, die weit voneinander entfernt lagen. Ich begann mir die Schilder anzusehen, und es dauerte nicht lange, bis ich das mit der Aufschrift LOS COLMILLOS BEZIKRSTIERHEIM gefunden hatte. Es stand vor einem ziemlich kleinen Betongebäude, hinter dem sich zu beiden Seiten eines betonierten Gehwegs lange Reihen überdachter Zwinger hinzogen.
    Ich schaltete den Motor aus und sprang aus dem Pick-up. Wie still es hier war, wunderte ich mich. In einem Tierheim hätte ich eigentlich Gekläff und Gebell erwartet.
    Doch um die Zwinger lag eine eigentümliche Stille.
    Die Eingangstür war nicht verschlossen. Ich holte einmal tief Luft und stieß sie wieder aus. Aufs Schlimmste gefasst drückte ich die Tür auf und ließ sie offen stehen.
    Ich betrat einen kleinen Raum, in dem ein Schreibtisch mit einem abgenutzten, schmuddeligen alten Computer stand. Ein Telefon mit Anrufbeantworter war auch vorhanden, halb begraben unter einem Stapel Ordner. In die eine Ecke war ein schäbiger Aktenschrank gequetscht worden, und in der gegenüberliegenden Ecke lehnten zwei riesige Säcke mit Hundefutter und ein paar Plastikbehälter mit Chemikalien, die vermutlich zum Reinigen der Zwinger gebraucht wurden. Und das war alles.
    Die Tür in der Mitte der rückwärtigen Wand stand offen. Ich konnte sehen, dass es sich um den Zugang zu dem Gehweg zwischen den Zwingern handelte, wo die herrenlosen Hunde gehalten wurden.
    Gehalten worden waren.
    Sie waren alle tot. Mit Furcht im Herzen war ich durch die Tür gegangen, und diese Furcht war berechtigt gewesen. In jedem Zwinger lagen blutige Fellbündel.
    Ich hockte mich hin, einfach weil meine Knie nachgaben. Mein Gesicht war tränennass, noch bevor ich bemerkte, dass ich zu weinen begonnen hatte.
    Ich hatte schon viele tote Menschen gesehen, doch deren Anblick war nicht annähernd so schrecklich gewesen. Wohl weil ich irgendwie überzeugt davon war, dass Menschen sich in gewissem Maße immer selbst verteidigen können, und sei es nur durch Weglaufen. Und ich war auch überzeugt davon, dass Menschen manchmal – manchmal – mitverantwortlich waren für die Situation, die zu ihrem Tod geführt hatte, und sei es nur durch unkluge Entscheidungen. Aber Tiere … Tiere nicht.
    Ich hörte ein anderes Auto auf den Parkplatz fahren.Durch die offenen Türen sah ich, dass es der schwarze Ford Focus mit dem Kratzer in der Windschutzscheibe war. Meine Angst war schon so groß, dass ich keine weitere Angst mehr empfinden konnte. Die Türen wurden geöffnet. Drei seltsam zusammengewürfelte Personen stiegen aus und kamen langsam auf das Tierheim zu, die Köpfe hin- und herdrehend, wie um einen Geruch zu erschnüffeln. Sie durchquerten den kleinen Raum sehr vorsichtig, der größte Mann vorneweg.
    »Was ist hier passiert, Schatz?«, fragte er. Er war sehr groß und muskulös, hatte einen kahl rasierten Schädel und lilabraune Augen. Ich kannte ihn ziemlich gut. Er hieß Quinn und war ein Wertiger.
    »Irgendwer hat alle Hunde erschossen.« Ich konnte nur das Offensichtliche konstatieren, weil ich mich so verzweifelt bemühen musste, mich zusammenzureißen. Ich hatte Quinn seit Wochen nicht gesehen, nicht mehr, seit er versucht hatte, mich zu Hause zu besuchen. Was nicht allzu gut gelaufen war.
    Quinn wusste bereits, dass sie tot waren. Das hatte ihm sein Geruchssinn verraten. Er hockte sich neben mich. »Ich bin nach Wright gekommen, weil ich auf die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dir gehofft habe«, sagte er. »Aber ich wollte nicht, dass es hier stattfindet, umgeben von all diesem

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