Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
erkannte sie. Natürlich, auch sie hatte ein Schild: WER BELLT UND HEULT, SOLL IN DER HÖLLE HEULEN. Wie nett. Verwirrt und verärgert blickte sie in die Runde, so als könnte sie es nicht fassen, dass wir die Gott-Karte gespielt und damit über den Hass triumphiert hatten.
Als Nächstes kam das Apostolische Glaubensbekenntnis. »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen …«, erklang es im Chor in der Kirche und draußen. Bruder Arrowsmiths ernsthafte Stimme dröhnte weithin. Und es herrschte einen Moment lang Schweigen, als das Glaubensbekenntnis beendet war.
»Wir sind heute hier zusammengekommen, um zwei Menschen im heiligen Bund der Ehe miteinander zu vereinen …« Bruder Arrowsmith war mittendrin und machteimmer weiter mit dem, was wahrscheinlich die feierlichste, getragenste Hochzeit war, die je in dieser Kirche stattgefunden hatte – darauf hätte ich Geld verwettet. Und auch die Leute draußen lauschten, als Deidra mit zittriger Stimme einwilligte, die Ehefrau von Craig zu werden, der angespannt und ehrfürchtig zugleich klang.
Es war wunderschön.
Es war genau das, was wir brauchten, um das Ruder herumzureißen.
Allmählich begannen die Feindseligen sich zu entfernen, bis nur noch wenige unverdrossene Hasserfüllte übrig waren. Alle Zweigestaltigen blieben. Als Craig und Deidra zu Mann und Frau erklärt wurden und die Orgelmusik triumphierend anschwoll, wurde draußen auf der Straße sogar applaudiert.
Ich lehnte mich an die Wand neben der Kirchentür, denn ich fühlte mich, als wäre ich eben einen Marathon gelaufen. Die kleine Hochzeitsgesellschaft lief umher, alle umarmten und gratulierten einander und Sam machte sich schließlich los und kam den Mittelgang entlang zum mir ins Vestibül.
»Das war eine großartige Idee«, sagte er.
»Ich dachte, es könnte nichts schaden, alle mal daran zu erinnern, wo sie sind und wer ihnen zusieht«, erwiderte ich.
»Ich sorge dafür, dass uns der nächste Spirituosenladen ein Fass Bier nach Hause liefert und der Lebensmittelladen jede Menge Snacks«, sagte Sam. »Wir müssen all denen, die von so weit weg angereist sind, unbedingt danken.«
»Zeit für den Hochzeitsempfang?« Braut und Bräutigam, die so glücklich aussahen, wie es zwei jungen Leuten möglich war, gingen voran durch eine Hintertür der Kirche auf dem Weg hinüber zum Gemeindezentrum.
»Ja.« Sam hing ein paar Minuten lang an seinem Handy und gab alle Vorbereitungen für eine improvisierte Party nach dem Hochzeitsempfang in Auftrag.
Ich wollte Sam von diesem glücklichen Familienfest zwar nicht abhalten, aber es gab ein paar Dinge, über die wir reden mussten. »Woher wussten die alle, wann genau sie hier sein mussten?«, fragte ich.
»Keine Ahnung«, sagte Sam verdutzt. »Ich dachte, Twitter oder irgend so eine Webseite im Internet …«
»Ja, das habe ich begriffen. Aber einige dieser Leute hatten stundenlange Anreisen. Und der Ärger ging erst heute Morgen los.«
Sam wurde sehr nachdenklich. »Das war mir noch gar nicht aufgefallen«, sagte er.
»Na ja, du hattest Wichtigeres zu tun.«
Er verzog lächelnd den Mund. »Könnte man so sagen. Und, hast du eine Theorie?«
»Sie wird dir nicht gefallen.«
»Natürlich nicht. Mir gefällt nichts an dieser ganzen Sache. Aber trotzdem, raus damit.« Wir waren inzwischen auf dem überdachten Gehweg zwischen Kirche und Gemeindezentrum, und ich sah, dass das ganze Grundstück von Zweigestaltigen umringt war, die alle auf der Hut waren. Sie hatten ihren Wachdienst noch nicht beendet, auch wenn vielleicht siebzig Prozent der Demonstranten schon gegangen waren. Darüber war ich froh, denn ich glaubte nicht, dass es schon ganz vorbei war. Das Schlimmste war bestimmt noch fürs Ende aufgespart worden, bestenfalls.
»Ich musste darüber nachdenken, als ich sah, wie viele Leute gekommen sind. Das alles war lange geplant, glaube ich. Irgendwie hat sich die Nachricht von der Hochzeit verbreitet, und irgendwer hat beschlossen, dass dies eine Möglichkeit ist, mal auszuprobieren, wie eine organisierte Demonstration verläuft … wie die Stimmungslage so ist. Wenn das hier gut gelaufen wäre für die Arschlöcher, die da draußen herumgeschrien haben – wenn die Hochzeit abgesagt worden wäre oder die Werwölfe einen Menschen angegriffen und getötet hätten –, dann wäre dies ein Modell für andere Gelegenheiten gewesen.«
»Aber die Werwölfe sind uns doch auch zu Hilfe gekommen.«
Ich nickte.
»Du meinst, die Zweigestaltigen wurden
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