Die Welt in mir (German Edition)
nicht mehr alle hatten. War ich bei versteckter Kamera oder nur
zwei Psychopathen in die Arme gelaufen?
„Josh, ich weiß, dass du dir bestimmt
Mühe gibst. Aber ich verstehe einfach nicht, was du mir sagen willst. Ich bin
sicherlich nicht so etwas Besonders, dass ich Gut und Böse im ‚Gleichgewicht’
halten kann. Ich mache doch gar nichts und bin einfach nur ein ganz
unscheinbares Mädchen“, ich hoffte, ihm damit wirklich deutlich zu machen, dass
ein Irrtum vorliegen müsse oder dass er sich mehr als ungeschickt ausdrückte.
„Oh, glaub mir, Clara, du bist
alles andere als unscheinbar und wohl für meine Welt der wichtigste Mensch auf
Erden.“
Mein Herz raste, als ich diese
Worte höre. Was sollte das heißen? Flirtete er mit mir? Ich konnte nichts
dagegen machen, dass ich wie ein Honigkuchenpferd grinste, und auch auf Joshs
Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Der Mann war so schön. Wie gern hätte
ich ihn jetzt berührt. Ich erinnerte mich noch an das letzte Mal, wo die
Berührung ein Feuerwerk in mir ausgelöst hatte. Er gab mir ein unglaublich
tolles Gefühl. Aber statt mich weiterhin in seinem Lächeln sowie seinen Augen
zu verlieren und ihn wie ein albernes Schulmädchen anzugrinsen, wendete ich
meinen Blick ab. Denn ich durfte mich nicht von einem Lächeln um den kleinen
Finger wickeln lassen. Dieser Mann redete bisher einfach nur Unsinn. Durch
Komplimente durfte ich mich nicht vom normalen Weg abbringen lassen. Wenn ich
meine Frage beantwortet bekommen wollte, durfte mich seine Anwesenheit nicht ablenken.
Allem Anschein nach hatten sie nicht nur gemeinsam die Macht, um mich ins Chaos
zu stürzen, sondern auch getrennt voneinander. Obwohl nur Josh hier war, war
mein Inneres total in Aufruhr, weil er mich anlächelte. Ich hielt meinen Blick
weiterhin gesenkt, und tatsächlich gelang es mir, wieder einen klareren Kopf zu
bekommen. Meinem Verstand traute ich aber weiterhin nicht über den Weg. Ebenso
wenig wie meinem Herz, das sich ganz offensichtlich von einem Lächeln sofort in
den Bann ziehen ließ und zu rasen begann.
„Hör zu Clara. Ich komme nicht
von hier.“ Was sollte das heißen? Dass er aus einem anderen Land war? Oder
einer anderen Stadt? Das war doch wirklich nichts Aufregendes, und mal ehrlich,
es gab doch gerade Wichtigeres.
„Ich meine damit, dass deine
Welt nicht meine ist. Ich komme aus einer, wie soll ich sagen, Parallelwelt und
bin nur hier, um dich zu schützen. Denn in meiner Welt bist du sozusagen die
Königin.“
Okay, jetzt war ich mir
vollkommen klar darüber, dass er ein Psychopath war. Zwar ein sehr gut Aussehender,
aber der hatte sie doch nicht mehr alle! Wie sollte ich den nur aus meiner
Wohnung raus bekommen? Parallelwelt. Dass ich nicht lachte. Und ich dachte,
dass ich meinen Verstand verlieren würde. Ich fühlte mich unbehaglich, und das
sonst so gute Gefühl, dass Josh mir gab, wurde von aufsteigender Panik, einem
Verrückten gegenüberzusitzen, überschattet. Auch wenn ein kleiner Teil in mir
sehr traurig war, dass so ein gutaussehender Mann nicht mehr alle Tassen im
Schrank hatte. Vor allem, da er mein Herz höher schlagen ließ. Jetzt musste ich
wohl einsehen, dass ich einfach kein Glück in Sachen Männer hatte und auch
dieser nicht Mr. Right war, sondern Mr. Psycho. Vielleicht waren sie auch
irgendwo ausgebrochen oder glaubten, dass sie von einem anderen Stern wären. So
oder so: Er war nicht ganz dicht. So viel stand fest. Eine andere Erklärung
konnte es nicht geben, auch wenn es mich weiterhin deprimierte. Wenigstens
hatte ich beim nächsten Treffen mit den Mädels mal eine gute Geschichte zu
erzählen. Obwohl sie mich bestimmt dafür rügen würden, dass ich zwei fremde
Männer in meine Wohnung gelassen hatte. Hoffentlich musste ich jetzt nicht
umziehen, weil sie mich weiterhin belästigten. Oh Mann, da treffe ich einmal
zwei atemberaubende Männer, und dann haben sie nicht alle Tassen im Schrank.
Wie schade!
„Du denkst sicherlich, ich sei
verrückt.“ Ganz richtig geraten, Mister!
„Ich gebe zu, dass ich mich
hier nicht sehr gut schlage und ich mir an deiner Stelle auch nicht glauben
würde. Aber es ist die Wahrheit. Meine Welt ist etwas anders. Bei uns gibt es
nur zwei Seiten. Gut oder Böse“, versuchte es Josh erneut.
Doch meine Skepsis war immer
noch da. Ein kleiner Teil in mir wollte ihm unbedingt glauben, weil er so
wahnsinnig tolle Gefühle in mir auslöste. Aber mein Verstand ließ sich nicht so
schnell überzeugen wie mein Herz.
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