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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Neuberger
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unterkriegen lassen sollen, was einfacher gesagt, als getan war.
    Als Jaqui anbot, mich nach
Hause zu fahren, nahm ich ihr Angebot dankend an. Vielleicht reichte es für
einen Tag, die Angst einmal überstanden zu haben. Ein Schritt nach dem anderen.
    Auf dem Weg zum Auto hielten
mich die Anwesenheit und die Plauderei von Jaqui tatsächlich davon ab, der
Angst mehr Raum zu geben. Zwar fühlte ich mich nicht mehr so behütet wie im
Lokal, aber ganz so furchterregend wie auf dem Hinweg war meine Panik auch
nicht. Sie war ganz erträglich und ich schaffte es, sie vor meiner Freundin zu verbergen.
Obwohl mir dies nur mit Mühe gelang und ich zugeben musste, dass ich ihrer
Geschichte nur mit einem Ohr lauschte und nicht ganz folgen konnte. Aber ihr fiel
dies allem Anschein nicht auf.
    Erst als ich ins Auto stieg und
die Türe schloss, konnte ich mich wieder konzentrieren, weil ich mich sicherer
fühlte.
    Jaqui fuhr aus der Parklücke
und um die Ecke auf die Straße, die am Lokal, in dem wir eben noch saßen,
vorbeiführte. Ich ließ meinen Blick über die Straße und die Lokale schweifen,
die wir passierten, und lauschte dem komischen Song, der offenbar ein
spiritueller Glockenklang war, der aus dem Autoradio kam. Die Leute, an denen
wir vorbeifuhren, kannte ich alle nicht, und sie nahmen keine Notiz von uns.
    Doch unter all den Menschen
erblickte ich plötzlich ein Gesicht, das mir bekannt vorkam. Ich starrte aus
dem Fenster und versuchte vergeblich, einen genaueren Blick zu erhaschen und
presste mich an die Fensterscheibe. Ich hatte keine Zweifel, dass der Mann, in
dessen wunderschönes Gesicht ich blickte, mein Retter war. Diese Augen hätte
ich in meinem Leben nicht vergessen. Die Erinnerung an den „Traummann“, der mir
zu Hilfe geeilt war, wurde wieder lebendig und so genau, als wäre es gerade
erst passiert. Ich hatte nur einen Blick für ihn und schaute auch, als das Auto
langsam an ihm vorbeifuhr, auf ihn. Ich drehte mich sogar um, damit ich ihn
weiterhin mit offenem Mund anstarren konnte. Aber es war, als hätte auch er nur
Augen für mich. Ich konnte mir nicht einbilden, dass auch er mich genau im Auge
behielt.
    Sein Blick wirkte aber nicht so,
als hätte er mich gerade zufällig entdeckt und wäre überrascht gewesen, mich zu
sehen. Anders als ich, starrte er mich nicht verblüfft an, sondern beobachtete
mich. Auch als das Auto an ihm vorbeifuhr, hielt er den Blick auf mich
gerichtet. Seine Augen wirkten so gütig, weich und ruhend auf mich gerichtet.
Er schenkte mir ein beruhigendes Lächeln, wie damals bei dem Überfall. Nun war
ich mir umso sicherer, dass ich mir nicht einbildete, dass es sich um den
gleichen Mann handelte.
    Mein Herz raste, aber diesmal
nicht aus Angst wie auf dem Hinweg, sondern vor Aufregung, meinen Retter
wiedergesehen zu haben. Als er langsam aus meinem Blickwinkel verschwand, spürte
ich, dass ich nicht bereit war, ihn gehen zu lassen. Ich wollte ihn weiterhin
anstarren, sein Lächeln sehen, dass mich tief im Inneren berührte. Ich wollte
es festhalten, für immer spüren. Auch wenn ich ihn nicht mehr sehen konnte,
musste ich irgendwie lächeln, weil das Gefühl in mir so wunderbar war.
    „Was ist los? Alles okay?“, holten
mich Jaquis Worte aus meiner Welt wieder zurück.
    „Ja, ja, ich dachte nur, ich
hätte jemanden gesehen, den ich kenne. Aber ich glaube, ich habe mich
getäuscht.“
    Offenbar reichte ihr die
Antwort und sie fuhr ohne ein weiteres Wort die Straße entlang. Ich war nicht
bereit, ihr die Geschichte und meine Gefühle zu erklären. Zum einen weil ich
dann mehr vom Überfall preisgeben müsste, als ich es bisher getan hatte, und
zum anderen, weil ich selbst nicht erklären konnte, warum dieser Mann, den ich
eigentlich nicht kannte, solche Gefühle in mir auslöste. Es war schlicht und
ergreifend verrückt, dass mich sein Anblick und sein Lächeln in solche
Hochstimmung versetzen konnten. Klar, er sah unwiderstehlich aus und ein
Treffen hätte mir vermutlich die Schamesröte ins Gesicht getrieben, aber dass
sein entfernter Anblick durch das Fenster eines fahrendes Auto mich wie ein
Honigkuchenpferd grinsen ließ, war einfach unglaublich.
    Zum Glück bemerkte Jaqui mein
Grinsen nicht.
    Nachdem ich mich von ihr
verabschiedet hatte, lächelte ich immer noch. Vermutlich glaubte Jaqui einfach,
dass ich mich über unser Treffen so gefreut hatte.
    In meiner Wohnung war ich immer
noch guter Stimmung, auch, als ich im Bett lag, spielte ich die Fahrt an

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