Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
ältere Vampire sind bereit, die Verantwortung für die Kontrolle und Erziehung eines neuen Vampirs zu übernehmen.
Ich wundere mich immer, wenn ich lese, dass jemand zum Vampir werden möchte. Es gibt tatsächlich Leute, die bereit sind, das Tageslicht gegen die dunkle Nacht einzutauschen, und kein Problem damit haben, ihre Lieben verblühen und altern zu sehen. Vermutlich lieben sie die gesteigerte Geschwindigkeit und Kraft der Vampire und deren Fähigkeit, andere in ihren Bann zu ziehen, mehr als ihr menschliches Leben. Oder haben sie einfach nur Angst vor dem Tod? Ich versteh’s nicht. Ein Holzpfahl mitten durchs Herz macht ihnen doch im Nu den Garaus. Sie sind nicht unverwundbar, und mit abgeschlagenem Kopf ist jeder tot, ob Vampir oder Mensch.
Es stimmt übrigens, dass ein Vampir die Schwelle eines Privathauses ohne Einladung nicht überschreiten kann – der Bewohner muss dem Vampir ausdrücklich erlauben,das Haus zu betreten. Und sogar noch interessanter: Diese Erlaubnis kann wieder entzogen werden, sodass das Haus dann sicher ist vor eindringenden Vampiren. Ich hatte schon einigen Spaß mit dieser Regel in der Vergangenheit, und es ist gut zu wissen, dass sie funktioniert.
Alles in allem bedaure ich manchmal, dass ich überhaupt je einen Vampir zu Gesicht bekommen habe, oder auch nur einen Sechserpack »TrueBlood« im Supermarkt, aber letztlich muss man sich immer an die Welt um sich herum anpassen. Und im Anpassen bin ich ziemlich gut geworden.
DIE ZWEIGESTALTIGEN
Als die Vampire den Menschen verkündeten, dass es sie wirklich gibt, dachten alle, die Welt würde kopfstehen. Ach, mein Universum stand tatsächlich kopf, als ich zum ersten Mal einen Vampir traf. Und ich habe mich natürlich gleich in ihn verliebt. Wenn mir das nicht passiert wäre, würde mein Leben wohl heute noch ziemlich vorhersehbar verlaufen.
Als ich kurz danach dann herausfand, dass manche Leute sich in andere Lebewesen verwandeln können, war das ein weiterer echter Schock. Mein Lieblingsboss Sam Merlotte war der Erste, den ich in seinen beiden Gestalten sah.
Es gibt offensichtlich zwei Arten von Zweigestaltigen: Gestaltwandler, die sich in jedes beliebige Tier verwandeln können, und Wergeschöpfe, die sich nur in ein einziges Tier verwandeln. Die zahlenmäßig größte Gruppe unter ihnen sind die Werwölfe, und darauf sind sie so stolz, dass sie sich manchmal für etwas Besseres halten. Im engeren Sinne sind sie natürlich alle Gestaltwandler. Sie können die Gestalt ihres Körpers verändern. Aber man wird nie hören, dass einWerwolf von sich selbst als einem Gestaltwandler spricht, und Sam würde sich nie einen Wer-Irgendwas nennen.
Innerhalb dieser beiden großen Gruppen gibt es so eine Art Kastensystem. Man gehört entweder durch Biss oder von Geburt dazu. Wenn man so geboren wurde, ist man das Kind zweier vollblütiger zweigestaltiger Menschen. Und man ist immer das erstgeborene Kind dieser Eltern. Die jüngeren Geschwister können ihre Gestalt nicht verwandeln. Wenn man durch Biss so wurde, hatte man eine unselige Begegnung mit einem Zweigestaltigen in seiner Tiergestalt und wurde von diesem (ja, genau) gebissen. Meistens hat so etwas keine Folgen, und alles bleibt beim Alten. Aber wenn es Folgen hat, fühlt man sich um den Vollmond herum plötzlich ganz merkwürdig, und man wird zu einer Gestalt halb Mensch, halb Tier, sobald der Vollmond am Himmel steht. (Wie Lon Chaney Jr. in ›Der Wolfsmensch‹.) Man bleibt länger gesund und vital als seine normalen Menschen-Freunde, aber leider muss man auch zugeben, dass man wahrscheinlich nicht so lange leben wird wie sie.
Sam ist vollblütiger Gestaltwandler und kann sich also in jede beliebige Tiergestalt verwandeln, obwohl er die eines Hundes am liebsten mag. Die meisten Gestaltwandler bleiben bei einer Gestalt, in der sie sich besonders wohlfühlen, so wie beim Lieblingshemd oder einem Paar Schuhe, das einfach perfekt passt. Sam ist allerdings auch großartig als Löwe, um das hier kurz zu erwähnen.
Die Werwölfe sind noch größere Geheimniskrämer als die Vampire. Kein Wunder – da sie weder in einem Sarg schlafen noch tagsüber plötzlich verschwunden sind, fällt’s ihnen viel leichter, sich in die Gesellschaft einzufügen. Ich kenne eine Menge Werwölfe, und ich finde immer wieder Neues über sie heraus. Wenn mir jemand erzählt hätte, dass es in Shreveport eine geheime Bar für Gestaltwandler gibt, hätte ich ihn für verrückt erklärt – auch wenn da wohl
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