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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Neuberger
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nicht zuteilwurde
und ich mich, sollte es in seltenen Fällen doch passiert sein, meist unwohl
dabei fühlte, störte es mich heute nicht. Ich vermutete, dass die meisten
Kollegen aus Anteilnahme und wirklichem Interesse fragten, was mir das Gefühl verlieh,
dass doch ein paar Menschen mehr als gedacht etwas an meinem Wohlbefinden lag.
    Erst mein Chef schaffte es,
meine gute Laune und mein friedliches Wohlbefinden jäh zu zerstören.
    „Können Sie mir verraten, warum
Sie hier rumstehen und plaudern? Sie haben mich mehr als genug Zeit gekostet
und in Verzug gebracht, weil Sie Ihre Arbeit einfach haben liegenlassen. Also
los, machen Sie sich jetzt an Ihre Arbeit! Ich werde Sie ganz bestimmt nicht
für das Rumplaudern bezahlen.“ Mit diesen Worten rauschte er so schnell wieder
ab, wie er herangestürmt gekommen war und ich erinnerte mich sofort wieder
daran, warum ich die Arbeit bisher gehasst hatte.
    Mit gesenktem Kopf schlich ich
an meinen Platz. Als ich mich setzte, musste ich daran denken, dass nun wohl
wirklich alles beim Alten war. In diesem Moment konnte ich dem „Alten“ nicht
mehr so viel abgewinnen, wie noch vor wenigen Minuten.
    Nachdem ich meine Arbeit in
Rekordzeit verrichtet und noch nicht einmal mein Mittagessen in der Kantine
eingenommen hatte, machte ich mich auf den Heimweg. Wieder überkam mich dieses
komische Gefühl, beobachtet zu werden. Und wieder konnte ich niemanden sehen,
der die Augen auf mich richtete. Erst als ich mich verwirrt mitten auf dem
Gehweg nach allen Seiten umschaute, blickten mich ein paar Augenpaare
verständnislos an. Nach kurzer Zeit besann ich mich und rief mir in Erinnerung,
dass alles gut war und dieses Gefühl reine Einbildung war. Wer sollte schon
Interesse an meinem Leben haben?
    Die nächsten Tage verstrichen
wieder wie vor dem Vorfall. Nur manche Kollegen betrachteten mich nun mit
anderen Augen. Auch wenn die Fürsorge seit dem ersten Tag nach meinem
Zwangsurlaub etwas abgeflaut war, nahmen sie mich dennoch weiterhin anders wahr.
Sie lächelten mir zu und ich saß beim Mittagessen sogar mit ein paar Kollegen
zusammen, die mich zuvor nie groß beachtet hatten. Meinem Sozialleben auf der
Arbeit hatte es zumindest nicht geschadet. Aber von einer großen Veränderung konnte
nicht die Rede sein. Mein Alltag hatte ziemlich schnell in den alten Rhythmus
zurückgefunden. Ich stand auf, ging zur Arbeit, ließ mich dort zur Schnecke
machen, ohne mich zu wehren, und ging niedergeschlagen nach Hause. Anders war
nur, dass mich das Gefühl, beobachtet zu werden, weiterhin auf jedem Weg
begleitete. Der Überfall schien mir Jahre zurückzuliegen und die ganze
Geschichte irgendwie unwirklich, aber dieses innere Gefühl blieb. Doch
mittlerweile hatte ich es akzeptiert, schenkte ihm keine Beachtung mehr und
drehte mich auch nicht mehr reflexartig auf der Straße um. Es war zu einer Art
ständigem Begleiter geworden, dessen Anwesenheit zur Normalität mutiert war.
    Erst, als ein erneutes Treffen
mit meinen Freundinnen anstand, veränderte es sich. Hatte das innere Gefühl bei
mir bisher keine Panik oder Angst ausgelöst, spürte ich nun beim Gedanken an
das Treffen Furcht in mir aufsteigen. Ich merkte, wie mein Puls raste und ich
einen Schweißausbruch bekam. Nachdem ich abgelehnt hatte, dass mich Sarah zum
Treffen abholte, musste ich da alleine durch.
    Trotz der inneren Unruhe zwang
ich mich, meine Wohnung zu verlassen und mich auf dem Weg zum Treffen zu
machen. Die Sorge wuchs in mir und langsam wurde es eine ausgewachsene
Panikattacke, auch mein Atem beschleunigte sich. Das Gefühl, beobachtet zu
werden, begleitete mich außerdem. Aber machte es mir zuvor keine Angst, blickte
ich nun angespannt hin und her und glaubte, an Verfolgungswahn zu leiden. Ich
schaute mir die Menschen, denen ich begegnete, genau an. Zwar hatte ich mir
immer Horrorstorys ausgemalt, wenn ich alleine unterwegs war, aber diesmal war es
nicht nur eine kleine Angst, die in mir lauerte. Bei jedem Menschen, der mich
nur schief anguckte, glaubte ich, er würde ein Messer ziehen.
    Als ein Mann mich schon von Weitem
ins Visier nahm, ballte ich meine Hände zu Fäusten und beschleunigte meinen Schritt
noch etwas mehr, um es schnell hinter mich zu bringen. Er hielt den Blick starr
auf mich gerichtet und auch ich behielt ihn im Auge. Ich war mir sicher, dass
er mir an den Kragen wollte. Mein Puls raste, meine Hände schmerzten bereits,
weil ich sie so fest als Fäuste ballte. Als wir fast auf gleicher Augenhöhe

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