Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
jemand, der ganz genau wusste, dass er einen großen Fehler machte.
Vielleicht sollte ich in der Küche bleiben? Sehr lange? Vielleicht den ganzen Rest des Abends? Ich war ziemlich müde, aber ich wollte mich auch nicht zur Geisel meines eigenen sozialen Instinkts machen.
Ich hörte die Toilettenspülung rauschen. Luna kam in die Küche und steuerte direkt auf die Hintertür zu. Als sie mich bemerkte, blieb sie neben mir stehen und sah sich die Szenerie an.
»Okay, wer ist dieses dürre Modeopfer da draußen?«
»Sams richtige Freundin.« Luna hob die Augenbrauen, und ich beeilte mich, es ihr zu erklären. »Er hatte michschon gebeten, mit ihm zu dieser Hochzeit zu fahren, als er noch gar nicht mit Jannalynn zusammen war. Außerdem verhält sie sich manchmal etwas seltsam, worauf Sam seine Familie erst noch vorbereiten wollte, aber nicht, während sie wegen der Probleme mit der Hochzeit so unter Druck steht.«
»Hmmm. Also taucht er mit der präsentableren Freundin bei der Familie auf und lässt die dürre … und sehr seltsam gekleidete … zu Hause. Und dann kommt sie einfach. Und du glaubst, sie ist seine richtige Freundin? Du hast wirklich einen Scheißtag, Sookie.«
»Leider geht’s nicht nur mir so. Sondern auch Sam und seiner Mutter.« Ich warf einen Blick auf die Gäste. »Tja, zumindest ich sehe nur noch ein oder zwei Menschen hier.« Sams Freundin Sister war immer noch auf der Party, und ich entdeckte Jared Lisle, der sich mit einer der Biker Babes unterhielt. Sie flirteten heftig.
»Ach, übrigens, ich denke gerade, ich erzähl’s dir mal«, sagte Luna plötzlich unvermittelt. »Ich bin durch die Hecke in den Garten nebenan geschlichen, um mit diesem süßen Typ in der tarnfarbenen Hose zu knutschen, dem Chinesen? Er ist Werwolf und Polizist in Fort Worth, im Team für taktische Einsätze.« Sie hielt einen Moment inne und wartete meine Reaktion ab.
»Ein Bild von einem Mann«, sagte ich. »Klasse, Luna.« Auf diesem Empfang nach dem Empfang schienen sich ja jede Menge Paare zu finden.
Sie freute sich. »Jedenfalls, während wir direkt auf der anderen Seite der Hecke herumknutschten, habe ich so einen üblen Geruch im Haus nebenan gerochen.«
Ich schloss die Augen für einen langen Augenblick. Dann erzählte ich Luna von den Erfahrungen mit Jim Collins in den letzten beiden Tagen. »Kannst du mal genauer sagen, was du mit ›übel‹ meinst?«, fragte ich.
»Übel, so wie totes Fleisch. Vielleicht hat jemand den Kerl ermordet.« Lunas muntere Stimme klang nicht sonderlich bestürzt. »Hört sich nach keinem großen Verlust an. Aber du weißt ja: Man wird es den Zweigestaltigen in die Schuhe schieben.«
»Ich sollte wohl besser mal nachsehen gehen«, sagte ich, obwohl ich gar keine Lust dazu hatte. Wenn Jannalynn nicht aufgetaucht wäre, hätte ich Sam gebeten mitzukommen. Aber das war im Moment völlig unmöglich.
Ich wollte nicht durch die Vordertür zu Collins’ Haus hinübergehen. Wer wusste schon, wer sonst noch Bernies Haus beobachtete, vielleicht Fotos machte? Keine Ahnung, ob die Fernsehleute bereits wieder weg waren. Vermutlich ja, aber es könnten noch ein paar Unverdrossene mit ihren eigenen Kameras da draußen sein. Wenn ich allerdings zur Hintertür hinausging, würde ich Jannalynn in die Arme laufen – und auch wenn das früher oder später sowieso passieren würde, war es mir doch lieber, es so lange wie möglich aufzuschieben. Ich versuchte, sie nicht zu beobachten. Sie gab sich als ganz normaler Partygast – schüttelte Hände, lachte und nahm immer wieder einen großen Schluck von dem Bier, das sie in der Hand hielt.
»Scheiße«, sagte ich.
»Sie sieht gut aus«, räumte Luna ein. »Ich wette, Sam kommt innerhalb der nächsten drei Minuten herein, um ihr eine Jacke zu holen.«
Ich gestand mir selbst ein, dass ich Jannalynn nicht mochte, weil ich fand, dass Sam eine viel bessere Frau verdient hatte, eine Frau mit mehr Selbstbeherrschung. Tja, hier stand ich also und spähte aus dem Fenster wie eine Kriminelle, die einen Fluchtversuch plant, nur damit diese Frau keinen Aufstand machte.
»Sie hat Hunger«, sagte Luna. »In einer Minute wird sie sich was zu essen holen.«
Tatsächlich, Jannalynn wandte dem Haus vollständig den Rücken zu, um sich über den Tisch zu beugen und Gewürz auf ihr Hamburger-Brötchen streuen zu können. Ich schlich mich aus dem Haus und eilte mit leisen, raschen Schritten über den Rasen … mit Luna auf den Fersen, wie ich bemerkte, als ich
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