Die Welt in mir (German Edition)
einer anderen Welt in
mir trug. Vielleicht hatte ich einfach eine Schwäche für gutaussehende Männer,
und mein Verstand war nicht in der Lage, ihnen zu widerstehen. Und um ihnen zu
gefallen, spiegelte ich ihr Verhalten. In einer Zeitschrift hatte ich mal
gelesen, dass Frauen und Männer sogar die Bewegungen ihres Gegenübers
imitieren, wenn sie dieses attraktiv finden. Und dass ich Alex und Josh
ansehnlich fand, musste ich mir selbst eingestehen. Es war albern, auch nur
einen Moment anzunehmen, dass an seiner Geschichte irgendetwas stimmte. Dennoch
konnte ich mich nicht dagegen wehren, dass sich etwas in mir tat.
Auch wenn ich versuchte, eine
andere Erklärung zu finden, während ich darüber nachdachte, beruhigte ich mich
zunehmend und ich merkte, dass der Einfluss von Josh wieder stärker wurde. Ich
fühlte mich wieder wohler in seiner Nähe. Auch der innere Frieden kehrte
langsam zurück. Das Blut, das eben noch in meinen Adern gerauscht hatte, ebbte
ab, und mein Puls schlug wieder normal. Es war sicherlich wahnsinnig. Dennoch
konnte ich nicht anders, als es noch einmal zu durchdenken. Es gab einen
Unterschied, ob die Bewegung des Objektes der Begierde gespiegelt wurde oder
die Gefühle. Wie konnte es sein, dass ich diese Gefühle in mir hatte. Sie
hatten sie nicht geäußert und so feinfühlig, sie an der Bewegung oder
Körperhaltung abzulesen, war ich nie gewesen.
Was war, wenn an dem, was er
mir sagte, doch etwas Wahres dran war? Auch wenn es wohl das Absurdeste war,
was ich je gehört hatte, konnte es vielleicht auch stimmen? Und wenn es stimmte,
was bedeutete das für mich? Er hatte etwas von Gefahr gesagt und dass es unklar
war, ob mein Geheimnis noch sicher war. Zwar glaubte ich ihm noch nicht
restlos, dennoch schlich sich ein Gedanke in mein Bewusstsein. Hieß das, jemand
wollte mir was tun? Bevor ich es alles als Hirngespinst abhakte und die beiden
zum Teufel jagte, sollte ich vielleicht rausfinden, was wirklich dahinter
steckte. Denn wenn es stimmte oder auch wenn seine Geschichte ausgedacht war,
aber mir wirklich jemand was tun wollte, wäre es bestimmt dumm, die zwei Kerle
wegzuschicken, die mich schützen wollten. Und dass sie dies taten, hatten sie
bereits einmal bewiesen.
Auch wenn ich mich mittlerweile
beruhigt hatte, wirkte Josh unsicher. Nachdem ich lange Zeit still gewesen war
und meinen Gedanken nachgehangen hatte, ohne wirklich auf seine Worte zu
reagieren, war er ganz offensichtlich nervös geworden. Ich hatte also keine
beruhigende Wirkung auf ihn, so wie er auf mich. Interessant.
„Du musst es mir genauer
erklären. Wie halte ich das Gleichgewicht, und was verändere ich? Und wer will
mir etwas tun?“
Meine Worte gaben ihm allem
Anschein nach neue Hoffnung, dass ich ihm doch glaubte. Sein Blick hellte sich
auf und die Anspannung aus seinen Schultern verschwand außerdem.
„Ich werde dir jede Frage
beantworten, die du hast. Versprochen! Ich sage dir alles, was du willst“, sagte
er und lächelte.
Spätestens jetzt war ich wieder
hin und weg von dem Mann, der mir so viel Neues berichtet hatte und dem
gegenüber ich wohl etwas länger hätte skeptisch sein sollen. Doch er strahlte
Vertrauen aus und ich konnte mich nicht dagegen wehren, ihm Glauben zu
schenken.
„Nun gut. Man könnte sagen, du
bist eine Art Vertrag oder Gefäß, in das beide Seiten eine gewisse Macht
hineingegeben haben. Dadurch wird die Waage gehalten. Diese Macht, die nun in
dir ist, hat zur Folge, dass niemals eine Seite gewinnen wird. Die Bemühungen
sind vollkommen sinnfrei. Somit hörten die Kämpfe in meiner Welt nach und nach
auf. Auch die Übersiedler, wie diejenigen genannt wurden, die von ihrer auf die
andere Seite wechselten, gibt es heute nicht mehr. Alles hat wieder seine Ordnung,
alle können auf ihrer Seite friedlich leben. Wenn man bei den Bösen überhaupt
davon sprechen kann“, sagte Josh beinahe beiläufig.
„Wieso ich?“, fragte ich leise.
Dies war die Frage, die tief in meinem Inneren brannte. Wieso hatte mich dieses
Schicksal getroffen. Und nach seiner Erklärung stellte ich mir noch eine andere
Frage, die ich, ohne die Antwort auf meine erste abzuwarten, an Josh richtete.
„Bin ich auch aus deiner Welt?“ Ich traute mich nicht, zu fragen, ob ich von
der guten oder bösen Seite stammte.
„Oh nein. Du bist nicht aus
meiner Welt. Die Mächtigen entschieden sich dazu, diesen Vertrag hier in dieser
Welt zu verstecken. In einem Menschen. Denn hier bei euch sind die Grenzen
zwischen gut
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